Yuan-SchwächeYuan-Schwäche: Erst Handelskrieg, dann Währungskrieg?
dpa
30.7.2018
Chinas Währung verliert seit Monaten schon deutlich an Wert. Trump unterstellt Peking, über eine Abwertung die Exporte verbilligen und die US-Strafzölle damit auffangen zu wollen. So einfach ist es aber nicht.
Mit der Eskalation des Handelskonflikts zwischen den USA und China geht nun die Angst vor einem Währungskrieg um. Der chinesische Yuan hat seit April mehr als sieben Prozent gegenüber dem US-Dollar verloren, sodass US-Präsident Donald Trump schon Manipulation wittert: «In China fällt die Währung wie ein Stein und unsere Währung geht hoch, und ich muss ihnen sagen, es ist zu unserem Nachteil», sagte Trump jüngst in einem Interview. Dahinter steckt der Vorwurf, dass China seine Währung gezielt abwertet, um Exporte auf den Weltmärkten zu verbilligen und damit die Auswirkungen der amerikanischen Strafzölle aufzufangen.
Abwertung als Waffe im Handelsstreit klingt vielleicht logisch, hat aber hier mit der Realität wohl wenig zu tun. Nicht nur der Internationale Währungsfonds (IWF) hat China gerade bescheinigt, dass der Wechselkurs des Yuan «auf einer Linie» mit den fundamentalen Faktoren seiner Wirtschaft liegt. Auch viele Experten sehen Marktkräfte am Werk. Zwar ist Chinas Währung nicht frei konvertibel und kann am Tag nur in einer Handelsspanne von zwei Prozent schwanken, doch orientiert sich Chinas Zentralbank bei der täglichen Festlegung des Wechselkurses am Markt.
«Die Regierung mischt sich diesmal nicht ein»
«Die Regierung mischt sich diesmal nicht ein», sagt die unabhängige chinesische Wirtschaftskommentatorin Ye Tan. «Es ist die Marktentwicklung.» So orientiert sich der Yuan an einem Korb von mehr als 20 Währungen, die ihrerseits oft eng mit dem US-Dollar verbunden sind: Steigt der US-Dollar, fällt der Yuan. Nun hat die amerikanische Währung in sechs Monaten um sechs Prozent zum Euro zugelegt - und gegenüber einer Reihe von Währungen zusammen sogar um rund acht Prozent. Experten gehen daher davon aus, dass der Yuan eigentlich weiter fallen müsste, aber die Zentralbank ihn vielmehr davon abhält.
«Es ist unwahrscheinlich, dass China eine starke und anhaltende Abwertung des Yuans will», stellt der US-Wirtschaftsprofessor Christopher Balding in einer Analyse für den Finanzdienst Bloomberg fest. «Das würde dazu führen, einen Haufen Probleme für einen anderen einzutauschen», argumentiert der China-Ökonom, der an der HSBC-Business-School in der südchinesischen Metropole Shenzhen unterrichtet. «Verbraucher und Unternehmen müssten einen doppelten Schlag hinnehmen - Preiserhöhungen durch Zölle und weniger Kaufkraft durch eine schwächere Währung.» Denn wäre der Yuan billiger, müssten Chinas Bürger bei Importen mehr für ausländische Güter zahlen.
Das langsamere Wachstum der zweitgrössten Volkswirtschaft und die Eskalation des Handelskonflikts drücken aus Sicht des Pekinger Wirtschaftsprofessor Hu Xingdou vielmehr auch auf den Wechselkurs des Yuan. «Zum einen läuft die chinesische Wirtschaft nur noch schlecht», sagt Hu Xingdou. «Zum anderen trüben die Auswirkungen des Handelskrieges ziemlich stark die Zuversicht.» Der unabhängige Ökonom ist überzeugt, dass Peking nicht künstlich eingreift. «Es gibt keine Hinweise, dass die Regierung den Kurs kontrolliert.»
Der Schrecken von 2015 steckt noch allen in den Knochen
Der Schrecken von 2015, als ein schneller Kursrückgang des Yuan zu massiven Kapitalabflüssen und einer Schockwelle führte, steckt heute noch allen in den Knochen. Anders als heute gab es damals keinen Grund für die plötzliche Yuan-Schwäche, was Unsicherheit an den Märkten weltweit auslöste. «Es gab 2015 Manipulationen», berichtet Hu Xingdou. «Aber dieses Mal stimmt es mehr mit der Marktentwicklung überein.» Der Kurs werde auch nicht viel weiter in den Keller sacken. «Die Abwertung wird aus meiner Sicht nicht unbegrenzt weitergehen.»
Anders als 2015, als die Zentralbank ihr Vorgehen nicht transparent machte, formulieren Chinas Währungshüter ihre Absichten heute auch unmissverständlich: Der Wechselkurs soll «grundsätzlich auf einem angemessenen und ausgewogenen Niveau stabil gehalten werden», beruhigte Zentralbankchef Yi Gang die Märkte. Und der Sprecher der Devisenbehörde, Wang Chunying, versicherte: «China ist in der Lage und zuversichtlich, mit allen möglichen Herausforderungen umzugehen.»
Offen wirft die chinesische Zeitung «Global Times» den USA im Handelskonflikt allgemein «Dummheit» und Trump konkret vor, «der grösste Unsicherheitsfaktor in der heutigen Welt» zu sein. Das Blatt, das vom Parteiorgan «Volkszeitung» herausgegeben wird, warnt: «Von einem Handelskrieg zu einen Finanzkrieg zu schreiten, würde der Weltwirtschaft zweifellos zusätzlich Chaos aufladen.»
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