Experten-Interview«Unwiderruflicher Schub» – Krise krempelt Wirtschaft um
Von Philipp Dahm
27.3.2020
Wirtschaftsprofessor Ernst Fehr glaubt nicht, dass die Milliardenspritze des Bundesrats das letzte Pflaster für die Wirtschaft gewesen ist. Die leidet auf mehreren Ebenen unter der Coronakrise, verdeutlicht er im Interview.
Ernst Fehr belegt in der Liste der Schweizer Top-Ökonomen regelmässig den Spitzenplatz. «Bluewin» konnte mit dem Wirtschaftsprofessor der Universität Zürich über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise sprechen, die unser Konsumverhalten und unsere Arbeitswelt verändert. Die Pandemie sorgt für jede Menge Unsicherheit – befeuert auch dadurch, dass die Daten-Grundlage in der aktuellen Situation noch recht dürftig ist.
Herr Fehr, wie ordnen Sie die wirtschaftlichen Hilfsmassnahmen des Bundesrats ein?
Es ist gut, dass der Bundesrat jetzt diese 42 Milliarden zur Verfügung stellt: Das hat sicher zur Beruhigung beigetragen. Gleichzeitig ist es so, dass die wirtschaftlichen Kosten der Produktionsstilllegungen – vor allem in der Luftfahrt und Tourismusindustrie und anderen Dienstleistungsbranchen –, natürlich erheblich sind.
Es gibt bereits höhere Forderungen – welche Zahl ist nun die ‹richtige›?
Wenn Experten, wie die ETH-Kollegen, gesagt haben, es müssten 100 Milliarden sein, haben sie wahrscheinlich gute Gründe. Aber welche Zahl man jetzt auch immer nennt – sie ist stets mit Unsicherheit behaftet. Es ist leicht vorstellbar, dass die 42 Milliarden des Bundesrats nicht ausreichen. Aber man kann ja erstmal sequentiell vorgehen – das ist ja nicht das letzte Wort des Bundesrats. Wenn der Druck weiter steigt, werden weltweit noch weitere Massnahmen erfolgen – man muss ja nicht gleich das ganze Pulver verschiessen.
Das Wichtigste im Überblick
Die Schweizer KMU werden von der Coronakrise hart getroffen; jedes sechste fürchtet deswegen laut einer Umfrage den Konkurs.
Die Vereinigten Staaten haben nach Angaben von US-Experten inzwischen mehr bekannte Coronavirus-Infektionen als jedes andere Land.
Die Coronavirus-Krise führt zu einem Boom von Sendungen bei der Schweizerischen Post.
Weltweit gibt es mehr als eine halbe Million Corona-Infizierte. Ein besonders prominenter: Boris Johnson, der britische Premier.
Das EU-Parlament ebnet den Weg für Investitionsoffensive wegen der Coronavirus-Krise.
Erste bewaffnete Gruppen folgen dem Uno-Aufruf zum Waffenstillstand.
Es muss viel mehr getestet werden. Niemand kennt die derzeitige Infektionsrate. Und niemand weiss, wieviele Personen infiziert waren, mittlerweile aber wieder gesund sind. Es ist sehr wichtig, dass wir eine bessere Datenbasis haben, um die Vor- und Nachteile verschiedener Massnahmen abzuwägen.
Gibt es Branchen, deren Probleme gerade nicht wahrgenommen werden?
Branchen, die leiden, melden sich in der Öffentlichkeit oder über ihre Verbände. Ich habe auch den Eindruck, dass das Kleingewerbe ganz massiv betroffen ist. Gerade die Selbstständigen mit keinen oder ganz wenigen Beschäftigten – die Selbständigen sind keine Arbeitnehmer die für sich Kurzarbeit beantragen können.
Können Sie die Probleme der hauptsächlich betroffenen Branchen veranschaulichen?
Die Nachfrage, die in den Dienstleistungsbranchen jetzt nicht befriedigt werden kann, ist für immer verloren. Die Leute gehen nicht öfter zum Coiffeur, sollten die Beschränkungen aufgehoben werden, oder essen dann öfter im Restaurant. Die Einnahmen sind unwiderruflich weg, und das sind natürlich schmerzliche Verluste.
Glauben Sie, es könnten juristische Forderungen aufkommen, Selbstständige oder Unternehmen müssten Gegenleistungen für das Bezogene erbringen?
Der Staat hat bestimmten Firmen und Branchen verboten, ihr Gewerbe weiterzuführen. Da ist es nur Recht und billig, wenn der Staat durch Kurzarbeitergeld, Kredite oder Bürgschaften auch für Kompensation sorgt. Und der Eingriff macht Sinn, das sieht ja in dieser Lage auch jeder ein. Juristisch ist das meiste geregelt.
1. Dezember 2019: Ein Patient, der sich später als erster dokumentierter 2019-nCov-Fall erweisen soll, wird von Medizinern in Wuhan, China, untersucht.
Bild: Keystone (Symbolbild)
2. Januar 2020: Es wird bestätigt, dass 41 der Krankenhauspatienten in Wuhan, China, unter dem 2019-nCoV leide. 27 Patienten waren direkt dem Huanan Seafood Wholesale Market ausgesetzt.
Bild: Keystone
9. Januar.: Die Weltgesundheitsorganisation WHO bestätigt, dass das neuartige Coronavirus von einer Person erfolgreich isoliert werden konnte.
Bild: WHO/www.who.int
20. Januar: Sprunghafter Anstieg der neuartigen Lungenkrankheit: Die Krankheit hat sich erstmals auch ausserhalb China verbreitet. Drei Menschen sind daran bereits gestorben. Auch Südkorea meldet den ersten Fall.
Bild: Keystone/EPA/EPA/Stringer China Out
31. Januar: Zehn Schweizer möchten China verlassen. Das BAG informiert über den «logistisch herausfordernden» Rückflug der Schweizer aus Wuhan.
Bild: Keystone
7. Februar: Der Arzt Li Wenliang stirbt. Er war bekannt, weil er offenbar schon am 30. Dezember vor der neuen Coronavirusvariante (Rückkehr von SARS) gewarnt hatte.
Bild: dpa/SDA
21. Februar: Italien bestätigt 17 Fälle, womit sich die Gesamtzahl Infizierter auf 20 erhöht. Die Behörden meldet auch den ersten Todesfall, ein 78-jähriger Mann stirbt an Covid-19.
Bild: Keystone
25.Februar: «Es war nur eine Frage der Zeit, jetzt ist es so weit»: Ein 70-jähriger Mann aus dem Tessin ist positiv auf das neue Coronavirus getestet worden, wie die Behörden informieren.
Bild: Keystone/Bluewin
28. Februar: Bundesrat untersagt alle Grossanlässe: Der Bundesrat verbietet wegen des grassierenden Coronavirus alle öffentlichen Grossveranstaltungen mit mehr als tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Das Verbot gilt laut dem Departement des Innern bis zum 15. März und wurde aufgrund der besonderen Lage verhängt.
Bild: Keystone
29. Februar: Erster Covid-19-Toter in den USA. US-Vizepräsident Mike Pence leitet den dortigen Krisenstab.
Bild: Screenshot Bluewin
1. März: Die Session der eidgenössischen Räte geht mit einigen Einschränkungen los. Nationalratspräsidentin Isabelle Moret (FDP/VD, rechts) verbietet den Ratsmitgliedern, darunter Magdalena Martullo-Blocher (SVP/GR, links) das Tragen von Masken.
Bild: Keystone/Alessandro Della Bella
5. März: Der erste Coronavirus-Todesfall in der Schweiz: Eine 74-jährige Frau, die im Universitätsspital Lausanne behandelt wurde, verstirbt. Sie litt an einer chronischen Krankheit.
Bild: Keystone/Laurent Gilliéron
8. März: Um die Verbreitung des Virus einzudämmen, erlässt Italien beispiellose Massnahmen. Im Norden des Landes gilt vorerst bis April ein grundsätzliches Ein- und Ausreiseverbot. Betroffen ist auch die Wirtschaftsmetropolen Mailand (im Bild der Hauptbahnhof der Stadt).
Bild: EPA/Mourad Balti Touati
9. März: Die Börsen befinden sich weltweit im Sinkflug, in New York wurde gar der Handel ausgesetzt. Es entstehen Verluste in Milliardenhöhe.
Bild: Keystone
11. März: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Verbreitung des Coronavirus als Pandemie eingestuft. Angesichts der weltweiten Ausbreitung des Erregers sei er «tief besorgt» über das «alarmierende Niveau der Untätigkeit» im Kampf gegen das Virus, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus in Genf.
Bild: Keystone
13. März: Die UEFA hat den Spielbetrieb in der Champions League und in der Europa League wegen der Coronavirus-Krise vorerst ausgesetzt. Sämtliche Partien der nächsten Woche wurden abgesagt, wie die UEFA mitteilte.
13. März: Der Bundesrat verschärft die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus deutlich. Neu sind Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmenden verboten, zudem wird in allen Schulen der Präsenzunterricht vorerst bis Anfang April gestoppt.
Bild: Keystone
15. März: Die eidgenössischen Räte brechen ihre Frühjahrssession angesichts der schnellen Ausbreitung des Virus ab.
Bild: Keystone
17. März: Nachdem der Bundesrat die Situation in der Schweiz tags zuvor als «ausserordentliche Lage» einstuft, befindet sich die Schweiz ab 0 Uhr praktisch im Ausnahmezustand. Läden, Restaurants, Bars, Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe werden bis zum 19. April geschlossen. Ausgenommen die Gesundheitseinrichtungen und die Lebensmittelläden. Öffentliche und private Veranstaltungen sind verboten.
Bild: Keystone
An den Schweizer Grenzen zu Deutschland, Österreich und Frankreich gibt es seit 17. März wieder Kontrollen. An den Grenzen zu Italien wurden solche bereits am Freitag, 13. März eingeführt. Auch die EU macht die Aussengrenze dicht.
Bild: Keystone
18. März: Die Abstimmung über die Zuwanderungsinitiative ist wegen der Coronavirus-Pandemie verschoben worden. Der Bundesrat hat beschlossen, auf die Durchführung der für den 17. Mai geplanten eidgenössischen Volksabstimmungen zu verzichten. (Symbolbild)
Bild: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT
19. März: Italien hat im Zuge der Coronavirus-Pandemie mehr Todesfälle als China gemeldet und ist damit das Land auf der Welt mit den meisten offiziell gemeldeten Toten. Bisher seien 3'405 Menschen gestorben, teilte der italienische Zivilschutz am Donnerstag in Rom mit. Die Zahl der Toten in Italien stieg innerhalb eines Tages um 427.
Bild: KEYSTONE/EPA/FOTOGRAMMA
20. März: Im öffentlichen Raum – also etwa auf der Strasse, am Seeufer oder in Parks – sind neu jegliche Menschenansammlungen von mehr als fünf Personen verboten. Bei Nichtbeachtung dieser Regelung hat man mit Ordnungsbussen zu rechnen.
Bild: KEYSTONE/LAURENT GILLIERON
22. März: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel muss sich in der Corona-Krise selbst in häusliche Quarantäne begeben. Sie hatte Kontakt zu einem infizierten Arzt.
Bild: KEYSTONE/DPA/Michael Kappeler
23. März: Mehr als 15'000 Tote und immer striktere Ausgangsbeschränkungen für rund 1,7 Milliarden Menschen rund um den Globus – weltweit breitet sich angesichts der Coronavirus-Pandemie zunehmend ein Gefühl von Panik aus. Mehr als 50 Länder und Gebiete schränken deshalb die Bewegungsfreiheit ihrer Bürger ein.
Bild: DPA
24. März: Die Olympischen Spiele in Tokio werden wegen der Corona-Pandemie ins Jahr 2021 verschoben. Darauf einigten sich das Internationale Olympische Komitee und die japanischen Gastgeber am Dienstag, wie das IOC mitteilte.
Bild: KEYSTONE
25. März: Als zweites Land in Europa meldet Spanien mit 3'434 Fällen mehr Tote als in China erfasst wurden. Der US-Senat beschliesst ein Konjunkturpaket in Billionenhöhe, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise zu mindern.
Bild: Keystone
29. März: Mit über 140'000 sind in den USA jetzt mehr Infektionen bekannt als in jedem anderen Land der Welt offiziell erfasst wurden.
Bild: Keystone
5. April: Queen Elizabeth II. hat in einer Fernsehansprache ihr Volk zum Durchhalten und zu eiserner Disziplin in der Coronavirus-Pandemie aufgerufen. Abgesehen von den Weihnachtsansprachen war es erst die vierte solche Rede der seit 1952 amtierenden Königin.
Bild: Keystone
7. April: Der britische Premierminister Boris Johnson wird wegen seiner Covid-19-Erkrankung jetzt auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses behandelt.
Bild: KEYSTONE/AP/Andrew Parsons10 Downing Street
8. April: In der Schweiz werden die Massnahmen gegen die Pandemie um eine Woche verlängert und dauern nun bis 26. April. Für die Zeit danach stellt der Bundesrat (im Bild: Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga, Gesundheitsminister Alain Berset) erste Lockerungen in Aussicht.
Bild: KEYSTONE/PETER KLAUNZER
9. April: Die Zahl der weltweit nachgewiesenen Sars-CoV-2-Fälle hat die Marke von 1,5 Millionen überschritten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet wegen der Coronavirus-Pandemie mit den schlimmsten wirtschaftlichen Auswirkungen seit der Weltwirtschaftskrise 1929.
Bild: Keystone
12. April: Der britische Premier Boris Johnson ist aus dem Spital entlassen worden. «Ich habe heute das Krankenhaus nach einer Woche verlassen», berichtete er in einer über Twitter verbreiteten Videobotschaft. Der staatliche Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) habe sein Leben gerettet.
Bild: Keystone/Pippa Fowles/10 Downing Street via AP
14. April: Österreich wagt den ersten Schritt zurück in die Normalität. Kleinere Geschäfte und Baumärkte dürfen wieder öffnen, Kunden müssen allerdings einen Mund-Nasen-Schutz tragen.
Bild: Keystone/epa/Christian Bruna
15. April: US-Präsident Donald Trump stoppt die Beitragszahlungen für die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und wirft ihr «schlechte Handhabung und Vertuschung» vor.
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16. April: Einen Monat nach Ausrufen der ausserordentlichen Lage stellt der Bundesrat erste Lockerung des Lockdowns vor. Ab 27. April dürfen Spitäler wieder sämtliche Eingriffe vornehmen, Coiffeure, Baumärkte, Gartencenter, Blumenläden und Gärtnereien öffnen unter Hygieneauflagen wieder.
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17. April: Die chinesische Stadt Wuhan korrigiert die Zahl der Corona-Toten überraschend um rund 50 Prozent nach oben. Demnach sind in der zentralchinesischen Metropole, in der die Pandemie ihren Ausgang genommen hatte, weitere 1'290 Menschen an Covid-19 gestorben. Die Gesamtzahl der Toten in Wuhan erhöht sich auf 3'896 Tote.
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18. April: Laut Experten dürften Ferien im Ausland in diesem Jahr kaum möglich sein. Christian Laesser, Professor für Tourismus an der Universität St. Gallen, geht davon aus, dass es noch bis 2021 Einschränkungen bei Auslandsreisen geben werde.
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19. April: Das Institut für Virologie in Wuhan wehrt sich gegen US-Vorwürfe, Schuld an der Coronavirus-Pandemie zu sein. Die US-Geheimdienste hegen den Verdacht, dass das Viruds nicht von einem Wildtiermarkt in Wuhan auf den Menschen überging, sondern aus einem ausserhalb der Millionen-Metropole gelegenen Bio-Labor stammt.
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21. April: Nun fällt auch das Münchner Oktoberfest der Coronapandemie zum Opfer: Das grösste Volksfest der Welt wird in diesem Jahr abgesagt.
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22. April: Neu empfiehlt das BAG Tests für alle Patienten mit Symptomen von Covid-19. Bisher wurden nur Menschen mit Vorerkrankungen und Spitalpatienten getestet sowie Gesundheitspersonal. Die erweiterten Kriterien seien Teil einer neuen Teststrategie während der schrittweisen Öffnung des Lockdowns ab dem 27. April.
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23. April: Die Coronakrise brockt der Schweiz den stärksten Einbruch der Wirtschaftsaktivität seit 1975 ein. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) rechnet mit einem Absturz des Bruttoinlandproduktes (BIP) im laufenden Jahr um 6,7 Prozent, wie es mitteilt. Das wäre der stärkste Rückgang seit der Ölkrise 1975.
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24. April: US-Präsident Donald Trump ermuntert Forscher bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus unter anderem dazu, im Kampf gegen das Coronavirus Möglichkeiten zu prüfen, Menschen direkt Desinfektionsmittel zu spritzen.
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27. April: Bereits wenige Minuten nach der ersten Wiedereröffnung nach dem Lockdown haben sich vor einigen Baumärkten in der Schweiz lange Schlangen gebildet. In Niederwangen BE musste der Zugang mit Autos zur Bauhaus-Filiale kurz nach sieben Uhr wieder gesperrt werden.
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28. April: Dass die Coronakrise die Steuerzahler noch jahrelang belasten wird, liegt fast schon auf der Hand. Für dieses Jahr rechnet Finanzminister Ueli Maurer mit einem ausserordentlichen Defizit von bis zu 55 Milliarden Franken.
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29. April: Der Bundesrat lockert im Sport die Massnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus. Ab 11. Mai 2020 sind – unter Voraussetzungen wie Schutzkonzepte und Hygienevorschriften – wieder Trainings möglich. Vorgesehen ist ausserdem, in den Profiligen den Spielbetrieb unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab 8. Juni 2020 zuzulassen.
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2. Mai: Die USA erlauben den begrenzten Einsatz des Ebola-Wirkstoffs Remdesivir bei Covid-19-Patienten in Spitälern. Die Ausnahmegenehmigung sei angesichts der Coronavirus-Pandemie «in Lichtgeschwindigkeit» zustande gekommen.
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4. Mai: Die Eidgenössischen Räte beginnen die ausserordentliche Session: Sie findet aus Platzgründen auf dem Berner Messegelände statt, um die vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) verordneten Abstand- und Hygieneregeln einzuhalten. Der Nationalrat genehmigte am ersten Tag Kredite im Umfang von rund 57 Milliarden Franken
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4. Mai: Eine globale Allianz gegen das Coronavirus hat 7,4 Milliarden Euro (rund 7,8 Milliarden Franken) für die Suche nach Impfstoffen und Medikamenten gesammelt. Die Schweiz stellte laut Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga einen Beitrag von total 400 Millionen Franken in Aussicht.
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5. Mai: Ab dem 11. Mai – und damit deutlich früher als ursprünglich geplant – können Beizen wieder öffnen. Doch müssen Schweizer Wirte und Gastrounternehmer ein striktes Schutzkonzept umsetzen und zum Beispiel sicherstellen, die Kontaktdaten der Gäste aufnehmen zu können
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7. Mai: Der Schweizer Arbeitsmarkt hat im April die Folgen der Coronakrise zu spüren bekommen. Die Arbeitslosenquote stieg auf 3,3 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte.Der Bund erwartet im Jahresverlauf sogar bis zu fünf Prozent.
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7. Mai: Die Stimmung in der Bevölkerung kippt offenbar nach sieben Wochen Corona-Notrechtsregierung durch den Bundesrat: Nur noch 15 Prozent der im Auftrag der SRG Befragten bezeichneten sie als gut, und die wirtschaftliche Lage beurteilten erstmals mehr als die Hälfte (57 Prozent) als schlecht bis sehr schlecht.
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11. Mai: In der Schweiz öffnen Restaurant und alle Geschäfte wieder – allerdings mit Einschränkungen. So dürfen maximal vier Personen oder eine Familie an einem Tisch sitzen, zwischen den einzelnen Gruppen muss ein Mindestabstand eingehalten werden. Manche Gastronomen behelfen sich mit Trennscheiben aus Plexiglas.
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Worin unterscheidet sich Europa in der ökonomischen Krise von den USA?
In der Schweiz, Deutschland und Österreich gibt es die Kurzarbeiter-Unterstützung. Die Leute beziehen beispielsweise 80 Prozent ihres Gehalts und bleiben bei ihrer Firma angestellt. In den USA gab es jetzt riesige Auseinandersetzungen, weil die Republikaner den Firmen viel Geld geben wollten, ohne dass die Unternehmen garantieren konnten, dass sie die Leute beschäftigen. Bei uns wird das durch die Möglichkeit zur Kurzarbeit, bei welcher die meisten Arbeitnehmer ja bei ihrer Firma bleiben, im Normalfall gar kein Thema.
Was halten Sie von dem Schweizer Konstrukt, bei dem der Staat zusammen mit der Finanzaufsicht und den Banken die Verteilung übernimmt?
Aus praktischen Erwägungen kommt man um die Banken gar nicht herum: Sie haben den Kontakt zum Kunden, nicht die Regierung. Und dafür staatliche Institutionen aus dem Boden zu stampfen, ist weder möglich noch wünschenswert. Es würde nicht schnell gehen, und wenn der Zweck solcher Institutionen erreicht ist, sucht man oft alternative Beschäftigungen für sie. Es ist klug, in dieser Situation eine Kooperation mit den Banken zu machen.
Wird Bern etwas von dem Geld wiedersehen?
Das Geld aus der Kurzarbeiter-Unterstützung kommt ja aus der Arbeitslosenkasse und ist damit ausgegeben. Aber es ist ja auch der Zweck dieser Unterstützung, dafür zu sorgen, dass Leute ohne Lohn ein Einkommen beziehen können. Die Kredite, die vergeben werden, muss man davon unterscheiden.
Das müssen Sie bitte erklären.
Es sind Kredite, für die der Bund die Bürgschaft übernimmt. Warum macht er das? Weil man weiss, dass viele dieser Kredite womöglich nicht zurückgezahlt werden können und Banken, die nach privatwirtschaftlichen Kriterien handeln würden, diese wahrscheinlich gar nicht gewähren würden. Mit anderen Worten: Dass der Bund bürgt, heisst nichts anderes, dass hier vermutlich Rückzahlungen nicht stattfinden können und die öffentliche Hand dafür aufkommen wird. Aber auf diesem Wege bleibt beim Kreditnehmer eine gewisse Motivation bestehen, das verbürgte Darlehen auch zurückzuzahlen.
Die Swiss hat ihrem Mutterkonzern Lufthansa in den letzten Jahren Millionengewinne eingeflogen. Muss nun Deutschland oder die Schweiz einspringen, wenn die Airline Probleme bekommt?
Ich würde sagen, sowohl die Lufthansa und der deutsche Staat haben ein Interesse an einer funktionierenden Swiss wie auch die Schweiz. Sie ist ja nach wie vor ein wichtiges Unternehmen für das Land, auch wenn sie jetzt zur Lufthansa gehört – insofern müssten auch beide Staaten helfen.
Wie lange können Staat und Wirtschaft diese Situation noch aushalten?
Das ist immer eine Frage des Grades: Wenn der Shutdown auf diesem Niveau mehrere Monate weiterginge, wären die Schäden enorm. China macht zwar Hoffnung, dass die Pandemie einzugrenzen ist, aber der Produktionsausfall wird schon einige Prozentpunkte vom Bruttoinlandsprodukt kosten. Aber wir in der Schweiz sind in der glücklichen Lage, dass unser Staat solide finanziert ist und wir wenig Schulden haben. Deshalb können wir die Hilfe auch leisten.
Die Krise wirkt sich auf die Arbeitswelt aus: Kommt bald das Homeoffice für alle?
Die Firmen werden unterschiedliche Erfahrungen damit machen. Einige werden feststellen, dass das gut funktioniert, aber andere werden merken: Man kommt dabei nicht immer zum Arbeiten. Das weiss jeder, der zu Hause nebenbei noch kleine Kinder betreuen muss, aber so gesehen ist das ja auch nicht das «natürliche Homeoffice». Aber weil einige Firmen jetzt wahrscheinlich die Erfahrung machen, dass es gar nicht so schlecht funktioniert, glaube ich schon, dass Homeoffice in Zukunft stärker praktiziert werden wird. Wir haben hier beim Institut für Volkswirtschaftslehre Mitarbeiter, die schon vor der Corona-Krise ein bis zwei Tage in der Woche von zu Hause gearbeitet haben – und das klappte immer hervorragend.
Welche Auswirkungen hat die Krise auf unser Konsumverhalten?
Es wird einen unwiderruflichen Schub für den Online-Handel geben: Viele Leute lernen jetzt gerade, wie man das macht. Diejenigen, die Berührungsängste hatten, machen das jetzt und stellen womöglich fest: Das ist bequem! Der Druck auf die Firmen, ihr Geschäft zu digitalisieren, wird weiter steigen, weil die Konsumenten das fortan verstärkt nachfragen werden.
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