(Finanz)dienstleistungUS-Banken machen weniger Gewinn – JPMorgan-Chef sieht «Gegenwind»
SDA
14.10.2022 - 16:43
Die grossen US-Banken eröffnen den vierteljährlichen Bilanzreigen der Unternehmen mit Gewinnrückgängen. Inflations- und Rezessionssorgen bremsen bereits das Kapitalmarktgeschäft. Die Geldhäuser wappnen sich für einen stärkeren Konjunkturabschwung mit Kreditausfällen.
14.10.2022, 16:43
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Eine höhere Risikovorsorge angesichts von Konjunktursorgen und ein schwaches Investmentbanking haben JPMorgan Chase im dritten Quartal belastet. Trotz höherer Zinseinnahmen sank der Gewinn im Jahresvergleich um 17 Prozent auf 9,7 Milliarden US-Dollar (10 Mrd Euro), wie die grösste US-Bank am Freitag mitteilte. Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite und hohe Abschreibungen auf Wertpapiere zehrten einen Anstieg der Erträge praktisch auf.
JPMorgan-Chef warnt vor «erheblichem Gegenwind»
Vorstandschef Jamie Dimon erklärte zwar, dass sich die Verbraucherausgaben und der Arbeitsmarkt in den USA bislang noch gut entwickelten. Er warnte jedoch vor «erheblichem Gegenwind», der unmittelbar bevorstehe. So führe die hartnäckig hohe Inflation weltweit zu höheren Zinsen und Ungewissheiten aufgrund strafferer Geldpolitik. Hinzu kämen geopolitische Risiken durch den Krieg in der Ukraine sowie eine fragile Lage bei Ölversorgung und -preisen.
Im dritten Quartal erzielte JPMorgan bereinigte Erträge von 33,5 Milliarden Dollar – zehn Prozent mehr als ein Jahr zuvor und mehr als von Experten erwartet. Der Zinsüberschuss sprang sogar um mehr als ein Viertel auf 17,6 Milliarden Dollar nach oben. Allerdings steckte die Bank 1,5 Milliarden Dollar für drohende Kreditausfälle in die Risikovorsorge, nachdem sie im Vorjahreszeitraum Rückstellungen in ähnlicher Höhe aufgelöst hatte. Abschreibungen auf Wertpapiere schlugen zudem mit fast einer Milliarde Dollar zu Buche.
Ausserdem schwächelt das Investmentbanking, da sich Unternehmen im unsicheren Marktumfeld weniger Börsengänge und Fusionen zutrauen. Dafür rechnet Bankchef Dimon fürs Gesamtjahr jetzt mit einem noch höheren Zinsüberschuss: Abseits der Unternehmens- und Investmentbank soll er auf 61,5 Milliarden statt auf 58 Milliarden Dollar steigen. Die Aktie legte zum US-Börsenstart um über fünf Prozent zu. Dimon hofft, den Rückkauf eigener Aktien Anfang 2023 wieder aufnehmen zu können. Die Bank hatte ihr Rückkaufprogramm im Juli ausgesetzt, um höhere Kapitalanforderungen der Aufsichtsbehörden zu erfüllen.
Auch Citigroup und Morgan Stanley verdienen deutlich weniger
Auch JPMorgans US-Rivale Citigroup machte trotz höherer Einnahmen erheblich weniger Gewinn. Unterm Strich verdiente Citi laut eigener Mitteilung vom Freitag 3,5 Milliarden Dollar (3,6 Mrd Euro) und damit rund ein Viertel weniger als vor einem Jahr. Analysten hatten mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Dabei nahmen die Erträge des Geldhauses um sechs Prozent auf 18,5 Milliarden Dollar zu. Citi legte jedoch 370 Millionen Dollar als Absicherung für ausfallbedrohte Kredite beiseite. Vor einem Jahr hatte die Bank noch über eine Milliarde Dollar an Rückstellungen aufgelöst. Zudem musste Citi deutlich höhere Kosten und Abstriche im Investmentbanking verkraften.
Die kleinere und vor allem auf das Kapitalmarktgeschäft ausgerichtete US-Bank Morgan Stanley erlitt einen Gewinnrückgang um 30 Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar (2,7 Mrd Euro), wie sie am Freitag mitteilte. Die Erträge gingen um zwölf Prozent auf 13,0 Milliarden Dollar zurück. Die Einnahmen im Investmentbanking brachen um 55 Prozent ein. Auch in der wichtigen Aktien-Handelssparte lief es angesichts des Abschwungs an den Börsen schlechter als erwartet. Ein Lichtblick der Bilanz war die Vermögensverwaltung, hier stiegen die Erlöse um drei Prozent. Analysten hatten insgesamt mit besseren Zahlen gerechnet.
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