Herdenschutz Problemhund beisst Wanderer

SDA

2.7.2018 - 14:12

Ein Herdenschutzhund und eine Schafherde. Wanderer sollten ruhig an Schutzhunden vorbeigehen und beispielsweise nicht mit dem Wanderstock herum fuchteln. Auch freundliches Zureden kann helfen. (Archivbild)
Ein Herdenschutzhund und eine Schafherde. Wanderer sollten ruhig an Schutzhunden vorbeigehen und beispielsweise nicht mit dem Wanderstock herum fuchteln. Auch freundliches Zureden kann helfen. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/APA/APA/BARBARA GINDL

Im Gebiet Ergisch im Kanton Wallis hat ein Herdenschutzhund letzte Woche einen Wanderer ins Bein gebissen. Nun hat der Besitzer den Hund einschläfern lassen.

Der Zwischenfall ereignete sich letzte Woche auf dem Adlerpfad bei Ergisch, wie Alex Bregy aus Turtmann dem "Walliser Boten" in dessen Ausgabe vom Montag schilderte. Zuerst seien zwei junge Herdenschutzhunde auf ihn zu gerannt. Ihnen folgten zwei erwachsene Hunde. Während der eine vor ihm stehen geblieben sei, habe ihn der andere ins Wadenbein gebissen.

"Weil die Wunde stark blutete und ich mich nicht mehr traute zurück zu laufen, musste mich letztlich meine Frau abholen. Anschliessend liess ich die Bisswunde beim Hausarzt behandeln."

Bregy, der beim Verkehrsverein Turtmann als Wanderweg-Verantwortlicher amtet, sagt, es sei nicht das erste Mal, dass er im Wandergebiet Ergisch-Turtmann frei laufenden Herdenschutzhunden begegnet sei. Dies dürfe nicht sein, dadurch werde die Freiheit der Wanderer eingeschränkt. Nicht selten kehrten diese um, weil sie sich fürchteten, an den bellenden Hunden vorbei zu wandern. Da nützten auch Plakate, wie man sich gegenüber Herdenschutzhunden zu verhalten habe, nichts.

Hund wurde immer böser

Landwirt Markus Kaufmann bestätigte den Beissunfall am Montag auf Anfrage der Agentur Keystone-SDA. Er habe sich beim Betroffenen entschuldigt und werde für alle Kosten, die diesem durch den Beissunfall entstünden, aufkommen.

Kaufmann stellt aber auch klar, dass sich die Hunde nicht selbständig gemacht hätten, sondern sich in einer Distanz von 20 bis 50 Metern zu seinen Schafen aufgehalten hätten. Der Landwirt räumt allerdings auch ein, dass sich der eine Hund nicht zum ersten Mal negativ gegenüber Menschen verhalten habe.

Er habe den Hund vor dreieinhalb Jahren als Problemhund übernommen, sagte Kaufmann. Er habe alles probiert, doch "der arme Hund" habe sich nicht gebessert, sondern sei böser geworden. Deshalb habe er ihn am letzten Freitag einschläfern lassen. "Ich wollte nicht warten, bis ich eine Anzeige wegen Körperverletzung im Haus habe."

Ausbildungshof für Schutzhunde

Der Hof von Kaufmann ist auch ein Ausbildungshof für Schutzhunde. Ihm sei es wichtig, so Kaufmann, dass er Hunde ausbilde, die sich gegenüber Wanderern nicht aggressiv verhielten und sich auf ihre eigentliche Aufgabe, Wölfe vor Angriffen auf seine Schafe abzuhalten, konzentrierten.

Der Wolfsdruck sei gross in der Augstbordregion. Es gebe mindestens drei Wölfe. "Wir wollen die Landwirtschaft aufrechterhalten, und das geht nur mit Herdenschutzhunden", sagte Kaufmann.

Er sei letztes Jahr in den Abruzzen gewesen, dort gebe es keine Probleme zwischen Velofahrern, Wanderern und Schutzhunden, obwohl es etwa 30'000 Schafe und etwa 2000 Hunde gebe. In dieser Region Italiens seien es die Menschen gewohnt, mit Wölfen und Herdenschutzhunden zu leben. Wanderer sollten ruhig an den Hunden vorbeigehen, sie an sich riechen lassen oder auch mit freundlicher Stimme mit ihnen sprechen, rät Kaufmann.

Pro Jahr rund fünf Zwischenfälle

Laut dem Veterinäramt kam es in den letzten Jahren pro Jahr durchschnittlich zu fünf Zwischenfällen zwischen Menschen und Schutzhunden im Wallis. Meist ging es um Bagatellen wie Kratzer, Hämatome und kleine Bisswunden, wie das Amt auf Anfrage bestätigte.

Jeder Vorfall werde einzeln abgeklärt, auch der Fall in Ergisch, hiess es. Spezialisten müssten auch Abklärungen machen, wie hoch das Risiko sei, dass ein Herdenschutzhund nach einem Beissunfall wieder zuschnappe, erklärte Denise Affolter, Verantwortliche für Hundeangelegenheiten beim kantonalen Veterinäramt. Letztlich entscheide dann das Veterinäramt, welche Massnahmen für den Hund anzuordnen seien. In vorliegenden Fall hat der Besitzer den Untersuchungen vorgegriffen.

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