Erst wenn es nach verbranntem Fleisch riecht, bemerkt Jo Cameron, dass sie eine heisse Herdplatte anfasst. Die 71-jährige Schottin ist völlig unempfindlich gegen Schmerz. Wissenschaftler erhoffen sich von ihr neue Erkenntnisse für Schmerztherapien.
Keinen Schmerz zu spüren – davon träumen viele Menschen. Ein Segen ist es aber mitnichten, gar nichts zu spüren. Im Gegenteil, es ist ziemlich gefährlich, wie die Schottin Jo Cameron erzählt. Die 71-jährige hat einen seltenen Gendefekt, der auf der ganzen Welt nur bei einem weiteren Menschen neben ihr dokumentiert ist, und hat zeitlebens ihren Körper nicht gespürt. Nicht wenn sie mit dem Gesicht auf einen Betonpfeiler krachte, nicht wenn sie sich mal wieder böse verbrannt hat.
«Ich bin Veganerin», sagte sie er britischen Tageszeitung «The Guardian». «Wenn es im Hause nach vertrannten Fleisch riecht, kann nur ich es sein.» Cameron nimmt ihre Besonderheit mit Humor, auch wenn es für sie nicht ungefährlich ist, keine Warnsignale von ihrem Körper zu empfangen.
Dass der Gendefekt entdeckt wurde, ist einem Zufall zu verdanken. Cameron suchte über Jahre immer wieder einen Orthopäden, wenn sie einen schiefen Gang hatte. Weil sie aber keine Schmerzen hatte, wurde sie stets weggeschickt. Bis die Ärzte eines Tages doch Röntgenbilder ihrer Hüfte machten und massive Gelenkschäden feststellten.
Weil die ehemalige Lehrerin nach der Operation keine Schmerzen spürte, wurde sie an Spezialisten überwiesen, die schliesslich genetische Mutationen diagnostizierten, durch die einerseits Schmerz und Angst unterdrückt, andererseits aber Heilungsprozesse, Glücksgefühle und Vergesslichkeit befördert werden.
Während für Cameron plötzlich viele Erlebnisse ihrer Kindheit Sinn ERGABEN, etwa als sich mit acht Jahren den Arm brach und nichts merkte, bis die Knochen in einem unnatürlicheN Winkel wieder zusammenwuchsen, hoffen Wissenschaftler auf neue Therapiemöglichkeiten für Schmerzpatienten. Eine Gentherapie scheint einer Studie über ihren Fall zufolge nicht mehr ausgeschlossen.
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