Medizin Antidepressivum hilft doch nicht bei Schlaganfall-Folgen

SDA

14.5.2020 - 06:34

Erwartungen enttäuscht: Das Antidepressivum Fluoxetin hilft nun doch nicht gegen die neurologischen Folgen von Schlaganfällen. (Bild: «Stroke Center» für Schlaganfallpatienten am Ospedale Regionale di Lugano während der Behandlung eines Patienten/Archivbild 2018)
Erwartungen enttäuscht: Das Antidepressivum Fluoxetin hilft nun doch nicht gegen die neurologischen Folgen von Schlaganfällen. (Bild: «Stroke Center» für Schlaganfallpatienten am Ospedale Regionale di Lugano während der Behandlung eines Patienten/Archivbild 2018)
Source: Keystone

Mehr als eine Reduktion von Depressionen war nicht feststellbar: Zwei grosse aktuelle wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass das Antidepressivum Fluoxetin binnen sechs Monaten nach einem Schlaganfall im Vergleich zu einem Placebo keine bessere Genesung bringt.

Die Studien, die am Mittwoch online präsentiert wurden, sollten bei der Welt-Schlaganfallkonferenz dieser Tage in Wien präsentiert werden. Wegen Covid-19 ist der Kongress aber auf 7. bis 9. November verschoben worden. Deshalb fand die Vorstellung wichtiger Untersuchungen via Internet statt.

Erik Lundström (Uppsala/Schweden) und seine Co-Autoren haben in einer grossen schwedischen Studie an 1'500 Patienten (die Hälfte echtes Medikament, die Hälfte ein Placebo) untersucht, ob 20 Milligramm des antidepressiv wirksamen Serotonin-Wiederaufnahmen-Hemmers weniger neurologische Probleme sechs Monate nach einem Schlaganfall bringen würde.

Andere kleinere Studien hatten in der Vergangenheit darauf hingewiesen. Man ging beispielsweise davon aus, dass das Antidepressivum die Plastizität der Nervenzellen im Gehirn erhöhen und so einen positiven Effekt haben könnte.

Immerhin ist man weniger taurig

Die Resultate waren negativ. «Fluoxetin verbesserte nicht die funktionellen Fähigkeiten der Behandelten. Wir empfehlen es nicht für den Routinegebrauch nach Schlaganfall», sagte Lundström. Die Patienten waren im Durchschnitt 71 Jahre alt, 88 Prozent hatten einen ischämischen Schlaganfall (Blutgerinnsel in Hirngefäss) erlitten. Allerdings zeigten sich unter den wirklich Therapierten weniger häufig Depressionen.

Faktisch identische Ergebnisse erbrachte eine Studie von australischen, neuseeländischen und vietnamesischen Wissenschaftlern zum gleichen Thema, wiederum mit täglich 20 Milligramm Fluoxetin nach Schlaganfall für 642 Patienten. 638 Erkrankte hatten ein Scheinmedikament erhalten.

Auch hier zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in der Wiederherstellung nach sechs Monaten. Die Frage, ob das ehemals weltweit meistverschriebene Antidepressivum einen zusätzlich positiven Effekt gegen die Folgen eines Schlaganfalls hat, dürfte damit erledigt sein: offenbar nicht.

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