Hungerkrise Frauen begnügen sich oft mit den Essenresten der Männer und Kinder

tgab

25.10.2022

Kenias trockener Norden steht zum zweiten Mal in etwas mehr als einem Jahrzehnt am Rande einer Hungersnot.
Kenias trockener Norden steht zum zweiten Mal in etwas mehr als einem Jahrzehnt am Rande einer Hungersnot.
Tony KARUMBA/AFP via Getty Images

Laut einer Schweizer Untersuchung zur Ernährungskrise hungern Frauen mehr als Männer. Das Ungleichheit stieg in nur drei Jahren um das 8,4-fache.

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Zwischen 2019 und 2021 ist die Zahl der Hungernden nach Daten der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsbehörde (FAO) weltweit um 150 Millionen gestiegen. Fast 830 Millionen Menschen sind betroffen.

In jedem vierten Haushalt gehen die Familienmitglieder regelmässig abends hungrig zu Bett und zwei von drei Haushalten hatten nur eingeschränkten Zugang zu Nahrung. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Sufosec, einer Allianz von sechs Schweizer Entwicklungs-NGOs, für die zwischen 2020 und 2022 rund 14'000 Haushalte in 16 Ländern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas befragt wurden.

Aus dem Bericht geht ebenfalls hervor, dass Frauen weniger zu essen bekommen als Männer. Wenn Nahrung knapp wird, verzichteten meist die Frauen als erste auf Nahrung und begnügten sich damit, was der Ehemann und die Kinder übriglassen.

Blutarmut durch Mangelernährung

Der Krieg in der Ukraine, trotz eines kürzlich abgeschlossenen Abkommens über den Export von Getreide und Düngemitteln, die Corona-Pandemie, aber auch die Klimakrise verstärken die Ungleichheiten. So sind Frauen auch am stärksten von Mangelernährung betroffen – 10 Prozent mehr als Männer – und die Kluft wird immer grösser.

Eine Folge davon sei, dass seit 2012 weltweit fast jede dritte Frau im Alter zwischen 15 und 49 Jahren von Blutarmut betroffen ist. Blutarmut sei bei einem hohen Prozentsatz der Frauen eine Folge von einseitiger und mangelhafter Ernährung.

Auch einen Hinweis darauf, wie die Nahrungsmittelsicherheit in Zukunft gewährleistet werden könnte, liefert der Bericht.

«Wir konnten mit der Befragung beweisen, dass allein mit agrarökologischen Methoden die Mangelernährung um 16 Prozent reduziert wird», schreibt Nicole Stolz von der NGO SWISSAID auf «swissinfo». Voraussetzung sei, dass agrarökologische Anbaumethoden aus drei Bereichen kombiniert würden: Die Bodenfruchtbarkeit müsse verbessert, Feldfrüchte diversifiziert sowie synthetische Dünger und Pestizide reduziert werden.