Schmutziges Geschäft Schweizer Handel verarbeitet Gold aus dubiosen Quellen

SDA/toko/aka

16.7.2020

Die Schweiz importierte 2019 etwa 149 Tonnen Gold im Wert von 6,8 Milliarden Franken.
Die Schweiz importierte 2019 etwa 149 Tonnen Gold im Wert von 6,8 Milliarden Franken.
Sven Hoppe/dpa (Symbolbild)

Die Schweiz importiert Jahr für Jahr Gold im Wert von rund sieben Milliarden Franken. Doch das Edelmetall stammt oft von Sklaventreibern, dubiosen Firmen oder aus Konfliktgebieten. 

Die Schweiz die wichtigste Drehscheibe im globalen Goldhandel. Zwei Drittel des Goldes weltweit werden in hierzulande raffiniert und verarbeitet. Doch: Dabei ist keineswegs sichergestellt, dass das Gold unter anständigen Arbeits- und Umweltbedingungen geschürft wurde.

Ebenfalls nicht auszuschliessen ist, dass Kriminelle, Milizen in Konfliktgebieten oder Gewaltregimes hinter den Goldlieferungen in die Schweiz stecken, wie das Hilfswerk Swissaid in seiner am Mittwoch veröffentlichten Studie «Die dunkle Seite des Goldes» aufzeigt.



Die Schweiz importierte 2019 etwa 149 Tonnen Gold im Wert von 6,8 Milliarden Franken. Dabei führte sie wertmässig am meisten Gold aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ein. Verarbeitet wird das Gold aus den VAE beim weltweit grössten Raffineriebetrieb Valcambi in Balerna TI und in geringerem Mass bei Argor-Heraeus in Mendrisio TI. Pamp mit Sitz in Castel San Pietro TI importiert aus den VAE Goldbarren.

Goldverarbeiter Metalor macht nicht mit

Der Goldverarbeiter Metalor aus Neuenburg lehnt Lieferungen aus den VAE kategorisch ab. Die Herkunft des Metalls sei nicht rückverfolgbar und damit bestehe Gefahr, illegales Gold einzuführen, lautet die Begründung des Konzerns.

Wie die Swissaid-Studie zeigt, gibt es Indizien, dass Metalor damit recht hat. So stammte im Jahr 2018 die Hälfte des Goldes, das die VAE durchlief, vom afrikanischen Kontinent. Und ein Grossteil davon wurde illegal importiert, bevor es in den Emiraten deklariert wurde.

Die Schweizer Raffinerien behaupten, bei den Einfuhren aus den VAE handle es sich um Recycling-Gold. Laut der Studie stammt ein Teil dieses Goldes aber vermutlich aus afrikanischen Minen und dem Gold-Souk in Dubai.

Souk als Drehscheibe

In dem Souk ist es bei den Händlern gemäss Umfragen einfach, Gold aus Konfliktgebieten in den Kreislauf zu bringen. So kann auch Konfliktgold aus der Demokratischen Republik Kongo eingeschleust worden sein.



Das Gold wird in Raffinerien der VAE verarbeitet, mit denen die Schweizer Unternehmen keine Verbindungen haben. Damit ist es für sie unmöglich, die Herkunft festzustellen und sicherzustellen, dass das Gold unter anständigen Bedingungen gefördert wurde.

Auch die Firmen, von denen die Tessiner Raffinerien ihr Gold beziehen, sind gemäss Swissaid reichlich dubios. Valcambi erwarb 2018 16,5 Tonnen Gold von der Firma Kaloti und 2019 vier Tonnen. Kaloti wurde von der Aufsicht in Dubai 2015 der geltende Standard abgesprochen.

Der grösste Lieferant von Valcambi in den Emiraten ist Trust One Financial Service (T1FS). 2018 stammten von ihm 19 Tonnen und 2019 deren 44. T1FS hat gemäss der Studie enge persönliche Verflechtungen mit Kaloti. Ein Kaloti-Manager ist auch Direktor der Firmengruppe.

Gold aus Konfliktregion Darfur

Kaloti unterhält eine Geschäftsstelle im Souk von Dubai. Über diese importiert die Firma viel Gold aus Afrika, wie Swissaid-Recherchen zeigen. Im Sudan ist Kaloti seit Jahren wichtigster Kunde der Zentralbank und der staatlichen Raffinerie von Karthum.

Uno-Experten sind überzeugt, dass die Bank Gold aus Konfliktregionen in Darfur kauft. Bewaffnete sudanesische Milizen verkaufen Gold aus von ihnen kontrollierten Minen an Regierungsinstitutionen. Kaloti wiederum versorgt sich bei diesen Institutionen. Die Milizen sind in schwere Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen verwickelt.

In Surinam hatte Kaloti zusammen mit der Regierung eine Raffinerie, die nie lief. Zu gross sind die Interessenkonflikte zwischen Firma und Regierung. Der Raffinerie werden Geldwäscherei und dubiose Goldzertifikate vorgeworfen.

Kredithahn zugedreht

In den USA ging eine Kaloti-Tochter pleite, weil die Banken ihr den Kredithahn zudrehten. Die Institute wollten keine Transaktionen in Zusammenhang mit illegalem Gold mehr finanzieren. Die Tochter bezog den Angaben zufolge Gold von zweifelhaften Lieferanten in Lateinamerika.

Für Swissaid folgt aus der Studie, dass die Kontrollen in den Emiraten nicht funktionieren und am anderen Ende in der Schweiz Mängel bei der Sorgfaltspflicht bestehen. Die Unternehmen verfügten nicht über Mechanismen, um problematisches Gold in der Lieferkette zu vermeiden.

Die Überwachung der Importe und der Raffinerien durch die heimischen Zollbehörden ist gemäss Swissaid unzureichend. Die Zollstatistiken erlaubten es nicht, die Herkunft zurückzuverfolgen.

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