Mini-Computer Elon Musk will mit Chips fürs Gehirn neue Ära einläuten

AP/toko

30.8.2020

Erst Schweine, bald vielleicht Menschen: Elon Musk hat einen Chip fürs Gehirn entwickelt und einen in einem Tier eingepflanzten Prototypen vorgestellt. Der Mini-Computer soll langfristig die kognitive Leistung des Menschen steigern.

Unterirdische Tunnel, E-Autos, Menschen im All und die Besiedlung des Mars - all das ist Elon Musk nicht genug. Ein anderes seiner Projekte dreht sich um das Gehirn des Menschen. Ziel von Musks Start-up Neuralink ist, irgendwann Computerchips in das Gehirn des Menschen einpflanzen zu können und neurologische Störungen zu behandeln - und eines Tages vielleicht zu schaffen, dass die Menschheit mit Supercomputern der Zukunft mithalten kann.

Zwar ist Musk noch lange nicht so weit. Am Freitag zeigte er aber einen ersten Prototyp des Chips von der Grösse einer Münze. Er ist so entwickelt worden, dass er in den Schädel eingepflanzt werden kann, extrem dünne kleine Kabel würden dann direkt ins Gehirn gehen. Eine erste Version des Chips sollte hinter dem Ohr platziert werden, ähnlich wie ein Hörgerät.

Elon Musk hat einen Chip fürs Gehirn entwickelt und einen in einem Tier eingepflanzten Prototypen vorgestellt.
Elon Musk hat einen Chip fürs Gehirn entwickelt und einen in einem Tier eingepflanzten Prototypen vorgestellt.
KEYSTONE/AP/Susan Walsh

Bis zum kommerziellen Vertrieb dürfte es noch lange dauern. Dafür wären beispielsweise erst komplexe Untersuchungen am Menschen nötig und staatliche Behörden müssten ihr Ja geben. Die Präsentation am Freitag erfolgte aber bereits mit drei Schweinen. Eines davon, «Gertrude», hatte ein Implantat von Neuralink.

Der Gründer des Autobauers Tesla und des Raumfahrtunternehmens SpaceX hat sich auch als Kritiker von Künstlicher Intelligenz einen Namen gemacht. Er und andere befürchten, dass Maschinen eines Tages Menschen übertreffen könnten. Um dieses Szenario zu verhindern, lautet Musks Vorschlag: Computer mit Gehirnen verknüpfen, so dass der Mensch mithalten kann.



Dabei ist die Idee nicht neu, Gehirn und Elektronik zu verbinden. Zur Behandlung von Parkinson, Epilepsie und chronischen Schmerzen pflanzen Ärzte bereits Elektroden ins Gehirn ein; die Stimulation dadurch hilft, Krankheitssymptome zu verringern.

Musks Vorschlag geht allerdings weiter. Neuralink will auf der bisherigen Forschung aufbauen und danach irgendwann Operationen vorantreiben, um die kognitive Leistung der Patienten zu verbessern, wie in einem Artikel des «Wall Street Journal» über Neuralink zu lesen ist. Zuerst sollen die Chips jedoch Menschen mit schweren Rückenmarksverletzungen helfen - beispielsweise dabei, zu reden, zu schreiben und sich zu bewegen. «Ich bin zuversichtlich, dass es langfristig möglich ist, bei jemandem die volle Bewegung des Körpers wiederherzustellen», so Musk.

Neuralink ist nicht das einzige Unternehmen, das an Künstlicher Intelligenz für das Gehirn arbeitet. Unternehmer Bryan Johnson gründete 2016 Kernel, die Firma entwickelt ebenfalls ein Interface (eine Schnittstellentechnik) zwischen Gehirn und Computer, um Erkrankungen zu behandeln und die kognitive Leistung zu steigern. 2019 kaufte Facebook das Start-up CTRL-Labs und integrierte es in seine Entwicklungsfirma Reality Labs. Deren Ziel ist, «die Art, wie wir mit Geräten interagieren, fundamental zu ändern».

Zurück zur Startseite