Analyse der Werkzeuge Analyse seiner Werkzeuge: Steinzeitmensch Ötzi war am Ende

jfk mit Material von AFP

21.6.2018

Eine neue Studie legt nahe, dass der Steinzeitmensch Ötzi vor seinem gewaltsamen Tod in den Alpen in einer desolaten Lage war. Die Analyse seiner Werkzeuge aus Feuerstein liefern auch Aufschlüsse über die Lebensbedingungen der Alpenbewohner vor 5300 Jahren.

Ötzi wurde im Alter von etwa 45 Jahren umgebracht. Laut dem Südtiroler Archäologiemuseum waren es vermutlich mehrere Angreifer, die Ötzi verfolgten und schliesslich mit einem Pfeil hinterrücks erschossen. Im Jahr 2001 wurde die Pfeilspitze aus Feuerstein per Röntgenbild in der Leiche entdeckt. Der Angriff muss recht unvermutet gekommen sein - Ötzi ass wohl kurz vor vor seinem Tod in aller Ruhe Wildfleisch.

Stresszeichen an seinen Fingernägeln deuten darauf hin, dass die letzten Lebensmonate ein einziger Überlebenskampf waren, der sich zum Schluss zuspitzte. Eine tiefe unverheilte Wunde an der Hand weist auf einen Nahkampf kurz vor dem Tod hin, auch ein Schädel-Hirn-Trauma mit einer grossen Blutung deutet darauf hin, dass jemand schon vor dem Pfeilschuss Ötzi nach dem Leben trachtete.

Abgenutzte Werkzeuge

In den 33 Stunden vor seinem Tod stieg der Wanderer zuerst von 2500 Meter Höhe auf 1200 Meter ab und erklomm kurz darauf das Tisenjoch bis auf etwa 3000 Meter, bis ihn das tödliche Geschoss niederstreckte. Die Forscher fanden bei der mumifizierten Leiche etliche Werkzeuge aus Feuerstein. Die aktuelle Analyse einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern um Ursula Wierer hat nun aus deren eingehender Untersuchung Rückschlüsse auf Ötzis persönliche Situation gezogen.

Eine Rekonstruktion des Gletschermannes Ötzi. Foto: Ochsenreiter/Südtiroler Archäologiemuseum
Eine Rekonstruktion des Gletschermannes Ötzi. Foto: Ochsenreiter/Südtiroler Archäologiemuseum

Wie der «Spiegel» die Ergebnisse wiedergibt, hatte der Mann nur sehr wenige Gerätschaften zum Schneiden, Bohren und Schaben bei sich, keine Reservegegenstände und auch kein Rohmaterial. Seine Werkzeuge aus Feuerstein waren in abgenutztem Zustand, und wohl aus schierer Not führte er abgebrochene Pfeilspitzen mit sich. Zu seinem Arsenal gehörten ebenso ein Dolch, ein Klingenkratzer, ein Bohrer und ein sogenannter Retuscheur, ein Schärfungsinstrument.

Das lokal zuordnungsbare Feuersteinmaterial stammt aus verschiedenen Teilen der Südalpen, was auf ein umfangreiches Versorgungsnetzwerk schliessen lässt. Aus der Abnutzung wird geschlossen, dass Ötzi trotz dringenden Bedarfs bei seinem zwischenzeitlichen Abstieg, vielleicht in ein Dorf, keine Hilfe und keinen Nachschub an dem so wichtigen Feuerstein erhielt. Möglicherweise war der Mann ein Getriebener und sozial isoliert.

Lange Krankenakte

Auch seine Krankenakte ist lang. Sie umfasst neben Knochenbrüchen und Erfrierungen auch heute als Zivilisationskrankheiten geführte Gebrechen. So litt Ötzi unter Karies und Parodontose und könnte Magengeschwüre gehabt haben. Er war ausserdem laktoseintolerant und hatte eine Arterienverkalkung, die vermutlich in absehbarer Zeit zu einem tödlichen Herzinfarkt oder Hirnschlag geführt hätte.

Im September 1991 hatte ein Ehepaar aus Nürnberg (D) zufällig beim Bergwandern im Grenzgebiet zwischen Österreich und Südtirol eine Mumie entdeckt, die bald darauf als Ötzi bekannt wurde. Der Mann war mit etwa 1,60 Metern für die damalige Zeit durchschnittlich gross, er dürfte um die 50 Kilogramm gewogen haben und hatte dunkles und gewelltes Haar. Höchstwahrscheinlich trug er einen Bart und hatte braune Augen - und er war mit 61 Tätowierungen übersät.

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