Mit 320 km/h durch Marokko Afrika hat seine erste Hochgeschwindigkeitsstrecke

tsha

20.11.2018

Mit dem Hochgeschwindigkeitszug durch Marokko: Seit wenigen Tagen ist das möglich.
Mit dem Hochgeschwindigkeitszug durch Marokko: Seit wenigen Tagen ist das möglich.
Bild: Alstom

Eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke verbindet die marokkanischen Metropolen Tanger, Rabat und Casablanca. Eines Tages soll sie durch ganz Nordafrika führen.

Es sind kühne Pläne, die die marokkanische Regierung schmiedet: Eines fernen Tages soll das Land mit seinen Nachbarn Algerien, Tunesien und Libyen über ein Hochgeschwindigkeitsnetz verbunden werden. In wenigen Stunden würden dann die schnellen Züge von Casablanca nach Algier, Tunis und Tripolis rasen. Heute ist das nur per Flugzeug möglich. Zudem haben Marokko und Algerien seit den 90er-Jahren ihre gemeinsame Grenze geschlossen, und in Libyen kontrollieren Milizen Teile des Landes.

Ein erster Schritt hin zu einem nordafrikanischen Hochgeschwindigkeitsnetz ist dennoch nun getan. Am vergangenen Donnerstag eröffneten der marokkanische König Mohammed VI. und der französische Präsident Emmanuel Macron die erste TGV-Strecke Afrikas. Die 350 Kilometer lange Eisenbahnlinie führt von Tanger im Norden des Landes über die marokkanische Hauptstadt Rabat bis nach Casablanca.

Bislang benötigten Zugreisende für die gesamte Strecke knapp fünf Stunden; der neue TGV legt die Distanz in nur zwei Stunden zurück. Möglich macht das eine Reisegeschwindigkeit von bis zu 320 km/h. Damit sind die neuen Züge die schnellsten, die auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs sind. 

Der französische Präsident Emmanuel Macron (links) und der marokkanische König Mohammed VI. eröffneten am Donnerstag die neue TGV-Strecke in Marokko.
Der französische Präsident Emmanuel Macron (links) und der marokkanische König Mohammed VI. eröffneten am Donnerstag die neue TGV-Strecke in Marokko.
Bild: Keystone

Das Projekt hatte allerdings einen hohen Preis: Umgerechnet rund zwei Milliarden Franken wurden im marokkanischen Wüstensand verbaut; 51 Prozent der Kosten wurden von Frankreich finanziert. Aus Frankreich stammen auch die Technik und das Rollmaterial: Die Staatsbahn SNCF war beim Bau beratend tätig, die Züge kommen von Alstom. Eingesetzt werden auf der Strecke zwölf Züge vom Typ Euroduplex, die auch auf französischen TGV-Strecken unterwegs sind.

Nicht nur wegen der hohen Kosten war das Bahnprojekt im armen Marokko hoch umstritten. Proteste gab es auch, weil Kritiker fürchten, die an der Westküste verlaufende Strecke könnte das ärmere Binnenland Marokkos weiter benachteiligen und vom Wirtschaftsaufschwung im Land ausschliessen. Die Bauarbeiten hatten schon 2011 begonnen, verzögerten sich aber aufgrund des Widerstands der Bevölkerung immer weiter. Auch jetzt sind nicht alle Bahnhöfe entlang der Strecke fertiggestellt.

Dennoch plant die marokkanische Eisenbahngesellschaft ONCG (Office National des Chemins de Fer) schon eine Verlängerung der Eisenbahnlinie über Marrakesch bis nach Agadir, ganz im Süden Marokkos. Auch nach Osten, über Fes bis an die Grenzstadt Oujda, sollen die Gleise einmal führen – und vielleicht sogar eines Tages die Grenze überqueren.

Die schnellsten Züge der Welt
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