Komfortabel und umweltfreundlich Das weltgrösste Luftschiff will 2025 durchstarten

uri

6.6.2021

Das grösste Luftschiff der Welt ist zurück: Die Airlander 10 soll demnächst in Serienproduktion gehen und bereits ab dem Jahr 2025 erste Strecken bedienen – etwa zwischen Barcelona und Mallorca. 

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Ursprünglich vom US-Verteidigungsministerium mit zig Millionen US-Dollar gefördert, sollte das als HAV 301 bezeichnete Hybridluftschiff Aufklärungsflüge in grosser Höhe durchführen. Die Militärs liessen das Projekt aus Kostengründen jedoch fallen, und so startete der 92 Meter lange, 25 Meter hohe und 43 Meter Koloss der Lüfte als Airlander 10 eine zivile Karriere – mit dem Jungfernflug im Jahr 2016 als vorläufigem Höhepunkt.

Danach cruiste das Luftschiff immer wieder durch die Medien, allerdings waren positive Schlagzeilen eher Mangelware, nachdem es zwei Zwischenfälle im August 2016 und im November 2017 gegeben hatte. Das soll sich nun aber ändern, denn wie der britische Hersteller Hybrid Air Vehicles HAV kürzlich ankündigte, sollen bis zum Jahr 2025 zehn der Luftschiffe produziert werden und dann auch bis zu 100 Passagiere befördern.



In Zeiten der Klimakrise wirbt das Konzept vor allem damit, dass es 90 Prozent weniger CO2-Emissionen als ein Flugzeug verursachen soll. Ab dem Jahr 2030 soll das Luftschiff schliesslich sogar komplett elektrisch betrieben werden. Nicht nur die Umweltverträglichkeit soll Passagiere zum Umstieg auf den Airlander 10 überzeugen, sondern auch der Komfort.

Gemütliches Reisen

Das erst kürzlich von HAV vorgestellte Innendesign des Luftschiffs hat tatsächlich wenig mit den zumeist beengten Platzverhältnissen im Flugzeug gemein und erinnert mehr an eine Lounge: Die Sitzplätze sind gross und mit reichlich Abstand zum Nachbarn platziert und haben alle direkten Zugang zu den Gängen. Dazu kann man die Aussicht durch extragrosse Scheiben geniessen. George Land, Direktor für kommerzielle Geschäftsentwicklung bei HAV, meint denn auch: «Seit vielen Jahrzehnten bedeutet Fliegen, in einer Metallröhre mit winzigen Fenstern zu sitzen – eine Notwendigkeit, aber nicht immer ein Vergnügen. Im Airlander ist das ganze Erlebnis angenehm und sogar genussvoll».

Einen entscheidenden und gewaltigen Nachteil hat der Airlander aber – und das ist seine geringe Geschwindigkeit: Maximal dürfte er 150 km/h erreichen, die tatsächliche Reisegeschwindigkeit dürfte sogar noch darunter liegen. Auf der Langstrecke ist das Luftschiff damit kein Konkurrent zum Flugzeug mit seiner rund zehn Mal höheren Geschwindigkeit – und auch mit vielen Zugverbindungen wird es nicht mithalten können.

So gut wie keine Infrastruktur benötigt

Seine Stärke soll der Airlander indes genau dort ausspielen, wo die Strecken relativ kurz sind, aber keine Züge fahren können oder man umständlich auf die Fähre umsteigen muss. Im Gespräch sind ab 2025 etwa Verbindungen zwischen Barcelona und Palma de Mallorca, zwischen Liverpool und Belfast und Oslo und Stockholm, bei denen man dann im Luftschiff ganz komfortabel zwischen vier und gut sechs Stunden unterwegs ist. Von Vorteil ist dabei sicher auch, dass der Airlander so gut wie keine Infrastruktur benötigt – er kann so ziemlich auf jeder Fläche starten und landen, die eben ist und gross genug. 

Und auch wenn der Airlander in Sachen Geschwindigkeit eher gemütlich daherkommt, so hat er doch auf eine Art Rock’n’Roll im Blut. Als prominenter Investor ist nämlich Bruce Dickinson, Sänger der britischen Heavy-Metal-Gruppe Iron Maiden, mit an Bord. Dickinson, der selbst als Berufspilot arbeitete, meinte einst gegenüber der BBC: «Ich will da rein und damit von einem Pol zum anderen fliegen.»