«China First» Pekings Strategie «Made in China 2025» macht dem Westen Sorgen

Joe McDonald / AP

13.4.2018

China will in der Produktion in zehn Jahren marktführend sein. Ausländische Regierungen und Handelsorganisationen sind besorgt, weil die Methoden aus ihrer Sicht keinen freien Wettbewerb zulassen. Es gibt aber auch Risiken für China selbst.

China strebt wirtschaftlich und technologisch zu neuen Ufern. Einige ehrgeizige Ziele sind in der Strategie «Made in China 2025» festgehalten. Diese wurde im Jahr 2015 veröffentlicht und sieht vor, dass das Reich der Mitte innerhalb eines Jahrzehnts marktführende Unternehmen in Sektoren wie Informationstechnologie, Elektroautos oder Pharmaprodukte hervorgebracht haben will.

Für die US-Regierung ist der Plan ein Synonym für ihrer Ärger über Chinas Wirtschaftsgebaren. Auch aus anderen Ländern kommt Kritik, Peking subventioniere einheimische Unternehmen und schirme sie vom Wettbewerb ab, während es ausländische Firmen, die auf den chinesischen Markt wollen, zur Preisgabe ihrer Technologie dränge.

«Made in China 2025» ist nicht der erste Plan Chinas mit Blick auf Technologie und Industrie, der bei den Handelspartnern auf Kritik stösst. Peking breche das Versprechen, seine Märkte zu öffnen und ausländische wie einheimische Firmen gleich zu behandeln. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten rund um «Made in China 2025».

Was will die chinesische Führung?

Die kommunistische Führung will China umwandeln von einem Billig-Produktionsland in einen Erzeuger profitabler Technologien in Sektoren wie Elektroautos, Sonnen- und Windenergie, Roboter oder Informationstechnologie.

Aktuell werden kommen 90 Prozent aller Handys weltweit aus China sowie 80 Prozent aller Computer. Doch die Produktion basiert auf der Technologie aus den USA, Europa und Japan, die dafür auch den grössten Profit einstreichen.

Nach den Plänen der Führung soll künftig China den grössten Anteil der Gewinne erhalten, besser bezahlte Jobs sichern und den historischen Status als führende Kultur wiederherstellen.

«Made in China 2025» ist die erste Stufe eines Plans, China bis zum Jahr 2049 zu einer weltweiten Produktionsmacht zu machen. Dann jährt sich zum 100. Mal der Jahrestag der Kommunistischen Revolution.

Angepeilt ist, dass dann 70 Prozent der Komponenten und Materialien aus dem eigenen Land kommen. Dafür sollen 40 Innovationszentren bis zum Jahr 2025 eingerichtet werden. Die Regierung hat dafür umgerechnet mehrere Hundert Milliarden Franken als Unterstützung versprochen.

Bereits seit rund zehn Jahren beklagen ausländische Unternehmen, dass Peking sie unter Druck setze und ausquetsche. «Made in China 2025» sei nun besonders alarmierend, weil es vorsehe, dass diese neuen Industrien vollständig von chinesischen Unternehmen dominiert sein sollen. Ein stellvertretender chinesischer Handelsminister trat solchen Befürchtungen entgegen. «Made in China 2025» sei offen für ausländische Unternehmen, erklärte er vergangene Woche.

Welche Industrien stehen im Fokus?

Die Liste von «Made in China 2025» umfasst: Informationstechnologie, computergestützte Steuerung und Robotik, Luftfahrt und Luftfahrtausrüstung, Schiffsbau, fortschrittliche Bahntechnik, energiesparende und elektrogetriebene Fahrzeuge, elektrische Technologie, Landwirtschaftstechnik, neue Materialien, Biopharmazie und Medizintechnik.

Dabei handelt es sich nur um die Strategie, was künftig hergestellt werden soll. Wissenschafts- und Technologiepläne aus den vergangenen zwei Jahrzehnten hatten zusätzlich Bereiche wie Atomkraft, Gentechnik, Tiefseeforschung, Satelliten und Laser angepeilt.

Wie geht China bei seiner Strategie vor?

Handelsorganisationen und ausländische Regierungen sagen, «Made in China 2025» basiere zu einem grossen Teil auf Subventionen und beschränkten Zugängen zu Märkten, so dass der Wettbewerb behindert werde. Pekings Ziel ist es, chinesische Marktführer zu schaffen.

Wirtschaftsexperten und Anwälte sagen, Chinas Vorgehen schliesse den Druck auf ausländische Unternehmen ein, damit diese im Gegenzug für Marktzugänge ihre Technologien preisgäben. Das wäre ein Verstoss gegen die Grundsätze der Welthandelsorganisation WTO, denen sich auch China verpflichtet hat. Auch eine Bevorzugung chinesischer Produkte könnte mit den WTO-Richtlinien in Konflikt stehen.

Wer ist dagegen und warum?

Zahlreiche ausländische Regierungen und Wirtschaftsorganisationen sagen, der Plan subventioniere auf unlautere Weise chinesische Industrien und schliesse ausländische Wettbewerber aus. In einem Bericht im vergangenen Jahr warnte die Handelskammer der Europäischen Union in China davor, dass «Made in China 2025» sich zum Bumerang entwickeln könne.

Wenn Unternehmen subventioniert würden, die schlechte Produkte herstellten, würden innovative Konkurrenten vom Markt gedrängt. Zudem könnten die hohen Summen, die Peking in die Entwicklung pumpt, am Ende zu einer Überproduktion führen - so wie bereits jetzt beim Stahl oder bei Solarmodulen aus China.

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