Pharmaindustrie Milliarden-Urteil gegen Johnson & Johnson

SDA

9.10.2019 - 04:05

Der US-Konzern Johnson & Johnson ist am Dienstag von einer Jury in Philadelphia zu einer Milliardenstrafe verdonnert worden. (Archivbild)
Der US-Konzern Johnson & Johnson ist am Dienstag von einer Jury in Philadelphia zu einer Milliardenstrafe verdonnert worden. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/AP/MEL EVANS

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson ist wegen eines Medikaments, das Männern die Brüste wachsen lässt, zu Milliarden-Strafzahlungen verurteilt worden. Eine Geschworenenjury sprach einem Kläger am Dienstag (Ortszeit) Schadenersatz von acht Milliarden Dollar zu.

Dies berichteten zahlreiche US-Medien übereinstimmend. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, Nebenwirkungen des Antidepressiva Risperdal verschwiegen zu haben, die angeblich zu unerwünschten Brustvergrösserungen bei männlichen Patienten führen.

Johnson & Johnson bezeichnete das Urteil in Philadelphia als «in grober Weise unangemessen» und kündigte umgehend an, es anzufechten. Das Unternehmen zeigte sich zuversichtlich, dass der Entscheid der Jury letztlich keinen Bestand haben werde.

Tatsächlich ist es in den USA durchaus üblich, dass solch hohe Schadenersatzurteile in höheren Instanzen revidiert oder stark reduziert werden. Wenn es zu rechtswirksamen Entscheidungen kommt, bei denen Unternehmen den Klägern wirklich Geld zahlen müssen, vergehen oftmals Jahre.



Verringerung des Strafmasses

Im aktuellen Fall hatte eine Jury dem Kläger bereits 2015 eine Entschädigung von 1,75 Milliarden Dollar zugesprochen, die später auf 680'000 Dollar gesenkt wurde. Dabei ging es zunächst aber nur um den regulären Schadenersatz. Nun hatten die Geschworenen über den sogenannten Strafschadenersatz zu befinden, der im US-Recht als Zusatzsanktion in besonders schweren Fällen verhängt werden kann. Hier kommt es immer wieder vor, dass hohe Strafen hinterher von Richtern als unverhältnismässig betrachtet und verringert werden.

So oder so ist der Fall für Johnson & Johnson aber brisant, da der Konzern mit mehr als Zehntausend ähnlichen Klagen konfrontiert ist. Der Pharmariese ist rechtlichen Ärger ohnehin gewohnt. Auch bei der Klagewelle gegen Firmen, die mit süchtig machenden Schmerzmitteln zur Opioid-Krise und Drogen-Epidemie in den USA beigetragen haben sollen, ist das Unternehmen aus New Brunswick im Bundesstaat New Jersey unter den Beschuldigten. Zudem muss es sich zahlreichen Klagen wegen angeblicher Krebsrisiken des Pflegemittels «Baby Powder» stellen.

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