Versicherungen Weniger Reklamationen wegen Krankenkassen-Werbeanrufen

misc, sda

8.11.2022 - 10:45

Unerwünschte Werbeanrufe von Krankenkassen-Vermittlern sorgen bei vielen Versicherten für Ärger. (Symbolbild)
Unerwünschte Werbeanrufe von Krankenkassen-Vermittlern sorgen bei vielen Versicherten für Ärger. (Symbolbild)
Keystone

Die Selbstregulierung der Krankenkassenbranche beim Anwerben von Kundinnen und Kunden hat sich nach Ansicht der zuständigen Beschwerdestelle bewährt. Innert dreier Jahre sei die Zahl der Reklamationen wegen unerwünschter Werbeanrufe um zwei Drittel zurückgegangen.

Keystone-SDA, misc, sda

Die Branchenvereinbarung bringe, was sie versprochen habe, teilte die «Aufsichtskommission Branchenvereinbarung Vermittler» am Dienstag mit. Bis Ende Oktober habe man im laufenden Jahr 87 Beschwerden erhalten, 2021 seien es 110 Beschwerden gewesen.

Zum Vergleich: Vor Inkrafttreten der Vereinbarung Anfang 2021 erhielten die Krankenkassen-Verbände Santésuisse und Curafutura den Angaben zufolge rund 300 Beschwerden pro Jahr.

Bussen in vier Fällen

Die Branchenvereinbarung wurde von den beiden Dachverbänden abgeschlossen, die meisten Versicherer sind ihr beigetreten. Die Aufsichtskommission überwacht die Einhaltung der Regeln und kann Konventionalstrafen aussprechen. Im laufenden Jahr tat sie dies laut Communiqué in vier Fällen.

Dabei ging es zum einen um die Verletzung des Verbots der Kaltakquise – also um Telefonwerbung bei Personen, die nie bei bei der betreffenden Kasse versichert waren oder es seit längerer Zeit nicht mehr sind.

Sanktioniert wurden aber auch Verstösse gegen weitere in der Branchenvereinbarung festgeschriebene Qualitätsstandards. Dabei ging es unter anderem darum, dass ein Beratungsgespräch nicht ordnungsgemäss protokolliert worden war und der Vermittler die Kündigung des vorherigen Vertrags an die falsche Versicherung schickte.

In einem weiteren Fall kontaktierten Vermittler Kundinnen und Kunden über soziale Netzwerke und stellten ihnen Tickets für Freizeitangebote in Aussicht. Dass man mit der Teilnahme an dem Wettbewerb sein Einverständnis zum Besuch eines Beraters gegeben habe, sei dabei nicht ausreichend klar gewesen, so die Aufsichtskommission.

Insgesamt hätten sich die Bussen und Verfahrenskosten für die betroffenen Versicherer auf rund 100'000 Franken belaufen, hiess es. In 66 der 87 Fälle im laufenden Jahr habe man allerdings kein Verfahren eröffnen können, da es an Angaben gemangelt habe.

Parlament will strengere Regeln

Mit den Regeln für Versicherungsvermittlerinnen und -vermittler befasst sich derzeit auch das Parlament. Im September hatte der Ständerat als Zweitrat einer entsprechenden Vorlage zugestimmt. Diese schafft unter anderem eine gesetzliche Grundlage für das Verbot der telefonischen Kaltakquise.

Im neuen Bundesgesetz soll zudem etwa die Einschränkung der Provisionen geregelt werden. Das Bundesparlament wird es voraussichtlich in der kommenden Wintersession zu Ende beraten. Die Branchenvereinbarung wird aber auch nach dem Inkrafttreten des Erlasses Bedeutung haben. Vorgesehen ist, dass die Branche in zahlreichen Punkten Standards selbst festlegen kann.