Ermotti wird neuer UBS-Chef So reagieren Medien und Politik

SDA/uri

29.3.2023

Sergio Ermotti: «Ich bin mir der Verantwortung und der Erwartungen voll bewusst»

Sergio Ermotti: «Ich bin mir der Verantwortung und der Erwartungen voll bewusst»

Der künftige UBS-Chef Sergio Ermotti konnte nicht anders, als den Job bei der grössten Schweizer Bank noch einmal anzunehmen. Er fühle sich geehrt, gefragt worden zu sein, diese Transformation zu managen, sagte Ermotti am Mittwoch vor Medien.

29.03.2023

Der Alte wird der Neue: Sergio Ermotti kehrt wieder an die Spitze der UBS zurück und löst den bisherigen CEO Ralph Hamers ab. So kommentieren Medien und Politik den Wechsel.

SDA/uri

29.3.2023

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Ernennung Sergio Ermottis zum neuen UBS-Chef wird in Schweizer Medien vorwiegend positiv kommentiert.
  • Ermotti wird am ehesten zugetraut, die anstehenden Probleme bei UBS und CS zu lösen.
  • In der Politik stösst die Ernennung auf ein gemischtes Echo.

«Ermotti kann besser in Bern vermitteln als Hamers»

Der «Tages-Anzeiger» schreibt online zur Ernennung Sergio Ermottis zum neuen UBS-Chef:

«Der Wechsel an der Spitze zeigt, wie gross die Herausforderungen beim Bau der neuen Superbank sind: Das Übernahmeobjekt Credit Suisse kämpft gegen einen drastischen Vertrauensverlust. Die UBS riskiert, dass ihr Ruf in Mitleidenschaft gezogen wird. (...)

Sergio Ermotti an die Spitze der neuen Megabank zu setzen, macht für die UBS-Führung Sinn. (...) Der Tessiner Ermotti kann besser in Bern vermitteln als der Niederländer Ralph Hamers. (...) Ob es ihm tatsächlich gelingt, Vertrauen in die neue Megabank zu schaffen, muss sich zeigen. Die Integration der Credit Suisse könnte sich als grösserer Brocken erweisen als die Neuausrichtung der UBS vor zehn Jahren.»

«Es ist das Comeback des Jahrzehnts»

Der «Blick» kommentiert online zur Ernennung Sergio Ermottis zum neuen UBS-Chef:

«Es ist das Comeback des Jahrzehnts: Sergio Ermotti (62), der letzte Schweizer Superbanker, kehrt zurück an die Spitze der neuen Superbank UBS. Das ist ein starkes Zeichen, denn jetzt muss es schnell gehen. Die UBS kann sich mit der Integration der Credit Suisse nicht allzu viel Zeit lassen, muss das Vertrauen aller Stakeholder gewinnen, alles dafür tun, dass die Übernahme der Krisenbank CS eine Erfolgsgeschichte werden kann. (...)

Er hat nach der Finanzkrise die UBS schon einmal umgebaut und auf den Erfolgspfad zurückgeführt. Er hat die Investmentbank erfolgreich in den Dienst der Vermögensverwaltung gestellt, den Risikoappetit der angelsächsischen Banker gezügelt. (...)

Allerdings steht der Erfolgsbanker Ermotti vor grossen Herausforderungen. Das Umfeld für die Rettung der UBS war ein ganz anderes, damals boomte die Wirtschaft dank der Milliarden der Notenbanken. Heute kriselt die globale Wirtschaft, den Banken weht nach den Zinserhöhungen ein eisiger Wind entgegen. (...) Sergio Ermotti ist trotz des Gegenwindes zuzutrauen, dass er die neue UBS zum Erfolg führt. Er ist erfahren, entschlossen und auch eitel genug, dass Scheitern für ihn keine Option ist.»

«Banker alten Stils mit Schweizer Pass»

Das Wirtschaftsportal Cash.ch erklärt zur Ernennung Sergio Ermottis zum neuen UBS-Chef:

«Die UBS holt sich für die Übernahme der Credit Suisse mit Sergio Ermotti einen Veteranen zurück, der die Skepsis gegenüber der ‹Monsterbank› zerstreuen soll. Es erinnert einiges an die Nomination von Oswald Grübel zum UBS-Chef 2009. (...)

Viele Inland-Kunden werden (oder müssen) Alternativen suchen zu neuen Bank. Hinzu kommt, dass die erzwungene Übernahme der Credit Suisse im Ausland gehörig am Image von ‹Swiss Banking› gekratzt hat. (...) Ein Banker alten Stils mit Schweizer Pass kann dieses Vertrauen wieder herstellen. (...)

In der Belegschaft der UBS ist überdies eine grosse Verunsicherung zu spüren. (...) Unter einem erfahrenen Banker wie Ermotti sind wichtige Mitarbeiter wohl eher zu halten als unter dem Holländer Ralph Hamers, der zwar viele Sympathien geniesst, aber weniger Krisen durchmachte als der neue Chef. (...) In solchen Phasen, und besonders in der Bankenbranche, greift man üblicherweise zu Veteranen mit Leistungsausweis, einem Mann, dem die Leute Vertrauen entgegenbringen. (...)

Insofern ähnelt die Ernennung Ermottis zum neuen, alten UBS-Chef der Nominierung von Oswald Grübel zum CEO der gleichen Bank im Jahr 2009 inmitten der Finanzkrise. Grübel blieb zwei Jahre und führte die Bank aus dem ärgsten Schlamassel. Bis er selber über den internen Trader-Skandal Kweku Adoboli stolperte. Man wünscht Sergio Ermotti mehr Glück.»

«Ein kluger und nötiger Entscheid»

Die «Handelszeitung» schreibt online zur Ernennung Sergio Ermottis zum neuen UBS-Chef:

«Sergio Ermottis Rückkehr zur UBS ist ein kluger und nötiger Entscheid. (...) Man kann sich eigentlich nur fragen, warum nicht von Beginn weg, im Zuge der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, so entschieden worden war. (...)

Der Wechsel ist nicht deshalb zu begrüssen, weil Hamers die Bank schlecht geleitet hätte. Doch der jetzigen UBS-Spitze mit dem Iren Colm Kelleher und dem Niederländer Ralph Hamers fehlt in dieser für die Schweizer Wirtschaft so dramatischen Krise im Finanzsystem der nötige Rückhalt und die nötige Vertrautheit mit dem Land und seiner Politik. Beide sind erst seit kurzem hier.

Das ist der vielleicht grösste Vorteil von Sergio Ermotti: Er kennt nicht nur die UBS aus seinen neun Jahren als CEO perfekt, er ist auch ein ausgesprochen politischer Mensch. Der Tessiner weiss, wie die Schweiz und seine Leute ticken, und hat sich immer wieder auch in politische Debatten eingemischt. Und man kennt ihn.»

Der designierte UBS-CEO Sergio P. Ermotti (rechts) mit dem derzeitigen CEO Ralph Hamers (links) und UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (Mitte) auf der Medienkonferenz am 29. März 2023.
Der designierte UBS-CEO Sergio P. Ermotti (rechts) mit dem derzeitigen CEO Ralph Hamers (links) und UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher (Mitte) auf der Medienkonferenz am 29. März 2023.
Bild: Keystone

Gemischtes Echo aus der Politik

Bei den politischen Parteien stiess die Ernennung Ermottis zum neuen Konzernchef auf gemischtes Echo. Bürgerliche lobten den Entscheid. Linksgrüne verlangten eine Verantwortungskultur auf dem Finanzplatz.

Die SVP zeigte sich am Mittwochmorgen erfreut über die Rückkehr Ermottis in schwierigen Zeiten. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA hielt sie fest: «Offensichtlich zeigt die Motion der SVP bereits Wirkung, wonach die Mehrheit der Führung systemrelevanter Unternehmen das Schweizer Bürgerrecht haben muss.» Der Zürcher SVP-Nationalrat Roger Köppel kommentierte auf Twitter kurz mit «smart».

«Wichtiger als alle politischen Vorstösse»

Mitte-Nationalrätin Elisabeth Schneider-Schneiter (BL) schrieb ebenfalls auf diesem Kanal, der Entscheid sei gut und richtig. Die Ernennung des Bankers sei «wichtiger als alle politischen Vorstösse».

Die Grünliberalen teilten mit, in die Besetzung des Chefpostens der Bank habe die Politik nicht hineinzureden. Parteipräsident und Nationalrat Jürg Grossen (BE) zeigte sich zuversichtlich, dass Ermotti «die Aufgabe mit Fingerspitzengefühl angehen wird».

«Kultur der Verantwortungslosigkeit» muss Ende finden

Die SP kommentierte den Personalentscheid nicht. Für sie stehen griffige Regelungen im Vordergrund, damit «die Kultur der Verantwortungslosigkeit im Bankensektor» ein Ende findet. Das Prinzip «Gewinne privat, die Kosten dem Staat» müsse gestoppt und das «Finanz-Casino» geschlossen werden. Banken sollten Gesellschaft und Wirtschaft dienen, nicht sie gefährden.

Der Freiburger Grünen-Nationalrat Gerhard Andrey sagte Keystone-SDA, es dürfe nicht davon abhängen, welche Personalentscheide ein Privatunternehmen treffe. Letztlich brauche es eine Verantwortungskultur. Zu deren Umsetzung müssten Regeln sicherstellen, dass das höchste Management zu seiner Verantwortung steht.

Für den Schweizerischen Bankpersonalverband stehen die Arbeitsplätze im Vordergrund. Das Management der Grossbanken dürfe nicht vorschnell und rücksichtslos Entlassungen vornehmen. Deshalb nimmt der Verband Ermotti beim Wort, wonach er die Sorgen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernst nehme und auch in dieser Sache gute Arbeit leisten wolle.