Die Inflation in der Schweiz ist im Mai weiter gesunken. Wegen des Ausbruchs der Corona-Pandemie und des Einbruchs der Erdölpreise kosten vor allem Importwaren heute klar weniger als noch vor einem Jahr. Von Deflation wollen Ökonomen allerdings (noch) nicht sprechen.
Konkret sank die Inflation im Mai auf -1,3 Prozent von -1,1 Prozent im April, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Im Januar – und damit vor Corona – hatte der Wert mit +0,2 Prozent gar noch im positiven Bereich gelegen, im Februar waren es dann -0,1 Prozent und im März bereits -0,5 Prozent.
Der Mai-Wert lag allerdings im Rahmen der Erwartungen. Von der Nachrichtenagentur AWP befragte Ökonomen hatten den Wert zwischen -1,6 und -1,2 Prozent prognostiziert.
Erdölprodukte deutlich billiger
Besonders die Preise für Importgüter sind heute deutlich tiefer als vor Jahresfrist (-4,6%), während die Inlandgüter im Berichtsmonat Mai per Saldo lediglich 0,2 Prozent günstiger zu haben waren als ein Jahr davor.
Hauptgrund dafür ist vor allem der Ölpreis, der im März phasenweise richtiggehend abstürzte und auch nach der jüngsten Erholung noch immer über ein Drittel tiefer notiert als vor einem Jahr. So kosteten gemäss dem vom BFS berechneten Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) Erdölprodukte 21,3 Prozent weniger als im Mai 2019. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke (+0,4%) oder alkoholische Getränke und Tabak (+0,4%) waren hingegen teurer als vor Jahresfrist.
Im Vergleich zum Vormonat (April 2020) blieben die Preise per Saldo allerdings unverändert. Dies resultierte gemäss den Angaben des BFS aus entgegengesetzten Entwicklungen, die sich insgesamt aufwogen. Während etwa die Wohnungsmieten sowie die Preise für Pauschalreisen ins Ausland und jene für Steinobst anstiegen, sanken die Preise für Treibstoffe und Hotelübernachtungen.
Das BFS weist bei den Zahlen darauf hin, dass die Qualität der Resultate wegen Corona noch immer etwas eingeschränkt ist. Im Gegensatz zum Vormonat habe man im Mai aber wieder einen Grossteil der Preise normal erheben können. Einzig die Positionen im Zusammenhang mit dem Tourismus (Hotellerie, Luftverkehr, Pauschalreisen) seien noch stark von der speziellen Situation betroffen.
Keine Deflation
Trotz der im Jahresvergleich klar rückläufigen Preise in der Schweiz wollen Ökonomen nicht direkt von Deflation sprechen. Da die Preisnachlässe kurzfristiger bzw. globaler Natur seien – tiefer Ölpreise, stärkerer Franken und Rabatte -, sei dies keine Deflation, meinte etwa CS-Ökonom Claude Maurer gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Die Teuerung sei aber zu tief, so dass die expansive Geld- und Fiskalpolitik von SNB bzw. Bund gerechtfertigt seien, um das Risiko einer Deflation zu mindern, meinte er mit Blick auf die Zukunft.
Sein UBS-Kollege Alessandro Bee will beim Rückgang, der auf die Ölpreise und auf den starken Franken zurückgeht, ebenfalls nicht von deflationären Tendenzen sprechen. Schaue man allerdings nach vorne, dann dürfte der Einfluss von Ölpreis und Franken auf die Preise schwinden, und der Einfluss der Produktionslücke (Output Gap) bzw. der Rezession deutlich grösser werden. Die tiefe Rezession werde somit in den nächsten Quartalen sicherlich deflationäre Risiken schaffen.
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