Erneuter Prämien-Schock Mit den richtigen Tricks sparst du bei der Krankenkasse so richtig

Von Samuel Walder

8.10.2024

Die Prämien steigen – mit der Comparis-Analyse kannst du bis zu 53 Prozent sparen. (Symbolbild)
Die Prämien steigen – mit der Comparis-Analyse kannst du bis zu 53 Prozent sparen. (Symbolbild)
Bild: Keystone/Christian Beutler

Nach einem erneuten Prämienanstieg um 6 Prozent bietet könnte ein Krankenkassenwechsel, die Kosten um bis zu 53 Prozent zu senken. Besonders Familien könnten massiv sparen.

Von Samuel Walder

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Die Krankenkassenprämien steigen 2025 um durchschnittlich 6 Prozent.
  • Einige können aber durch den Wechsel der Versicherung und Anpassungen bis zu 53 Prozent sparen.
  • Besonders Familien und Versicherte mit einer Mindestfranchise von 300 Franken haben erhebliches Einsparpotenzial.
  • Trotz der gleichen Grundversicherungsleistungen variiert die Servicequalität der Kassen, weshalb Versicherte vor einem Wechsel die Abrechnungsmodalitäten prüfen sollten.

Nach 2023 und 2024 steigen die Krankenkassenprämien 2025 mit 6 Prozent das dritte Mal in Folge und wiederum deutlich stärker als die gesamten Gesundheitskosten. Diese steigen 2024 voraussichtlich um 3,6 Prozent. Das zeigt die Analyse der KOF Konjunkturforschungsstelle im Auftrag des Online-Vergleichsdienstes comparis.ch.

Maximales Sparpotenzial von 53 Prozent

Wie Comparis untersucht hat, können rund 0,4 Millionen erwachsene Versicherte allerdings ihre Prämienlast im nächsten Jahr um 40 Prozent und mehr reduzieren. Das zeigt die Comparis-Analyse der vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) genehmigten Prämien.

Das Sparpotenzial lässt sich realisieren durch einen Wechsel zu einer der fünf günstigsten Krankenkassen in der eigenen Prämienregion und/oder die Erhöhung der Franchise und/oder einen Modellwechsel bei der eigenen Kasse.

Maximales Sparpotenzial in den Kantonshauptorten. Untersucht wurden die Grundversicherungen. 
Maximales Sparpotenzial in den Kantonshauptorten. Untersucht wurden die Grundversicherungen. 
Generiert mit ChatGPT

Bei Betrachtung der jeweils 5 Marktführer pro Prämienregion (rund 69 Prozent der Versicherten haben hier ihre Grundversicherungspolice abgeschlossen) ergibt sich ein maximal realisierbares Sparpotenzial von 53 Prozent, beziehungsweise 3’138.60 Franken für 2025.

Dieses Potenzial könnten 108 Standardversicherte Helsana (mit Unfall, Franchise 300 Franken) im Kanton Appenzell Innerrhoden mit einem Wechsel zu einem Hausarzt-Modell bei Kasse Swica nutzen (mit Unfall, Franchise 2’500 Franken).

«Die Haushaltsbudgets wurden in den letzten drei Jahren wegen der grossen Prämienerhöhungen immer stärker belastet. Versicherte sollten nicht die Faust im Sack machen, sondern die Prämien vergleichen und ihr Sparpotenzial mit einem Wechsel ausschöpfen», erklärt Comparis-Krankenkassenexperte Felix Schneuwly. Das gelte besonders für Familien, die bisher keine individuelle Prämienverbilligung erhalten haben.

Hier fordert er allerdings auch klar: «Die Kantone müssen ihren Anteil an den individuellen Prämienverbilligungen den steigenden Prämien anpassen, wie der Bund das mit seinem Anteil schon seit Jahren tut.»

Mit einer Franchise von 300 Franken sind bis zu 33 Prozent tiefere Prämien möglich

Personen mit Gesundheitsproblemen und voraussehbar hohen Behandlungskosten im nächsten Jahr werden ihre Franchise kaum erhöhen wollen. Doch auch über 100’000 Erwachsene mit der minimalen Franchise von 300 Franken könnten 2025 durch einen Wechsel der Versicherung zur fünftgünstigsten Kasse und/oder des Modells ein Sparpotenzial von 20 bis 30 Prozent realisieren. Rund 326’000 Versicherte sogar, wenn zum günstigsten Angebot gewechselt werden würde.

Am meisten sparen Versicherte mit einer 300-Franken-Franchise bei einem Krankenkassen- wechsel im Kanton Appenzell Ausserrhoden (BAG-Region AR), nämlich 169 Versicherte in einem Standardmodell bei der Versicherung Philos (mit Unfall): Sie zahlen 33 Prozent bzw. 2’328.00 Franken pro Jahr weniger Prämien mit einem Wechsel zu Kasse Agrisano mit einem Telmed-Modell (mit Unfall).

«Grundsätzlich ist allerdings das Standardmodell mit der Mindestfranchise immer am teuersten. Wer wirklich sparen will, sollte sich den Wechsel zu einem alternativen Versicherungsmodell überlegen. Denn dort sparen Versicherte immer zwischen 10 und 25 Prozent gegenüber dem Standardmodell», so Schneuwly.

Auch bei einer Maximalfranchise können Versicherte noch 32 Prozent sparen

Selbst wer bereits eine Maximalfranchise von 2’500 Franken hat, hat noch Sparpotenzial. So könnten über 2’749 Versicherte mit einer Maximalfranchise nächstes Jahr mit einem Kassenwechsel bei gleichbleibendem Modell ihre Prämienlast um 20 bis 30 Prozent senken (bei einem Wechsel zur fünftgünstigsten Kasse); rund 47’000 Versicherte sogar, wenn zum günstigsten Angebot gewechselt werden würde.

Maximal könnten Versicherte der Assura im Kanton Schwyz (BAG-Region SZ) mit einem OKP-Modell (ohne Unfall) sparen, wenn sie zur Kasse Einsiedler Krankenkasse wechseln würden, nämlich 1’464.00 Franken pro Jahr bzw. 32 Prozent.

Grosses Sparpotenzial auch für alternativ Versicherte

Auch wer schon ein anderes alternatives Versicherungsmodell und die höchste Franchise gewählt hat, kann 2025 viel Geld sparen. Telmed-Versicherte der Groupe-Mutuel-Kasse Avenir (mit Unfall) im Kanton Wallis (BAG-Region VS2) mit einer Franchise von 2’500 Franken sparen am meisten, nämlich 1’328.40 Franken pro Jahr bzw. 29 Prozent mit einem Wechsel zu Kasse Sodalis, mit demselben Modell.

Interessant ist auch das Sparpotenzial bei den Hausarzt-Versicherten. Maximal können hier die Versicherten der Kasse Sanitas im Kanton Wallis (BAG-Region VS2) sparen, mit einem Wechsel zur Kasse Sodalis (ohne Unfall) mit demselben Versicherungsmodell, nämlich 1’214.40 Franken im Jahr bzw. 28 Prozent.

Selbst Standardversicherte können bis zu 32 Prozent sparen ohne Modellwechsel

Standardversicherte mit einer Maximalfranchise sparen ebenfalls ein wenig, ohne Modellwechsel. Nämlich am meisten die Standardversicherten bei Assura (ohne Unfall) im Kanton Schwyz (BAG-Region SZ) mit einem Wechsel zur Standardversicherung der Kasse Einsiedler Krankenkasse, nämlich 1’464.00 Franken bzw. 32 Prozent.

Nicht nur der Preis zählt

Günstig heisst allerdings nicht immer gut im Sinne einer perfekten Servicequalität. So bieten die Krankenkassen zwar in der Grundversicherung alle dieselben Leistungen an. Doch unterscheidet sich die Dienstleistungsqualität gegenüber der Kundschaft. So lassen vor allem viele günstige Kassen ihre Versicherten die Rechnungen für medizinische Behandlungen vorschiessen (Prinzip des «tiers garant»).

«Wer knapp bei Kasse ist und hohe medizinische Kosten hat, sollte sich deshalb unbedingt vor einem Kassenwechsel bezüglich der Abrechnungsmodalitäten erkundigen», empfiehlt Schneuwly. Ein guter Anhaltspunkt für die Beurteilung der Qualität einer (neuen/anderen) Krankenkasse seien die Kundenzufriedenheitsnoten.