Bahn Lötschberg am Freitag wieder zweispurig

SDA

19.2.2020 - 14:22

Nach einem Wasser- und Schlammeinbruch am 6. Februar sind am Freitag wieder beide Röhren des Lötschberg-Basistunnels in Betrieb. Die Tunnelbetreiberin BLS hat Wasser und Schlamm mittlerweile im Griff und reinigt die Tunnelröhren.

Das eindringende Wasser wird mit provisorischen Massnahmen gefasst und in Absetzbecken geleitet. Dort setzt sich der Schlamm ab und das klare Wasser kann aus dem Tunnel geleitet werden, wie Daniel Wyder, Leiter Infrastruktur BLS, erklärte.

Die provisorischen Massnahmen und die Tunnelreinigung haben die BLS bis jetzt rund 2 bis 2,5 Millionen Franken gekostet. Dazu kommen nun noch die definitiven Sanierungsmassnahmen. Wyder rechnete am Ende mit einem einstelligen Millionenbetrag.

Mit Vliesen abgedichtet

Der Wassereinbruch ereignete sich rund 2,5 Kilometer vom südlichen Portal in Raron VS. Die Stelle liegt geologisch in einer Kalkschicht mit Karstsystemen. Solche Schichten führen tendenziell mehr Wasser als beispielsweise Granit- und Gneisschichten. Das wussten auch die Erbauer des Lötschberg-Basistunnels.

Auf rund 20 Kilometern wurde die Betontunnelröhre mit Vliesen umhüllt, die das Wasser ableiten. Diese Vliesen entsprechen laut Wyder dem Stand der Technik. Sie seien auch an der ETH in Lausanne ausgiebig geprüft worden, bevor man sie verbaut habe. Einmal verbaut, sind die Vliese aber nicht mehr zugänglich und können nicht kontrolliert werden, ohne die Tunneldecke abzubauen.

Dies will die BLS möglichst verhindern, da der Tunnel sonst mehrere Wochen gesperrt werden müsste. Überlegt wird deshalb auch, das Wasser mit einer definitiven Lösung zu fassen und abzuleiten.

Der Wassereinbruch vom 6. Februar betraf besonders stark die Oströhre des Tunnels. Dort strömten pro Sekunde zwischen einer halben und einer ganzen Badewanne voll Wasser in den Tunnel, wie Stefan Irngartinger, Projektleiter der Tunnelbauherrrin Alptransit BLS ausführte. Wasser und Schlamm verdreckten eine Strecke von rund 500 Metern.

Laut Irngartinger ist es nicht ausgeschlossen, dass an der Wassereinbruchstelle an der Tunneldecke eine Schweissnaht dem Wasserdruck nicht standhielt. Doch das sei lediglich eine Hypothese, betonte Irngartinger.

Quelle führte mehr Wasser

Bereits beim Tunnelbau stiessen Geologen auf eine Quelle, die das Karstsystem im Süden des Tunnels speist. Das Wasser wurde gefasst und in einer separaten Leitung abgeführt. Kurz vor dem Wassereinbruch habe die Quelle plötzlich viel mehr Wasser geführt als sonst, wie Geologe Andreas Teuscher gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-sda sagte.

Weshalb das so war, konnte noch nicht geklärt werden. Der bisherige Winter sei jedenfalls recht niederschlagsarm gewesen, bilanzierte Teuscher. Karstsysteme reagierten in der Regel rasch auf Niederschlagsereignisse.

Einen Zusammenhang zwischen dem Wassereinbruch und Terrainabsenkungen in den Rebbergen oberhalb des Tunnelportals von Raron schloss Teuscher aus. Die Einbruchstelle liege zu tief im Berg.

Aufwendige Reinigung

Nachdem die Tunnelbetreiberin das eindringende Wasser mit provisorischen Massnahmen gebändigt hatte, begannen aufwendige Reinigungsarbeiten. Wichtig sei, dass die wasserabführenden Leitungen nicht verstopft würden, sagte Wyder. Ein Saugbagger entfernt den Schlamm.

Ist der Tunnel wieder sauber, will die BLS am Freitagmorgen den Betrieb in beiden Röhren wieder aufnehmen. Allerdings verkehren die Züge bei der Schadstelle mit reduziertem Tempo, in der Weströhre mit 100 km/h, in der Oströhre mit 60 km/h. Dadurch kommt es zu leichten Verspätungen, wie Wyder sagte.

Die BLS habe insofern Glück im Unglück gehabt, weil die Schadstelle an einem Ort des Tunnels auftrat, der zweispurig sei. So konnte der Bahnverkehr immerhin teilweise aufrecht erhalten werden.

Der Lötschberg-Basistunnel ist ein 34,6 Kilometer langer Eisenbahntunnel, der zwischen Frutigen im Berner Oberland und Raron im Wallis die nördliche Alpenkette unterquert. Er wurde 2007 eröffnet.

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