Landwirtschaft Biolandbau: Mehr Umweltschutz geht mit weniger Ertrag einher

stsc, sda

2.9.2021 - 11:00

Ein Team unter Leitung der Agroscope verglichen in einem Langzeitexperiment auf Versuchsparzellen biologischen und konventionellen Ackerbau. (Pressebild)
Ein Team unter Leitung der Agroscope verglichen in einem Langzeitexperiment auf Versuchsparzellen biologischen und konventionellen Ackerbau. (Pressebild)
Keystone

Die Erträge sind die Achillesferse des Biolandbaus: Sie liegen gemäss einer Langzeitstudie rund zwanzig bis dreissig Prozent tiefer als in der konventionellen Landwirtschaft. Doch hinsichtlich Umwelt schneidet Bio im Schnitt doppelt so gut ab.

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Das berichteten Forschende um den Ökologen Marcel van der Heijden von Agroscope und der Uni Zürich jüngst im Fachmagazin «Science Advances». «Wenn man alle Umweltauswirkungen betrachtet, liegt Bio deutlich vorne», liess sich der Ökologe in einer Mitteilung von Agroscope zitieren.

Für die Studie verglichen die Forschenden auf einem Versuchsfeld ausserhalb von Zürich vier Anbaumethoden: Konventionelle Landwirtschaft mit und ohne Pflug sowie Biolandbau mit Pflug sowie mit reduzierter Bodenbearbeitung. Auf den Parzellen bauten sie im Jahreszyklus Winterweizen, Körnermais, Ackerbohnen, Winterweizen und zweimal nacheinander Gras-Klee an. Der Versuch dauerte zwölf Jahre.

Mehr Leben im Boden, besser fürs Klima

Demnach wies ein unter Biorichtlinien bewirtschaftetes Feld eine 230 Prozent höhere Pflanzenvielfalt auf. Im Boden fanden die Forschenden zudem 90 Prozent mehr Regenwürmer in Bioparzellen und sogar 150 Prozent mehr, wenn das Feld nicht gepflügt wurde. Auch in der Bodenerosion schlugen sich die Anbaumethoden nieder: Die beiden Bioanbautypen wiesen 46 respektive 93 Prozent weniger Erosion auf.

Die Giftigkeit für die Umwelt lag bei den Anbaumethoden ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel um 81 Prozent tiefer. Auch hinsichtlich Klimaschutz schneidet Biolandbau besser ab, weil kein synthetischer Mineraldünger eingesetzt werden darf, dessen Produktion viel Energie verschlinge, wie van der Heijden auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte. Zudem hätten sie tendenziell mehr gebundenen Kohlenstoff im Boden gefunden.

Auch wirtschaftlich würde Biolandbau gemäss den Forschenden besser abschneiden, dank höheren Preisen und Direktzahlungen.

Weniger Ertrag

Mehr Umweltschutz ging allerdings mit Ertragseinbussen einher. So wies Biolandbau mit Pflug im Schnitt ein Minus von 22 Prozent auf, mit reduzierter Bodenbearbeitung lag der Wert sogar bei minus 34 Prozent. «Hier hat der Biolandbau noch grosses Verbesserungspotenzial», sagte Erstautor Raphael Wittwer gemäss der Mitteilung. Potenzial sehen die Forschenden etwa in der Pflanzenzüchtung von resistenten Sorten, einem verbesserten biologischen Pflanzenschutz und gezielter Düngung.

Welche Anbaumethoden man letztlich wähle, hänge von den Zielen ab und wie man Ertrag, Bodenschutz, Biodiversität, Klimaschutz und Ökotoxizität gewichten würde, so van der Heijden. Das Langzeitexperiment soll gemäss Agroscope noch mindestens sechs Jahre fortgeführt werden.

https://doi.org/10.1126/sciadv.abg6995