Physik-Rekord Der schnellste Wasserkocher der Welt hat einen Haken

dpa/pal

15.5.2018

Auf die herkömmliche Art braucht Wasser im Kocher jeweils recht lange, um auf die 95 Grad zu kommen. Nicht so mit dem neuesten Physik-Experiment: Forscher blitzen Elektronen aus den H2O-Molekülen, um Wasser in 75 Femtosekunden zu erhitzen.
Auf die herkömmliche Art braucht Wasser im Kocher jeweils recht lange, um auf die 95 Grad zu kommen. Nicht so mit dem neuesten Physik-Experiment: Forscher blitzen Elektronen aus den H2O-Molekülen, um Wasser in 75 Femtosekunden zu erhitzen.
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Wie praktisch, dieser Wasserkocher: Er braucht nur Bruchteile einer Sekunde, um Wasser zu erhitzen. Einen Haken hat es: Für den Vorgang braucht's einen teuren Röntgenlaser. Und: Der Kaffee wird dabei unangenehm heiss.

In einigen Billiardstel Sekunden haben Forscher Wasser auf 100'000 Grad Celsius erhitzt. Sie nutzten dazu einen Röntgenlaser, teilte das Forschungszentrum DESY in Hamburg mit. Von weiteren Experimenten mit dem schnellsten Wasserkocher der Welt erhoffen sich die Wissenschaftler neue Einblicke in die besonderen Eigenschaften von Wasser.

«Nicht der übliche Weg»

«Das ist sicherlich nicht der übliche Weg, Wasser zu kochen», sagte Forschungsleiter Carl Caleman vom Center for Free-Electron Laser Science (CFEL) bei DESY. Zusammen mit Forschern der Universität Uppsala in Schweden stellte er seine Arbeit in den «Proceedings» der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften vor. Normalerweise würden die Wassermoleküle beim Erhitzen immer stärker in Bewegung versetzt.

«Unsere Heizung ist ganz anders», betont Caleman. «Der energiereiche Röntgenblitz schlägt die Elektronen aus den Wassermolekülen hinaus und zerstört so die Balance der elektrischen Ladung. Die Atome spüren plötzlich eine starke abstossende Kraft und beginnen, sich heftig zu bewegen.» In nur 75 Femtosekunden (oder: 0,000 000 000 000 075 Sekunden) werde das flüssige Wasser zu Plasma. Plasma wird als vierter Aggregatzustand neben fest, flüssig und gasförmig bezeichnet.

Die Forscher hatten am US-Forschungszentrum SLAC ultrakurze und hochintensive Röntgenblitze mit dem Freie-Elektronen-Laser LCLS auf einen feinen Wasserstrahl geschossen. Die Ergebnisse haben auch Konsequenzen für die Forschung mit Röntgenlasern, mit denen Wissenschaftler unter anderem die atomare Struktur winziger Proben untersuchen.

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