Monatelange QuerelenProSiebenSat.1 trennt sich vom Konzernchef
SDA/Reuters
27.3.2020
Nach monatelangen Führungsquerelen wechselt der deutsche Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 seinen Chef Max Conze aus. Der Manager, der zuletzt zunehmend in die Kritik geraten war, verlässt das Unternehmen mit sofortiger Wirkung.
Der Chef des deutschen Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1 muss gehen – und zwar sofort. Max Conze, der zuletzt zunehmend in die Kritik geraten war, werde das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlassen, teilte ProSiebenSat.1 am Donnerstagabend in Unterföhring bei München mit. Das habe der Verwaltungsrat beschlossen, hiess es weiter.
Conze war erst vor knapp zwei Jahren als Nachfolger des umstrittenen Thomas Ebeling vom britischen Staubsaugerhersteller Dyson geholt worden. Nun soll Finanzchef Rainer Beaujean zusätzlich als Konzernchef fungieren.
Der Wechsel an der Spitze bringt auch neue Akzente in der Strategie mit sich: Künftig soll wieder das Kerngeschäft mit Fernsehen und Unterhaltung im Mittelpunkt stehen, die Start-up- Beteiligungen will ProSiebenSat.1 nach und nach verkaufen.
Der Streit in der Führung von ProSiebenSat.1 war vor wenigen Wochen eskaliert, als der stellvertretende Konzernchef Conrad Albert nach 15 Jahren im Unternehmen wegen kritischer Äusserungen gehen musste. Der Medienpolitik-Experte hatte in einem Interview von einer «Vorstands-Soap-Opera» gesprochen und klar gemacht, dass er seinen noch ein Jahr laufenden Vertrag unter der Ägide von Conze nicht verlängern wolle. In Conzes Amtszeit war die Geschäftsleitung damit von sechs auf zwei Mitglieder geschrumpft. Der 51-jährige Beaujean war erst im Juli 2019 vom Verpackungskonzern Gerresheimer gekommen. Dort war er – wie vorher bei T-Online - vom Finanzvorstand zum Konzernchef aufgestiegen.
Die Geschäftsleitung von ProSiebenSat.1 wird nun wieder aufgestockt. Wolfgang Link, der seit 2009 im Konzern arbeitet und lange das Deutschland-Geschäft leitete, übernimmt das Unterhaltungsressort. Er steht für Formate wie «The Masked Singer» und «The Voice of Germany». Zudem rückt Personalchefin Christine Scheffler in das Führungsgremium auf.
Die Beteiligungen an Start-ups und anderen Internet-Firmen, die mit Fernsehwerbung auf den eigenen Kanälen hochgepäppelt wurden, sollen dagegen «zu gegebener Zeit veräussert» werden, hiess es. Conze hatte erst vor kurzem dem amerikanischen App-Entwickler Meet Group für 500 Millionen Dollar hinzugekauft und wollte zusammen mit den bestehenden Beteiligungen Parship und ElitePartner einen führenden Anbieter im Online-Dating-Markt schmieden. An der Tochter NuCom, in der die jungen Unternehmen gebündelt sind, ist auch der Finanzinvestor General Atlantic beteiligt.
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