Raumfahrt Erste Bilder des Weltraumteleskops «Webb» werden veröffentlicht

stsc, sda

11.7.2022 - 09:31

Das James-Webb-Weltraumteleskop ist bereit, um seine wissenschaftliche Mission zu starten. Seine ersten Bilder werden am Dienstag der Öffentlichkeit präsentiert.
Das James-Webb-Weltraumteleskop ist bereit, um seine wissenschaftliche Mission zu starten. Seine ersten Bilder werden am Dienstag der Öffentlichkeit präsentiert.
Keystone

Am Dienstag soll der vollständige Satz der ersten Bilder des Weltraumteleskops «James Webb» veröffentlicht werden. Das Teleskop verspricht einen Blick in die Urzeiten des Universums, als die ersten Sterne erhellten und Galaxien geboren wurden.

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Einen ersten Vorgeschmack auf die Bilder wird es schon am Montagabend geben: US-Präsident Joe Biden wird um 23:00 Uhr MESZ im Weissen Haus eines der ersten Bilder von «Webb» enthüllen, wie die europäischen Raumfahrtagentur Esa am Montag mitteilte.

Bereits Anfang Jahr hatte das Teleskop erste Testbilder zur Erde geschickt – darunter Fotos von einem Stern und ein Selfie. Die für Dienstag geplante Veröffentlichung der Bilder soll nun «die vollen wissenschaftlichen Fähigkeiten von Webb demonstrieren». Auf diesen Aufnahmen sind demnach unter anderem der Carinanebel zu sehen, wo sich bizarr anmutende Staub- und Gasstrukturen türmen, die Galaxiengruppe «Stephans Quintett» sowie der Riesen-Exoplanet «Wasp-96 b».

«Was wir am 12. Juli sehen werden, ist nicht nur ein Bild», twitterte der Schweizer Nasa-Forschungsdirektor Thomas Zurbuchen kürzlich. Es sei eine neue Weltsicht auf die Natur. Seit Jahrzehnten, Jahrhunderten und Jahrtausenden verborgen Geheimnisse würden preisgegeben.

Das leistungsstärkste Teleskop

«Webb» ist das bislang leistungsstärkste – und teuerste – je gebaute Teleskop. Es soll die Frühzeit des Universums vor 13 Milliarden Jahren erkunden und damit nur wenige hundert Millionen Jahre nach dem Urknall zurückblicken. Astronominnen und Astronomen versprechen sich Rückschlüsse auf die Bildung der ersten Sterne und Galaxien. Webb-Aufnahmen sollen aber auch zeigen, ob es bewohnbare Planeten mit Wasservorkommen gibt.

Nachdem das James Webb-Teleskop im Dezember letzten Jahres seine 1,5 Millionen Kilometer lange Reise ins All hinter sich gebracht hatte, galt es, den riesigen Sonnenschutzschild auszufahren, den Spiegel auszurichten und die Instrumente zu kalibrieren und zu testen. Nun, sechs Monate später, kann die wissenschaftliche Mission beginnen.

Schweiz forscht mit

Auch mehrere Teams von Schweizer Hochschulen konnten sich begehrte Beobachtungszeit mit dem James Webb-Weltraumteleskop sichern. Darunter der ETH-Astrophysiker Adrian Glauser und sein Team: Weil sie massgeblich an der Entwicklung an einem der Instrumente an Bord beteiligt waren, profitieren sie gar vom Privileg einer garantierten Beobachtungszeit, die sie für die Charakterisierung von Exoplaneten nutzen werden.

Das von ihnen entwickelte Instrument MIRI (Mid Infrared Instrument) arbeitet bei noch kälteren Temperaturen als die anderen drei Instrumente an Board von «Webb». Deshalb bauten die Forschenden ein ausgeklügeltes Kühlsystem. Im April erreichte das Instrument seine endgültige Betriebstemperatur: minus 266 Grad Celsius.

Blick durch Staubwolken hindurch

Die extrem kalten Temperaturen der Instrumente sind nötig, damit die Beobachtungen im infraroten Bereich durchgeführt werden können. Dieses Lichtspektrum erlaubt unter anderen, extrem weit zurück in die Vergangenheit zu blicken sowie durch kosmische Staubwolken hindurchzuspähen.

Unvorstellbar weit zurück möchten denn auch die Astrophysiker Robert Feldmann von der Universität Zürich und Pascal Oesch von der Universität Genf blicken: Als Teil des internationalen Programms «Uncover» wollen sie die ersten Galaxien im Universum aufzuspüren, die 300 bis 400 Millionen Jahre nach dem Urknall geboren wurden.

Kostenexplosion

Die «Webb»-Mission ist eine Zusammenarbeit zwischen den Raumfahrtagenturen Esa, Nasa und der kanadischen Weltraumbehörde CSA. Das 1989 gestartete Projekt sollte ursprünglich Anfang der 2000er Jahre in Betrieb gehen. Immer neue Probleme verzögerten das Vorhaben jedoch jahrelang, die Kosten verdreifachten sich auf fast zehn Milliarden Dollar. Auch der Start musste mehrfach verschoben werden.