Lohnrunde 2019 Travail.Suisse beklagt ungenügende Lohnrunde

SDA

18.12.2018 - 16:33

Etwas mehr Geld im Portemonnaie, mit dem man sich aber nicht mehr kaufen kann: die Gewerkschaften bezeichnen die Resultate der Lohnverhandlungen 2019 als ungenügend.
Etwas mehr Geld im Portemonnaie, mit dem man sich aber nicht mehr kaufen kann: die Gewerkschaften bezeichnen die Resultate der Lohnverhandlungen 2019 als ungenügend.
Source: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Ein Grossteil der Arbeitnehmenden erhält 2019 zwischen 0,5 und 1,5 Prozent mehr Lohn. Der Dachverband Travail.Suisse ist mit der Lohnrunde dennoch nicht zufrieden. Aufgrund der höheren Teuerung und steigenden Krankenkassenprämien bleibe Beschäftigten wenig davon.

Die Schweiz befinde sich seit 2016 mit jährlichen Wachstumsraten zwischen 1,6 und 2,9 Prozent in einem wirtschaftlichen Boom, hiess es am Dienstag an einer Medienkonferenz von Travail.Suisse und seiner angeschlossenen Verbände.

Die ungenügenden Resultate der Lohnrunde stünden dazu in einem Gegensatz. "Für viele Arbeitnehmende ist das Ergebnis des Lohnherbstes ernüchternd", sagte Syna-Präsident Arno Kerst laut schriftlichem Redetext.

Die Teuerung steige wieder an, ebenso die Prämienlast bei den Krankenkassen. Damit drohten den Arbeitnehmenden weitere Reallohnverluste, heisst es in einer Medienmitteilung. Lohnerhöhungen von 0,5 bis 1 Prozent reichten nicht oder nur knapp zum Ausgleich der steigenden Preise, führte Kerst weiter aus.

"Verfehlte Verteilungspolitik"

Dass die Kaufkraft der Arbeitnehmenden tendenziell sinke, habe auch mit der "verfehlten Verteilungspolitik" bei Lohnerhöhungen durch die Arbeitgeber zu tun. Vor zehn Jahren seien noch zwei von drei Arbeitnehmenden in den Genuss von generellen Lohnerhöhungen gekommen.

In den letzten drei Jahren habe nur noch knapp jeder und jede Dritte davon profitiert. Und neuste Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen laut Kerst, dass es 2018 nicht einmal bei einem Viertel der Lohnabschlüsse im Tertiärsektor generelle Lohnerhöhungen gegeben habe.

"Der Trend zu immer mehr individuellen Lohnmassnahmen lässt nicht alle Arbeitnehmenden gleich an der Lohnerhöhung partizipieren und erhöht die Gefahr von Reallohnverlusten", sagte Gabriel Fischer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travail.Suisse, gemäss Medienmitteilung.

Weil die Teuerung zuletzt wieder angezogen hat und für 2018 bei etwa einem Prozent liegen wird, verlangt Travail.Suisse, dass Lohnerhöhungen zum Ausgleich der Teuerung wieder vermehrt generell ausgerichtet werden müssen.

Höhere Mindestlöhne im Gastgewerbe

Als Erfolg werten der Arbeitnehmenden-Dachverband und die angeschlossenen Verbände Syna, transfair und Hotel&Gastro Union, dass es vermehrt gelungen sei, die Mindestslöhne in der Reinigungsbranche, dem Coiffeurgewerbe, dem Gastgewerbe und dem Schreinergewerbe teilweise bedeutend zu erhöhen.

So steigen namentlich die Mindestlöhne im Gastgewerbe auf Anfang 2019 um 1 bis 1,3 Prozent, wie die Sozialpartner ebenfalls am Dienstag bekanntgaben. Je nach Lohnkategorie entspricht das Erhöhungen zwischen 22 respektive 61 Franken pro Monat.

Travail.Suisse würdigte ebenso die Revision des Gleichstellungsgesetzes. Damit habe sich die Politik durchgerungen, grössere Unternehmen zur Kontrolle der Lohngleichheit zwischen den Geschlechtern aufzufordern. Das genüge indes bei Weitem nicht, um die Lohngleichheit in Zukunft sicherzustellen.

Als "vorbildliches Beispiel" in Sachen Lohnmassnahmen bezeichnete transfair-Präsident Stefan Müller-Altermatt die Matterhorn Gotthard Bahn (MGB). Die Angestellten erhalten 1 Prozent Teuerungsausgleich und 0,8 Prozent individuelle Lohnerhöhung.

Bei den Transportunternehmen von Genf (TPG) erhalten die Beschäftigten neben dem kantonalen Teuerungsausgleich einen monatlichen Beitrag von 90 Franken an die Krankenkassenprämien.

Kritik an Spitälern und Industrie

Viele Lohnverhandlungen sind noch gar nicht geführt oder nicht beendet. In seinem Tour d'Horizon kritisierte Syna-Präsident Kerst namentlich die "erneut schwierigen" Lohnverhandlungen mit den Spitälern, die offenbar lieber in Infrastruktur und Spitzenmedizin als in ihr Pflegepersonal investierten.

Bei Firmenverträgen der Industrie und des Gesundheitswesens nehme zudem die Bereitschaft ab, mit den Sozialpartnern auf Augenhöhe über Lohnfragen zu verhandeln. Schliesslich drohe mit der Abschaffung der Arbeitszeiterfassung für leitende Angestellte und Fachspezialisten eine weitere Vermischung von Arbeits- und Erholungszeit, und damit letztlich mehr Gratisarbeit, so Kerst laut Redetext.

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