Sturddlefisch Aus Versehen: Forscher erschaffen neuen Fisch

tafu

24.7.2020

Ein russischer Stör wie dieser ist das Muttertier des neuen Struddlefisch, ein Löffelstör ist der Vater.
Ein russischer Stör wie dieser ist das Muttertier des neuen Struddlefisch, ein Löffelstör ist der Vater.
Bild: Keystone

Um eine aussterbende Art zu retten, wagten Forscher ein Experiment. Doch der Zufall hatte seine Finger im Spiel – und statt eines Störs züchteten die Wissenschaftler einen neuen Fisch.

In der Forschung läuft natürlich nicht immer alles wie erwartet, Experimente kommen zu ungewöhnlichen Ergebnissen. Und so staunten auch ungarische Wissenschaftler nicht schlecht, als sie durch Zufall eine neue Fischart züchteten. Von ihrem Ergebnis berichteten sie nun im Fachblatt «Genes».

Die Forscher wollten ursprünglich eine seltene Form des Sexualparasitismus untersuchen. Dabei geht es um die sogenannte Gynogenese, eine Form der ungeschlechtlichen Fortpflanzung: Ein Spermium dringt in eine Eizelle ein, ohne sie dabei zu befruchten. Allerdings bringt das Durchdringen der Zellwand die Eizelle dazu, sich zu teilen. Es entsteht quasi ein natürlicher Klon – ein Embryo, der genetisch mit dem Muttertier identisch ist.

Die Geburt des Sturddlefischs

Das Forschungsteam des ungarischen Instituts für Fischerei und Aquakulturen wollte diesen Effekt nutzen und stellte ihn mit Löffelstören und russischen Stören nach. Man versuchte damit eine Möglichkeit zu finden, den vom Aussterben bedrohten russischen Stör asexuell zu vermehren.

Doch dann die Überraschung: Statt einer Kopie des Muttertiers entstand eine neue Mischform – der Sturddlefisch. Der Name ist eine Kombination aus den englischen Worten für Stör, «sturgeon», und Löffelstör, «paddlefisch».

Besonders spannend: Die beiden Fischarten hätten sich in freier Wildbahn nicht fortgepflanzt, da Löffelstöre nur in den USA vorkommen, die Störe dagegen in Russland. Allerdings haben sie einiges gemeinsam: Beide sind vom Aussterben bedroht und gelten als lebende Fossilien, da sie über Millionen Jahre kaum Veränderungen durchgemacht haben. Auch eine schuppenlose Haut und das knorplige Aussenskelett kennzeichnen die beiden Arten.

Für Kaviarproduktion ungeeignet

Die Forscher waren von den Hybriden definitiv überrascht, wie Miklós Bercsényi, Co-Autor der Studie, gegenüber der «USA Today» erklärt. «Dieser Hybrid sollte sterben», so der Wissenschaftler. «Die Embryonalentwicklung hätte nicht stattfinden sollen».

Absichtlich einen Hybrid erschaffen wollten die Wissenschaftler aber keinesfalls. «Wir wollten nie mit Hybridisierung herumspielen», so Attila Mozsár, ebenfalls Co-Autor der Studie, gegenüber der «New York Times». «Das war absolut unbeabsichtigt.»



Für die Kaviarproduktion eignen sich die neuen Fische allerdings wohl nicht, denn sie sind unfruchtbar. Die Wissenschaftler werden also keine neuen Exemplare entstehen lassen. Die beim Experiment gezüchteten Sturddlefische entwickeln sich allerdings prächtig, wie Attila Mozsár erklärt.«Sie wachsen gut, sie essen gut.» Die Fische werden an einem sehr sicheren Ort aufbewahrt, so der Wissenschaftler.

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