Alzheimer und Demenz ETH-Fitness-Spiel stärkt Körper und Geist bei Alzheimer und Demenz

iw, sda

9.4.2021 - 14:31

Auf dieser Plattform müssen mit den Füssen Bewegungen nachvollzogen werden, die ein Computerprogramm auf einem Bildschirm vorgibt. In einer Studie mit Demenzkranken wurde bewiesen, dass das Spiel körperliche und geistige Fähigkeiten auch von stark beeinträchtigten Personen verbessert. (Pressebild)
Auf dieser Plattform müssen mit den Füssen Bewegungen nachvollzogen werden, die ein Computerprogramm auf einem Bildschirm vorgibt. In einer Studie mit Demenzkranken wurde bewiesen, dass das Spiel körperliche und geistige Fähigkeiten auch von stark beeinträchtigten Personen verbessert. (Pressebild)
Keystone

Dass Kognitiv-motorisches Training Demenzkranken körperlich und geistig hilft, wurde schon lange vermutet. Doch Gebrechliche sind schwer für Sport zu motivieren. Ein ETH-Spin-Off hat deshalb ein spezielles Fitnessgerät entwickelt. Eine Studie beweist die Wirksamkeit.

Keystone-SDA, iw, sda

Laborstudien zur Wirksamkeit von Exergames – Turnspiele auf Plattformen mit Bildschirmunterstützung – gibt es bereits einige. Die ETH Zürich hat aber nun nach eigenen Angaben erstmals mit einer klinischen Studie bewiesen, dass kognitiv-motorisches Training sowohl die geistigen als auch die physischen Fähigkeiten von stark beeinträchtigten Demenzpatienten und -patientinnen verbessert.

Auf der Trainingsplattform Senso versuchen Betroffene eine am Bildschirm vorgegebene Bewegungsabfolge mit ihren Füssen nachzuvollziehen. Erste Resultate zeigen, dass das Training tatsächlich kognitive Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit, Konzentration, Erinnerung oder Orientierung stärkt. Ganz besonders wertvoll ist auch die erzielte Verbesserung der Reaktionszeit, denn das verhindert Stürze – auch bei gesunden Seniorinnen und Senioren eine der grössten Gefahren.

Für die Studie rekrutierte ein internationales Team rund um Nathalie Swinnen, die an der Katholieke Universiteit Leuven doktoriert und von ETH-​Forscher Eling de Bruin betreut wird, 45 Probandinnen und Probanden. Diese leben in zwei belgischen Pflegeheimen, waren zum Zeitpunkt der Erhebung im Durchschnitt 85 Jahre alt und wiesen alle starke Demenzsymptome auf.

1:0 im Spiel Hupfdohlen gegen Zuhörer

«Die Teilnehmenden wurden mittels Zufallsverfahren in zwei Gruppen aufgeteilt», wird de Bruin in einer Mitteilung der ETH vom Freitag zitiert. «Die erste Gruppe trainierte über einen Zeitraum von acht Wochen drei Mal die Woche jeweils 15 Minuten mit dem Dividat Senso, während die zweite Gruppe Musikvideos ihrer Wahl hörte und schaute.» Nach dem achtwöchigen Trainingsprogramm wurde bei allen Probanden die physische, kognitive und mentale Leistungsfähigkeit im Vergleich zum Studienanfang gemessen.

Während die Fitnessspiel-Gruppe sowohl körperlich wie geistig messbare Fortschritte zeigte, verschlechterten sich die Fähigkeiten der Musikhörer. «Es besteht erstmals die Hoffnung, dass wir durch gezieltes Spielen Demenzsymptome nicht nur verzögern, sondern auch abschwächen können», betont de Bruin.

In der Schweiz allein leiden rund 150’000 Menschen an Demenz und jedes Jahr kommen über 30’000 Neuerkrankungen hinzu. Demenz und Alzheimer – die häufigste unter mehreren Demenzformen – sind weiterhin nicht heilbar.

doi: 10.1186/s13195-​021-00806-7

Video: https://youtu.be/DP2ZtiYQ2BA