Handelsverbot gefordert Agressiver Pilz aus Asien bedroht Frösche

sda

11.5.2018

Ein gelbfarbener Frosch mit schwarzen Punkten in Panama. Vor über zehn Jahren brach bei bestimmten Amphibienarten weltweit eine schwere Epidemie aus. Foto: Cori Richards-Zawacki
Ein gelbfarbener Frosch mit schwarzen Punkten in Panama. Vor über zehn Jahren brach bei bestimmten Amphibienarten weltweit eine schwere Epidemie aus. Foto: Cori Richards-Zawacki
dpa

Ein eingeschleppter Pilz aus Asien gefährdet Frösche und andere Amphibien auf der ganzen Welt. Besonders der Handel mit den Tieren hat dazu beigetragen. Ein grosses internationales Forscherteam fordert nun ein weltweites Handelsverbot für Amphibien.

Der extrem aggressive und tödliche Pilz stamme ursprünglich von der koreanischen Halbinsel. Er habe sich vor allem über den Amphibienhandel weltweit verbreitet, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Science".

"Von den knapp 8000 bekannten Amphibienarten sind bereits mindestens 120 durch den Pilz ausgelöscht worden. Er ist der Sargnagel für die Amphibien", sagte der an der Studie beteiligte Biologe am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, Dirk Schmeller. Durch den Handel seien zudem neue besonders gefährliche Linien entstanden. Das könne sich künftig noch beschleunigen.

Der Pilz Batrachochytrium dendrobatidis (Bd) nistet sich in der Haut von Amphibien ein, stört die Hautatmung seiner Opfer, bringt ihren Stoffwechsel durcheinander – und vernichtet so in kürzester Zeit ganze Bestände.

Pilz auch in Europa

Da der Handel mit Amphibien der wichtigste Verbreitungsweg sei, ist ein Verbot der einzige Ausweg für die Forscher. "Sonst werden immer neue Bd-Linien geschaffen", warnte Schmeller. Neue Erreger könnten Resistenzen umgehen, die einige Arten gegen Bd zu entwickeln scheinen.

So hatten Wissenschafter entdeckt, dass in Panama einige Amphibien eine gewisse Immunität gegen den Pilz entwickelt hatten. "Diese erfreuliche Entwicklung könnte eine neue Pilzvariante aber sehr rasch wieder zunichte machen", betonte Schmeller.

Nicht nur in Übersee richtet dieser Pilz enormen Schaden an. Seit den frühen 2000er Jahren verbreitet sich Bd auch in Europa, etwa Spanien, Frankreich und Deutschland. Auch hier tötet er Amphibien, einige Arten in Europa infizieren sich laut Schmeller aber weniger leicht mit den Pilz als in Südamerika.

Der Biologe befürchtet jedoch, dass der Feuersalamander in einigen Jahren in Deutschland in der freien Natur nicht mehr zu sehen ist. Er wird derzeit in einigen europäischen Ländern und in Deutschland vor allem in Nordrhein-Westfalen durch den Pilz Batrachochytrium salamandrivorans (Bsal) bedroht. Dieser sei mit Bd verwandt, stamme ebenfalls aus Asien und werde auch über den Handel verbreitet.

Risiken der Privathaltung

Schmeller hat auch die weltweite Privathaltung im Blick. "Die Tiere werden privat nicht immer richtig gehalten und können fliehen. Und ist der Erreger erst einmal in der Natur, ist er nur sehr, sehr schwer zu bekämpfen", erläuterte Schmeller. Zoos könnten bei einem Handelsverbot mit dem bereits vorhandenen Bestand zurechtkommen.

Da die Studienautoren alle bekannten Bd-Varianten nicht nur bei wildlebenden Tieren nachgewiesen haben, sondern auch bei gefangen gehaltenen, ist für sie der Handel der wichtigste Verbreitungsweg.

Amphibien leisten in der Natur einen sehr wichtigen Beitrag, erklärte der Biologe. "Nicht zuletzt halten sie die Population von Insekten und vor allem von krankheitsübertragenden Moskitos in Schach."

Die Forscher aus rund 40 Instituten hatte per Genanalyse herausgefunden, dass der Ahn der besonders gefährlichen Pilzlinie BdGPL (Global Panzootic Lineage) vor 50 bis 120 Jahren auf der koreanischen Halbinsel entstanden ist. Mehr als 500 Amphibien-Arten habe diese Variante bisher infiziert. In Versuchen habe sie sich nicht nur als besonders ansteckend, sondern auch als besonders tödlich erwiesen.

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