RaumfahrtChina startet erste zivile Mission ins All – und nimmt den Mond ins Visier
twei
29.5.2023
Das gab es in Chinas Raumfahrthistorie noch nie: Mit Uni-Professor Gui Haichao reist erstmals ein Zivilist ins All. Auch danach will das Land im All hoch hinaus – auf den Mond.
twei
29.05.2023, 23:15
twei
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
China treibt sein Weltraumprogramm voran und schickt erstmals einen Zivilisten ins All.
Der Uni-Professor Gui Haichao soll sich um die weltraumwissenschaftlichen, experimentellen Ladung kümmern.
Bis 2030 will China dann auch eine Mission in Richtung Mond starten – und fordert damit die USA heraus.
Zwei Männer salutierten pflichtbewusst in Richtung Kamera, der dritte winkte nur lächelnd in dieselbe Richtung: Selbst Menschen, die nicht über besondere Kenntnisse in der Raumfahrt verfügen, blieb beim jüngsten Pressetermin der chinesischen Weltraumbehörde CMSA («China Manned Space Agency») eine grosse Besonderheit nicht verborgen, wie der «Spiegel» berichtet.
Während mit Weltraumveteran Jing Haipeng und Neuling und Ingenieur Zhu Yangzhu zwei Militärs der Volksbefreiungsarmee mit den Gesetzmässigkeiten solch hochoffizieller Zeremonien vertraut schienen, ging es Gui Haichao doch ein wenig anders.
In der Theorie ist der Professor als Nutzlastspezialist der Universität für Luft- und Raumfahrt Peking zwar ein echter Fachmann, in der Praxis im Weltall aber gänzlich unerfahren. Guis Arbeitgeber beschrieb ihn als Sprössling einer «herkömmlichen Familie» aus der westlich gelegenen Provinz Yunnan.
Kommandant sieht «neue Phase» in Chinas Raumfahrt
Nun sorgt ebenjener Sprössling für ein Novum in der chinesischen Raumfahrtsgeschichte. Gui Haichao ist der erste Zivilist seines Landes, den China ins All schickt. Im Rahmen der Präsentation des Weltraumteams am Montag informierte Sprecher Lin Xiqiang von Chinas Agentur für bemannte Raumfahrt, Haichao werde für die Handhabung der weltraumwissenschaftlichen, experimentellen Ladung zuständig sein.
Die Mission «Shenzhou-16» startet am Dienstag, 9.31 Uhr (3.31 Uhr, MESZ) vom chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan in der Gobi-Wüste.
* Gui Haichao, 1st Chinese civilian Payload Specialist, professor at Beihang University School of Astronautics.
Kommandant Jing bezeichnete die Mission als «neue Phase der Anwendung und Entwicklung» in Chinas Raumfahrtprogramm. «Wir sind fest davon überzeugt, dass der Frühling der chinesischen Weltraumforschung angebrochen ist.»
Ganz unrecht hat er nicht, schliesslich liegt es erst 20 Jahre zurück, dass China als drittes Land überhaupt Menschen ins All schickte. Heute unterhält China die einzige permanent besetzte Raumstation neben der Internationalen Raumstation (ISS).
China investiert Milliarden Dollar in Weltraumprogramm
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt hat in den vergangenen Jahrzehnten Milliarden Dollar in ihr Weltraumprogramm investiert. Erklärtes Ziel ist es, zu den führenden Raumfahrtnationen USA und Russland aufzuschließen. China plant den Bau einer Mondbasis und die Nationale Raumfahrtverwaltung hat eine bemannte Mondmission angekündigt.
Die Raumstation Tiangong, deren Name «Himmlischer Palast» bedeutet, ist ein wichtiger Bestandteil von Chinas ehrgeiziger Raumfahrt-Strategie. Im November hatte das letzte Modul für die Raumstation erfolgreich angedockt. Ihre Masse entspricht mit rund 90 Tonnen etwa einem Viertel der Masse der Internationalen Raumstation ISS, von deren Nutzung China auf Betreiben der USA ausgeschlossen wurde.
Tiangong soll etwa ein Jahrzehnt lang in Betrieb bleiben. China will die Raumstation für zahlreiche Experimente nutzen.
Nächster Halt Mond?
Doch die Mission «Shenzhou-16» soll es noch nicht gewesen sein – China will höher hinaus: CMSA-Vize Lin Xiqiang führte bei der Präsentation am Montag aus, sein Land visiere einen «kurzen Aufenthalt auf der Mondoberfläche und eine gemeinsame Erkundung durch Menschen und Roboter» an. 2030 soll es so weit sein, Designs für eine Landefähre sind bereits vorhanden.
Damit fordert China auch die USA heraus. Zwar hat die USA 2025 als Ziel angegeben, wieder einen Erdtrabanten auf die Mondoberfläche zu schicken. Technische und finanzielle Gründe aber dürften laut Experten die Mission zeitlich so nach hinten verlagern, dass der US-Termin mit dem Chinas zusammenfallen könnte.
Ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen auszurufen aber wäre verfrüht. Noch investiert die USA im Vergleich mit China etwa das Dreifache in die Raumfahrt. Dennoch bleiben die chinesischen Ambitionen der USA nicht verborgen. Jüngsten Berichten zufolge rechnet das US-Verteidigungsministerium damit, dass sich China 2045 «wirtschaftlich, diplomatisch und militärisch» als dominierende Weltraummacht herausstellen könnte.