Der Zementriese LafargeHolcim soll leichtfüssiger werden. Der neue Chef Jan Jenisch arbeitet zurzeit an Vereinfachungen, an den Verbesserungen von Abläufen und er will an der Kostenschraube drehen.
Komplexitäten würden abgebaut, liess Jan Jenisch am Freitag verlauten. Die Länderorganisationen beispielsweise sollen in der Geschäftsführung die Freiheit erhalten, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Konkrete Massnahmen will Jenisch erst im kommenden März bekannt machen.
Er nutzte die Publikation der Zahlen zum dritten Quartal, um seine erste Bestandesaufnahme nach Amtsantritt im September kundzutun. Und diese lautet: LafargeHolcim muss über die Bücher. "Ich habe in den letzten Wochen zahlreiche unserer Standorte besucht", sagte er an einer Telefonkonferenz vom Freitag. Er sei beeindruckt. "Die besten Mitarbeitenden, die beste Marke", sagte er. Und doch würden die vorgelegten Quartalsergebnisse nicht das volle Potenzial von LafargeHolcim spiegeln.
Im dritten Quartal brach der Gewinn um fast 60 Prozent auf 433 Millionen Franken ein (471 Millionen Franken inklusive Minderheiten). Als Grund für den Rückgang nennt das Unternehmen unter anderem höhere Veräusserungsgewinne im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz sank um 1,3 Prozent auf 6,94 Milliarden Franken.
Neue Prognosen
Nach neun Monaten liegt der Umsatz 4,7 Prozent tiefer bei 19,42 Milliarden Franken. Der Gewinn legte aber um 8,1 Prozent auf knapp 1,45 Milliarden zu. Das Gesamtjahr wird aber weniger gut ausfallen als bisher angenommen. Jan Jenisch korrigierte die Prognose nach unten.
Hatte die frühere Führung noch mit zweistelligen Wachstumsraten auf Stufe des bereinigten Betriebsgewinns EBITDA gerechnet, sind es nun 5 bis 7 Prozent. In den ersten neun Monaten blieb der bereinigte Betriebsgewinn in etwa konstant bei 4,29 Milliarden Franken (-0,1 Prozent). Auf vergleichbarer Basis (like for like) wuchs er gemäss Unternehmensangaben um 9,2 Prozent.
Analysten bezeichneten die Senkung in ihren Kommentaren als "gravierend". Jenisch hingegen sprach von realistischeren Annahmen. Zugleich gab er sich zuversichtlich. Nach der Fusion sei nun die Zeit gekommen, um die Strategie auch Richtung Wachstum zu bestimmen.
Dieses könnte auch zugekauft werden. Die Gruppe sei in Gesprächen mit dem Verwaltungsrat von Pretoria Portland Cement (PPC) bezüglich einer möglichen Transaktion in Afrika, teilte der Zementkonzern ebenfalls am Freitag mit. PPC ist ein führender regionaler Zementhersteller mit Präsenz im südlichen und östlichen Afrika.
Das vermochte die Aktionäre nicht zu beruhigen. Sie trennten sich zunächst von ihren Papieren. Der Aktienkurs gab zu Beginn des Handels um mehr als 3,6 Prozent nach und erholte sich danach leicht. Am Nachmittag kostete eine Aktie wieder 57,60 Franken und damit fast gleich viel wie am Vorabend.
Der frühere Sika-Chef Jan Jenisch führt den Zementkonzern seit dem 1. September. Sein Vorgänger Eric Olsen war über eine Affäre um Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg gestolpert und hatte den Zementriesen Mitte Juli verlassen. LafargeHolcim entstand 2015 aus dem Zusammenschluss der Schweizer Holcim mit der französischen Konkurrentin Lafarge.
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