FreihandelsabkommenUS-Botschafter sieht gute Chancen – übt aber Kritik an Sommaruga
SDA/gbi
23.1.2020
Für US-Präsident Trump sei ein Freihandelsabkommen Schweiz–USA «absolut möglich», sagt der US-Botschafter in Bern. Beim hochrangigen Treffen am WEF sei aber «mehr als nötig» über das Klima geredet worden.
Nach dem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga vom Dienstag am WEF machte sich Ernüchterung breit. Ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz zu schliessen, stehe nicht zuoberst auf der Liste der Amerikaner, bilanzierte etwa Martin Naville von der Handelskammer Schweiz-USA.
Nun sind wieder optimistischere Töne zu vernehmen. US-Botschafter Edward McMullen betont: Präsident Donald Trump sehe nach dem Treffen mit vier Bundesräten am WEF in Davos «echte Chancen» für ein Freihandelsabkommen.
«Es waren alle Schlüsselpersonen im Raum. Das gab es so noch nie. Wenn das kein Fortschritt ist», sagte McMullen in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit den CH-Media-Zeitungen.
Er könne nur für die USA sprechen, stellte der Botschafter klar, doch er sehe «eine gute Entwicklung». So habe sich Trump mit seinen Regierungsmitgliedern in Davos persönlich Zeit genommen, um mit der Schweizer Regierung über ein Abkommen zu reden.
Elf Minuten reichen nicht
Doch: «Wenn man elf Minuten in einer solchen Runde über ein Freihandelsabkommen spricht, dann läuft man nicht mit einem Deal heraus», sagte McMullen weiter. Freihandelsabkommen bräuchten Zeit. Mit der Schweiz sei ein Deal «absolut möglich», und aus US-Sicht sei man hier bereits weiter als in den Verhandlungen mit der EU.
Leise Kritik am Bundesrat ist dennoch herauzulesen: Am hochrangigen Treffen in Davos habe das Thema «einige Zeit» beansprucht, sagte McMullen zu den CH-Media-Zeitungen. «Mehr als nötig gewesen wäre, aber das war okay für uns.» Dass Sommaruga das Pariser Klimaabkommen angesprochen habe, sei «nicht sehr ergiebig» gewesen, denn «jedermann weiss, wo Präsident Trump hier steht». Der US-Präsident hat den Ausstieg der USA aus dem internationalen Vertragswerk beschlossen.
Es habe auf Schweizer Seite Teilnehmer gegeben, die für das Thema Handel mehr Zeit hätten einräumen wollen, sagte McMullen zu der Zusammenkunft.
Landwirtschaft darf nicht ausgeklammert werden
McMullen stellte darüber hinaus klar, dass es keinen Deal geben werde, in dem der Landwirtschaftssektor ausgeklammert werde. «Das haben wir beim Start der neuen Verhandlungen erneut gesagt: Wenn wir nicht über Landwirtschaft sprechen können, dann müssen wir gar nicht beginnen.» Die Schweiz kenne den Standpunkt der USA und sei bereit, Konzessionen zu machen.
In einem Interview mit Blick.ch nannte McMullen Forderungen der USA: «Ein fairer Deal würde uns zum Beispiel Zugang zum Schweizer Markt geben mit Fleischerzeugnissen. Das scheint diesmal möglich. Offene Fragen gibt es auch zur Schweizer Pharmaindustrie, die in den USA viel Geld verdient.» Doch hier gebe es zum ersten Mal positive Anzeichen für eine Lösung.
Sommaruga: Es braucht noch Überzeugungsarbeit
Trump hatte schon vor dem Treffen mit der Schweizer Delegation gesagt, er wolle ein Freihandelsabkommen mit der Schweiz erreichen. In Berichten von Schweizer Medien zu dem Treffen vom Dienstag wurden die Erwartungen dann allerdings gedämpft.
Bundespräsidentin Sommaruga hatte nach dem Treffen in Davos gesagt, dass ein Abkommen zustande komme, wenn von beiden Seiten genügend Interesse da sei. Dazu brauche es noch Überzeugungsarbeit. Nicht nur bei der Landwirtschaft gebe es unterschiedliche Interessen. Die Gespräche gingen weiter.
Die Bundesräte Ignazio Cassis, Viola Amherd und Guy Parmelin (von li. nach re.) stossen nach ihrer WEF-Woche in Davos an.
Bild: Keystone
Auch Greta Thunberg (M.) ist am Freitag noch vor Ort: Sie schliesst sich mit Gleichgesinnten einer Klimademo in Davos an.
Bild: Keystone
Sieht nach happiger Kost aus: Ronaldo Lemos, Direktor des Instituts für Technologie und Gesellschaft in Rio de Janeiro, bei einem Vortrag.
Bild: Keystone
Fast wie ganz normale Davos-Touristen: Der selbsternannte Präsident von Venezuela, Juán Guaidó (r.), macht ein Selfie mit Österreichs Kanzler Sebastian Kurz.
Bild: APA/Keystone
Tag vier am WEF: Bewaffnete und gut getarnte Spezialeinheiten der Polizei sorgen in Davos für die Sicherheit der hohen Gäste aus aller Welt.
Bild: Keystone/Laurent Gillieron
Immer im Fokus der Kameras: Greta Thunberg verlässt gerade das Davoser Kongresszentrum.
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller
Am Nachmittag heisst es dann: Vorhang auf und Bühne frei für Angela Merkel. WEF-Chef Klaus Schwab geleitet die Kanzlerin zum Rednerpult.
Bild: Keystone
Relativ neu auf dem internationalen Parkett: Sanna Marin, die 34-jährige Ministerpräsidentin von Finnland, nimmt an einem Panel teil.
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller
Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft am WEF ein. Sie wird am Nachmittag eine Rede halten.
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller
Tag drei am WEF: Diese Teilnehmer haben am Donnerstagmorgen offenbar das grosse Ganze im Blick.
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller
Dabei kommt es auch zu Zusammenstössen mit der Polizei. Ein Polizist und eine Passantin werden verletzt.
Bild: Keystone/Ennio Leanza
Das WEF bewegt auch im Unterland die Gemüter: Am Mittwochabend demonstrieren in Zürich hunderte Personen gegen das WEF.
Bild: Keystone
Vor allem für Planespotter ein Spektakel: die Air Force One am Flughafen Zürich.
Bild: Steve Herman
Worüber sie wohl reden? Prinz Charles und Greta Thunberg treffen sich am WEF.
Bild: Twitter, Clarence House
Der Autokonvoi von US-Präsident Trump unterwegs von Davos zurück an den Flughafen Zürich.
Bild: Keystone
Ein weiteres bekanntes Gesicht in Davos: UBS-Chef Sergio Ermotti.
Bild: Keystone/Alessandro della Valle
Prinz Charles ist in Davos eingetroffen.
Bild: Twitter, Clarence House
Donald Trump bei der überraschend einberufenen Medienkonferenz am WEF in Davos.
Bild: Keystone
Am Tag zwei ist US-Präsident Donald Trump wieder am WEF unterwegs.
Bild: Keystone
Am Dienstagabend bespricht sich der US-Präsident auch noch mit Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Auf der Themenliste stehen unter anderem die Handelsbeziehungen, der Klimaschutz und die Iran-Krise.
Bild: Keystone
Auf dem Davoser Postplatz demonstrieren WEF-Kritiker und Umweltschützer am Nachmittag gegen das Treffen der Reichen und Mächtigen. Mit dabei: Juso-Chefin Ronja Jansen (Mitte). Die Kundgebung verläuft friedlich.
Bild: Keystone
Greta Thunberg wiederholt in Davos ihren Aufruf aus dem letzten Jahr: «Unser Haus brennt immer noch!», sagt sie mit Blick auf ihren Auftritt am WEF vor einem Jahr.
Bild: Keystone/Alessandro Della Valle
Trump lobte in seiner Rede, wie sehr unter seiner Präsidentschaft die Wirtschaft der USA erstarkt ist.
Bild: Keystone/Alessandro Della Valle
Während Trumps Rede sitzt auch sie im Publikum: Greta Thunberg. So richtig mitgerissen wirkt sie allerdings nicht von der Rede des US-Präsidenten.
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller
Der US-Präsident vor seinem Auftritt zur WEF-Eröffnung.
Bild: Keystone/Alessandro Della Valle
Begleitet wird Trump bei seiner Eröffnungsrede von WEF-Gründer Klaus Schwab, der auch bei der 50. Ausgabe noch als Geschäftsführer amtet.
Bild: Keystone/Alessandro Della Valle
Eindrückliche Aufnahme: Der Helikopter-Verband des US-Präsidenten über dem Nebel auf dem Weg nach Davos.
Bild: AFP/Jim Watson
Donald Trump bei seiner Ankunft im Bündner Kurort.
Bild: Keystone/AP/Evan Vucci
Am Ziel: Donald Trump steigt in Davos aus dem Helikopter.
Bild: Keystone/Ennio Leanza
Marine One bei der Landung in Davos – dieses Rufzeichen trägt der Helikopter, in dem der US-Präsident sitzt.
Bild: Keystone/Ennio Leanza
Während Donald Trump im Helikopter nach Davos sitzt, spricht Klimaaktivistin Greta Thunberg. Und kritisiert, dass beim Klimaschutz immer noch viel zu wenig geschehe.
Bild: Keystone/Gian Ehrenzeller
Der US-Präsident fliegt in einem Verband von insgesamt sieben Maschinen von Zürich nach Davos.
Bild: Keystone/Walter Bieri
Einer der beiden White-Hawk-Helikoter der US-Armee, mit denen der US-Präsident jeweils reist, hebt in Zürich ab. Eine baugleiche zweite Maschine ist ebenfalls unterwegs, in welcher davon Donald Trump sitzt, ist aus Sicherheitsgründen geheim.
Bild: Keystone/Walter Bieri
Die Landung der Air Force One lockt Hunderte Schaulustige an die Aussichtspunkte des Flughafens Zürich.
Bild: Keystone/Walter Bieri
Sitzt in dieser Maschine Donald Trump? Eine der beiden VC-25A, die am Dienstagmorgen kurz nach 8 Uhr in Zürich gelandet ist. Der US-Präsident reist jeweils mit zwei baugleichen Maschinen.
Bild: Keystone/Walter Bieri
Die Maschine, in der der Präsident sitzt, hat das Rufzeichen Air Force One – um welche der beiden Maschinen es sich handelt, ist jeweils ebenfalls geheim. Die VC-25A ist die militärische Version der als Jumbojet bekannten Boeing 747.
Diplomatie auf Hochtouren: Bundesrat mit über 60 WEF-Treffen
Über 60 bilaterale Treffen an vier Tagen: Der Bundesrat hat am Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos GR einen regelrechten Gesprächsmarathon absolviert. Die jeweils rund 30-minütigen Kurzvisiten mit Staats- und Regierungschefs dienten vor allem der Beziehungspflege. Und die Landesregierung ersparte sich damit vielleicht die eine oder andere Reise ins Ausland. Ein gedrängtes Programm absolvierte Bundespräsidentin Viola Amherd. Sie führte von Montag bis Donnerstag nicht weniger als 20 bilaterale Gespräche.
20.01.2024
Kampf gegen Falschinformationen zum WEF
Während des WEF in Davos sind in den sozialen Medien dutzende Falschinformationen zum Jahrestreffen verbreitet worden. Ein Problem, dessen sich auch WEF-Direktor Alois Zwinggi bewusst ist. Er will darum den öffentlichen Dialog fördern und kündigte eine Initiative an. Es sind täuschend echte Videos, die Reden auf dem Podium des Weltwirtschaftsforums (WEF) zeigen, die gar nie stattgefunden haben. Von künstlicher Intelligenz (KI) generierte Bilder, die Falschinformationen über das Jahrestreffen verbreiten.
«Das ist ein extrem relevantes Thema für uns», sagte Zwinggi im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Ein von der WEF-Organisation veröffentlichter Risiko-Report unterstreicht das Problem zusätzlich: Experten gehen dort davon aus, dass Falschinformationen für die nächsten zwei Jahre die grösste Gefahr für die Weltgemeinschaft sind.
19.01.2024
WEF: Isaac Herzog prangert «ein von Teheran angeführtes Reich des Bösen» an
Der israelische Präsident Isaac Herzog fordert die Welt auf, sich «einem Reich des Bösen» zu stellen, das vom Iran angeführt wird. Am Donnerstag stellte er vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos (GR) fest, dass der gegenwärtige Krieg nicht nur zwischen «Israel und der Hamas» stattfinde.
18.01.2024
Diplomatie auf Hochtouren: Bundesrat mit über 60 WEF-Treffen
Kampf gegen Falschinformationen zum WEF
WEF: Isaac Herzog prangert «ein von Teheran angeführtes Reich des Bösen» an