Neue Dimensionen Der Nahverkehr in der Stadt der Zukunft muss in die Luft gehen

dpa

13.3.2019

Testballon von Airbus: der CityAirbus. 
Testballon von Airbus: der CityAirbus. 
Bild: Keystone

Nach dem Ende des grössten Passagierjets der Welt will Airbus mit kleinen Maschinen durchstarten: Der Luftraum über Bayern wird zur Testregion für den Nahverkehr der Zukunft.

Als Hollywood Anfang der 1980er Jahre mit dem Film «Blade Runner» einen Blick ins damals noch ferne Jahr 2019 warf, durften fliegende Autos natürlich nicht fehlen. Zwar gehören diese auch heute nicht zum Alltag, doch in der Region Ingolstadt wird die Vision aus dem Science-Fiction-Klassiker in den kommenden Monaten wenigstens ein bisschen zur Realität. Denn Airbus will dort demnächst Lufttaxis testen.

«Demonstrator» der Zukunft

Der europäische Flugzeugbauer, der erst vor wenigen Wochen das Ende des grössten Passagierjets der Welt, des A380, verkündet hat, sieht wie Erzkonkurrent Boeing in den kleinen Fluggeräten einen Zukunftsmarkt. Insbesondere in Millionenstädten sollen in einigen Jahren Lufttaxis eine Alternative zu fahrenden Taxis, Bussen und U-Bahnen sein. «Sowohl der Bau als auch das Betreiben ist interessant», sagt Airbus-Sprecher Gregor von Kursell.

Der Prototyp mit vier Doppel-Rotoren kann 50 Kilometer weit fliegen.
Der Prototyp mit vier Doppel-Rotoren kann 50 Kilometer weit fliegen.
Bild:  Keystone

Vor mehreren Hundert Interessierten stellt der Konzern am Montag auf dem Ingolstädter Rathausplatz den CityAirbus erstmals im Original vor. «Schaut ziemlich cool aus, jetzt muss er nur noch fliegen», urteilt der deutsche Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) über das vom Hersteller als «Demonstrator» bezeichnete Fluggerät. Scheuer betont, bei der neuen Technologie solle nicht nur über Verbote, sondern insbesondere über die Chancen diskutiert werden.

Keine Flüge über bewohntem Gebiet

Ingolstadt ist eine der Modellregionen der EU-Initiative «Urban Air Mobility», mit der der Einsatz von Passagierdrohnen im städtischen Umfeld vorbereitet werden soll. Zunächst wird der viersitzige, elektrisch betriebene Mini-Airbus mit vier Doppel-Rotoren aber nur auf einem Testgelände im benachbarten Manching abheben, wo Mitte des Jahres die Praxistests beginnen sollen. Flüge über bebautem Gebiet seien vorläufig noch nicht möglich, weil es noch keine Zulassung dafür gebe, erklärt von Kursell.

Dieses Flugauto kann fliegen, aber auch fahren:

Das neue Lufttaxi wurde in den vergangenen beiden Jahren im Airbus-Helikopterwerk im schwäbischen Donauwörth gebaut. Boeing hatte bereits im Januar in den USA einen ersten Testflug mit dem Prototypen eines autonomen Elektro-Lufttaxis unternommen. Der Luftfahrtriese räumte jedoch ein, dass die grösste Herausforderung mit der Übergangsphase zur Anwendung verschiedener Flugarten noch bevorstehe.

«Aus dem Labor in die Luft»

Doch nicht nur die Luftfahrtindustrie sieht in den Flugtaxis Chancen für die Zukunft, auch die Autobranche mischt mit. «Das ist auf jeden Fall ein Thema, das man sich vorstellen kann», sagt Sandra Courant, Pressesprecherin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

Zum Thema «Lufttaxi».

Daimler hat sich beispielsweise an dem Start-up Volocopter beteiligt, das sich ebenso wie Airbus einen regelmässigen Flug-Nahverkehr von Stadtzentren zu ausserhalb gelegenen Flughäfen vorstellen kann.

Daimler beteiligt sich am Volocopter.
Daimler beteiligt sich am Volocopter.
Bild: Keystone

Der Frankfurter Airport prüft derzeit mit Volocopter ein entsprechendes Projekt. «Wir wollen Drohnen und Flugtaxis aus dem Labor in die Luft bringen», sagte Scheuer Ende Februar zum Start eines 15 Millionen Euro umfassenden Förderprogramms seines Ministeriums. Die neuen Fluggeräte sind dabei eher als Konkurrent zum Personenverkehr per Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr zu sehen als zum klassischen Luftverkehr.

Von Stadt zu Stadt

So hat der CityAirbus eine Reichweite von etwa 50 Kilometern und eine dem Auto vergleichbare Spitzengeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. «Solche Luftfahrzeuge werden wahrscheinlich nicht von Stadt zu Stadt fliegen», sagt von Kursell.

Volocopter in der Erprobung.
Volocopter in der Erprobung.
Bild: Keystone

Auch der Begriff Lufttaxi sei «ein irreführender Begriff», da es kein Taxi sei. Der CityAirbus werde voraussichtlich nur auf festen Routen von einem definierten Punkt zum anderen unterwegs sein. «Man kann da nicht individuell fliegen», erklärt der Airbus-Sprecher.

Die Farnborough-Airshow 2018:

Auf jeden Fall wird es einige Zeit dauern, bis die drohnenähnlichen Fluggeräte ohne Piloten in den regulären Betrieb gehen. Frühestens Mitte des kommenden Jahrzehnts wird es nach Einschätzung von Airbus europäische Vorschriften für den Gebrauch geben. «Erst dann können Lufttaxis kommerziell eingesetzt werden», sagt von Kursell.

Legendäre Flugzeuge:

Zurück zur Startseite