Der bundeseigene Rüstungs-, Luft- und Raumfahrttechnikkonzern Ruag ist im vergangenen Jahr in die roten Zahlen gerutscht. Schuld sind Sonderkosten für die Aufspaltung des Konzerns in einen internationalen und einen für die Schweizer Armee tätigen Teil.
Zudem schlugen Restrukturierungskosten wegen der Einstellung des Riesenflugzeugs A380 durch den Grosskunden Airbus negativ zu Buche, wie der Konzern am Mittwoch bekannt gab. So musste die Ruag einen Betriebsverlust (EBIT) von 7 Millionen Franken hinnehmen, nachdem sie im Vorjahr noch einen operativen Gewinn von 106 Millionen Franken gemacht hatte.
Unter dem Strich fiel gar ein Verlust von 25 Millionen Franken an. Im Vorjahr hatten noch 74 Millionen Franken Gewinn in der Kasse geklingelt. Das ist das schlechteste Ergebnis seit zehn Jahren. Den letzten Verlust hatte die Ruag im Jahr 2009 erlitten, als der EBIT auf -113,3 Franken abgestürzt war und der Reinverlust 107 Millionen Franken betragen hatte.
Happige Abschreibungen auf Dornier-Flieger
Sorgenkind des Unternehmens ist weiterhin das zweimotorige Propellerflugzeug namens Dornier 228. Dieses hatte umfangreiche Wertberichtigungen und Sonderabschreibungen im Umfang von rund 58 Millionen Franken zur Folge, was den internationalen Militärteil in die roten Zahlen trieb.
Überdies fielen Wertberichtigungen und Restrukturierungskosten im Umfang von 10 Millionen Franken an, hauptsächlich bedingt durch das Ende des A380-Programms sowie die Einschnitte beim Flugzeugstrukturbau in Emmen, wo rund ein Drittel der Stellen gestrichen werden sollen. Dazu addieren sich negative Effekte aus der ordentlichen Neubewertung von Pensionskassenrückstellungen von insgesamt 16 Millionen Franken.
Beim Umsatz konnte die Ruag indessen weiter ganz leicht um 0,2 Prozent zulegen. Mit 2,003 Milliarden Franken knackte der Konzern erstmals die Marke von 2 Milliarden.
Aufspaltung in zwei Teile bald vollzogen
Im Sommer 2018 hatte der Bundesrat entschieden, dass die für die Schweizer Armee tätigen Geschäftseinheiten der Ruag von den internationalen Bereichen getrennt werden sollen. Das international tätige Luft- und Raumfahrttechnologieunternehmen soll schrittweise privatisiert werden. Nach Ansicht des Bundesrats war das öffentliche Interesse am Eigentum eines solchen Unternehmens nicht mehr gegeben.
Organisatorisch befindet sich die Ruag seit Anfang 2020 unter der Dachgesellschaft BGRB mit zwei Subholdings: Einerseits Ruag MRO Schweiz, die mit rund 2'500 Mitarbeitenden für die Armee tätig ist; andererseits Ruag International für die übrigen Geschäftsbereiche mit rund 6'500 Mitarbeitenden, wovon zwei Drittel im Ausland beschäftigt sind.
Mit der Bilanzspaltung und der Überführung der Informatik von Ruag MRO Schweiz in den Sicherheitsperimeter der Führungsunterstützungsbasis der Schweizer Armee sei die Entflechtung per Mitte 2020 materiell abgeschlossen, schrieb die Ruag. Ab diesem Zeitpunkt werden Ruag International und Ruag MRO Schweiz nicht nur operativ, sondern auch rechtlich unabhängig voneinander sein. Im Rahmen der Portfoliobereinigung werde weiterhin ein Verkauf der dafür vorgesehenen Geschäftseinheiten sowie der Munitionssparte Ammotec angestrebt, hiess es.
Angesichts des Verlusts will die Ruag auf eine Dividende verzichten. Im vergangenen Jahr hatte sie dem Bund noch 30 Millionen Franken ausgeschüttet. Auch die Suche nach einem neuen Konzernchef als Nachfolger von Urs Breitmeier, der das Unternehmen Ende 2019 verlassen hat, läuft noch, wie es hiess.
Entflechtung und Corona belasten Ergebnis
Auch im laufenden Jahr stehen Sonderkosten ins Haus. «Die in 2020 weiterlaufenden Entflechtungs- und Transformationskosten sowie mögliche Auswirkungen der Corona-Krise werden einen negativen Einfluss auf die Geschäftsergebnisse sowohl von Ruag International als auch Ruag MRO Schweiz haben», schrieb der Konzern.
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