Korruptionsverdacht Razzia bei deutschem Immobilienriesen

sda/tgab

7.3.2023 - 20:50

Die Unternehmenszentrale des Immobilienkonzerns Vonovia in Bochum.
Die Unternehmenszentrale des Immobilienkonzerns Vonovia in Bochum.
Bernd Thissen/KEYSTONE

Razzia bei Deutschlands grösstem Immobilienkonzern: Wegen Korruptionsverdachts haben die Staatsanwaltschaft Bochum und das Landeskriminalamt NRW Büros des Unternehmens Vonovia durchsucht.

Keystone-SDA, sda/tgab

Gegen mehrere Mitarbeiter des Konzerns und andere Beteiligte werde wegen des Verdachts der Bestechlichkeit und Bestechung, der Untreue und des Betruges ermittelt, hiess es bei der Staatsanwaltschaft.

Geschädigt worden sei neben dem Bochumer Wohnungsriesen auch noch ein in Süddeutschland ansässiger Wettbewerber. Aber auch Mieter könnten geschädigt worden sein, befürchtet der Mieterbund NRW. 

«Heute haben die Ermittlungsbehörden bei uns Unterlagen eingesehen, da zum Schaden von Vonovia offenbar der Verdacht von mutmasslich problematischen Vorgängen bei der Vergabe von Aufträgen an Nachunternehmer besteht», sagte eine Vonovia-Sprecherin. Der Konzern kooperiere als Geschädigter vollumfänglich mit den Behörden und gewähre ihnen Zugang zu den notwendigen Unterlagen.

«Wir sind sehr an einer schnellen und umfassenden Klärung der Vorwürfe interessiert», betonte die Sprecherin. Nach ersten Informationen sei lediglich ein finanzieller Schaden entstanden, betonte das Unternehmen. Menschen seien nicht geschädigt worden, auch an Gebäuden seien keine Schäden entstanden.

Abrechnung nicht erbrachter Leistungen

Nach den bisherigen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatten Mitarbeiter bestimmte für das Wohnungsunternehmen tätige Unternehmen bei der Auftragsvergabe bevorzugt und dafür als Gegenleistung Geld oder Sachleistungen erhalten.

Dabei sollen auch Leistungsverzeichnisse manipuliert worden sein, um den beauftragten Unternehmen die Abrechnung tatsächlich nicht erbrachter Leistungen zu ermöglichen. Das so erschlichene Geld sollen die Beschuldigten untereinander aufgeteilt haben. Zur Schadenshöhe machten die Ermittler keine Angaben.

Der Deutsche Mieterbund NRW warnte, dass auch Mieterinnen und Mieter durch die Vorgänge geschädigt worden sein könnten. Denn ein grosser Teil der von Vonovia vergebenen Handwerkerleistungen werde direkt oder indirekt von den Menschen gezahlt, die in Wohnungen des Unternehmens leben.

So könnten viele Kosten in Zusammenhang mit Modernisierungen wie auch Handwerkerleistungen für Betriebskosten nach der Rechtslage auf die Mieterseite umgelegt werden.

Razzien durchgeführt

Nach dem Wechsel eines Beschuldigten zu einem süddeutschen Wohnungsunternehmen sollen die Beteiligten bei dortigen Ausschreibungen ebenfalls wettbewerbsbeschränkende Absprachen getroffen haben, um so die Auftragsvergabe an ein bestimmtes Unternehmen zu erreichen. Auch dort soll es anschliessend zu überhöhten Abrechnungen gekommen sein.

Insgesamt seien am Dienstag im Zuge der Ermittlungen in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Hamburg und Sachsen mehr als 40 Privat- und Geschäftsräume durchsucht und vier Haftbefehle vollstreckt worden, berichtete die Staatsanwaltschaft.