Grün leuchtende Augen und FingerErste Affen-Chimäre in China geboren
tgab
11.11.2023
Chimären, bei denen mehrere Kreaturen miteinander verschmelzen, sind bislang nur aus Fabeln und Sagen bekannt. Chinesischen Forschern ist es nun erstmals gelungen, ein solches Mischwesen zu erzeugen.
tgab
11.11.2023, 19:02
Gabriela Beck
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Forschende aus China präsentieren die erste Lebendgeburt eines chimären Affen.
Dieser entwickelte sich aus einem Embryo, dem weitere Stammzellen eines anderen Affen hinzugefügt wurden.
Unabhängige Experten betonen den grossen Fortschritt für die Stammzellforschung, aber auch den weiteren Forschungsbedarf.
Chinesische Forscher haben nach eigenen Angaben erstmals ein Mischwesen im Labor kreiert, das per Lebendgeburt zur Welt gebracht werden konnte. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten sie im Fachmagazin «Cell».
Die chinesische Chimäre ist allerdings nicht ganz so fantastisch wie etwa die sagenhafte ägyptische Sphinx – die den Kopf eines Menschen auf dem Körper eines Löwen trägt.
Denn die Forschenden haben nicht zwei unterschiedliche Arten miteinander verschmolzen, sondern dem Embryo eines Javaneraffen in einer sehr frühen Entwicklungsphase die Stammzellen eines weiteren Affen derselben Spezies eingepflanzt. Die Zellen der beiden Tiere verbanden sich miteinander und wuchsen zu einem einzelnen Wesen heran, das schliesslich von einem Affenweibchen zu Welt gebracht wurde.
Um zu überprüfen, wie viele fremde Stammzellen tatsächlich vom Embryo aufgenommen wurden, veränderten die Forschenden die embryonalen Stammzellen mit einem Marker genetisch, sodass sie ein grün fluoreszierendes Protein (GFP) hervorbringen. In der Folge leuchteten die Fingerspitzen und Augen des chimären Affenbabys grün.
Mit genetischer Modifikation zu neuen Therapien
Laut den Wissenschaftlern sollen chimäre Affen künftig helfen, bestimmte Krankheiten besser zu studieren. Noch steckt die Chimärenforschung jedoch in ihren Anfängen. Die Erfolgsrate der Methode ist derzeit noch überschaubar. Auch das lebend geborene Affenbaby verstarb bereits nach zehn Tagen.
Prof. Stefan Schlatt, Direktor des Zentrums für Reproduktionsmedizin am Uni-Klinikum Münster, sagt trotzdem: «Dies muss als grundlegender wissenschaftlicher Durchbruch betrachtet werden. Gleichzeitig zeigt das Ergebnis, dass die Nachkommen ungesund sind und nicht mehr als ein paar Tage überleben können. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass Chimärismus, in welcher Form auch immer, keine Strategie für den menschlichen Gebrauch ist.»
Und Prof. Dr. Rüdiger Behr, Leiter der Abteilung Degenerative Erkrankungen am Leibniz-Institut für Primatenforschung, ergänzt: «Für die Entwicklung und Überprüfung von neuen Therapien für Erkrankungen des Menschen kann die genetische Modifikation von Tieren einschliesslich der Primaten eine wichtige Rolle spielen. Manch genetische Modifikation ist jedoch komplex und ihre Durchführung relativ ineffizient.»
Und weiter: «Mit den in der aktuellen Studie vorgestellten Daten könnte die Durchführung der genetischen Modifikation möglicherweise aus dem Tier in die Stammzellkultur verlagert werden. Dies könnte vielleicht neben einer Reduktion der Anzahl an Versuchstieren gleichzeitig zu einer verbesserten Effizienz der Forschungsverfahren führen.»