Covid-19 Darum retten auch Impfstoffe mit geringerer Wirksamkeit Leben

tsha

8.2.2021

Der Impfstoff von Moderna ist seit Januar in der Schweiz zugelassen.
Der Impfstoff von Moderna ist seit Januar in der Schweiz zugelassen.
Bild: Keystone

Zwei Impfstoffe sind in der Schweiz bereits zugelassen, bald könnte ein dritter hinzukommen. Die Vakzine haben unterschiedlich hohe Wirksamkeiten – wichtig sind sie aber alle.

Tägliche Neuinfektionen, Positivitätsrate, R-Wert: Der aktuelle Stand der Pandemie drückt sich für die meisten von uns vor allem in immer neuen Zahlen aus. Seit kurz vor Weihnachten der erste Corona-Impfstoff in der Schweiz zugelassen wurde, sind weitere Werte hinzugekommen. Nun sind es die Wirksamkeiten der Vakzine, ausgedrückt in scheinbar abstrakten Prozentzahlen, die die Diskussion bestimmen. 

Auf den ersten Blick scheint die Lage eindeutig: Der Impfstoff von Pfizer und Biontech, der hierzulande im Dezember seine Zulassung erhielt, bietet laut BAG einen 95-prozentigen Schutz vor einer Erkrankung; nur einen Prozentpunkt niedriger wird die Wirksamkeit des im Januar zugelassenen Mittels von Moderna angesetzt. Auf ähnliche Werte kommen Sputnik V, das Vakzin aus Russland (91 Prozent), und der Impfstoff der US-Firma Novovax (89 Prozent).



Deutlich geringere Werte geben die Hersteller des AstraZeneca-Vakzins (70 Prozent) sowie Johnson & Johnson (72 Prozent) an. Und der chinesische Impfstoff, der seit Monaten in mehreren Ländern gespritzt wird, kommt einer Untersuchung aus Brasilien zufolge gar auf nur 50 Prozent Wirksamkeit.

«Gegen schwere Verläufe total gut wirksam»

Auf den zweiten Blick aber stehen auch die Vakzine mit scheinbar geringerer Wirksamkeit überraschend gut da. So kommt der Johnson-&-Johnson-Impfstoff zwar auf generell deutlich schlechtere Werte als die Konkurrenz – er kann aber in 85 Prozent aller Fälle einen schweren Verlauf einer Corona-Infektion verhindern. Das ergab eine Studie mit 44'000 Probanden aller Altersgruppen, über die die «Süddeutsche Zeitung» schreibt.

Milde Krankheitsverläufe konnten mit einer Wahrscheinlichkeit, die zwischen 57 und 72 Prozent schwankt, verhindert werden. Das Entscheidende aber ist: Von den Geimpften musste niemand ins Spital, und auch zu Todesfällen kam es nicht.

Umgekehrt bescheinigen Studien dem Impfstoff von Novovax zwar eine Wirksamkeit von 89 Prozent, wie eine Studie mit 15'000 Freiwilligen in England ergeben hat. In Südafrika aber lag die Wirksamkeit bei nur 49 Prozent – gegen die in dem Land grassierende Mutante kommt das Vakzin also offenbar weniger gut an. Aber auch in Südafrika zeigte sich: Kam es dennoch zu einer Infektion, musste keiner der Studienteilnehmer ins Spital; auch Todesfälle wurden keine registriert.



«Diese unterschiedlichen Wirksamkeitsdaten», sagt der deutsche Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité, «das betrifft in allererster Linie klinisch auffällige Infektionen, das können aber auch Halsschmerzen sein.» Man solle, so Drosten in seinem Podcast, die Zahlen zur Wirksamkeit der Impfstoffe nicht überschätzen.

Wichtig sei vor allem, wie gut ein Vakzin gegen einen schweren Krankheitsverlauf schütze. «Da liegen die Wirksamkeiten viel, viel besser. Alle diese Impfstoffe sind gegen schwere Verläufe total gut wirksam.» Drosten weiter: «Wovor wir wirklich Angst haben als Patienten, davor schützen die alle sehr gut.»

In der Schweiz sind derzeit nur die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und von Moderna zugelassen. Dem schwedisch-britischen Vakzin Astrazeneca soll demnächst die Genehmigung erteilt werden. Erst vergangene Woche hat die Schweiz aber Verträge für weiteren Impfstoff-Nachschub abgeschlossen, und zwar mit Curevac (5 Millionen Dosen), mit Novavax (6 Millionen) und mit Moderna (6 Millionen Dosen).

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