Studie Pharma immer abhängiger von Krebs- und Blockbuster-Medikamenten

SDA

9.7.2018

Pharmakonzerne sind abhängiger von Krebsmedikamenten und Blockbustern geworden. (Symbolbild)
Pharmakonzerne sind abhängiger von Krebsmedikamenten und Blockbustern geworden. (Symbolbild)
Keystone

Die weltweit grössten Pharmakonzerne - darunter Roche und Novartis - leiden unter sinkenden Margen. Dies trotz steigender Umsätze bei den Krebs- und den sogenannten Blockbuster-Medikamenten. Die Firmen sollten deshalb Innovationen noch stärker fördern, wie einer am Montag veröffentlichten Studie des Beratungsunternehmens EY zu entnehmen ist.

Die weltweit führenden 21 Pharma-Unternehmen haben 2017 gemäss EY insgesamt 520,4 Milliarden Franken Umsatz und damit nur 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr generiert. Dabei erhöhte sich der Umsatz mit Blockbuster-Medikamenten, das sind Wirkstoffe mit einem Umsatz ab einer Milliarde, um drei Prozent auf 312,4 Milliarden. Noch kräftiger - um fast 6 Prozent auf 160 Milliarden - legten die Einnahmen im Bereich Onkologie, also Wirkstoffe gegen Krebs, zu.

Bei den Pharmakonzerne sei somit eine zunehmend grössere Abhängigkeit von den Krebsmedikamenten und Blockbustern entstanden, schreibt EY. Und die Branche investiert weiter stark in neue Produkte - 2017 stieg die Zahl der Wirkstoffe in der klinischen Entwicklung um fast ein Fünftel (19,4 Prozent), nach einem Wachstum von knapp 12 Prozent im Vorjahr.

EBIT gesunken

Einen hohen Profit vermochten die Gesellschaften aus dem Umsatzwachstum aber nicht zu schlagen. Im Gegenteil verminderte sich der operative Gewinn (EBIT) im Vergleich zum Vorjahr sogar um 2,4 Prozent auf 176 Milliarden Franken.

Rückläufig waren auch die Margen. Sie beliefen sich 2017 auf noch 26,5 Prozent, und lagen damit 1,8 Prozentpunkte tiefer als im Vorjahr.

"Viele andere Branchen wären über die Margen in der Pharmabranche sehr zufrieden", sagt Jürg Zürcher von EY in der Mitteilung. Dennoch zeige der Rückgang ein Problem auf: Die Konkurrenz sei in den grössten Therapiebereichen wie der Onkologie enorm - am Schluss blieben nur kleine Stücke des Kuchens übrig.

Konkurrenz von Gesundheits-IT-Lösungen

Zudem sieht sich die Branche mit einem steigenden Wettbewerb durch den Eintritt neuer Marktmitspieler wie etwa Anbieter von Gesundheits-IT-Lösungen konfrontiert. Zwar werden gemäss EY auch in Zukunft die klassischen Pharmaverkäufe den grössten Teil des Marktes ausmachen.

Der Anteil von Gesundheits-IT-Lösungen am Gesamtmarkt werde aber massiv zunehmen: Für die Schweiz prognostiziert die Studie knapp eine Verdreifachung auf 4,8 Milliarden von 1,9 Milliarden. "Gesundheits-IT-Lösungen werden also ein ähnliches Niveau wie klassische Pharmaverkäufe erreichen", schreiben die Autoren der Studie. Bis 2030 würden Life-Science-Start-ups zwischen 30 und 45 Prozent des Marktes übernehmen.

Am meisten Anteile müssten die Pharmakonzerne dann abgeben, wenn sie sich rein auf Effizienzmassnahmen konzentrieren und Innovationen von ausserhalb der Branche übernehmen, statt sie selbst zu entwickeln. Das für sie beste Szenario ergebe sich umgekehrt, wenn sie darauf abzielen, das gesamte Ökosystem selbst zu kontrollieren und zu gestalten, schreibt EY.

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