Pädiatrie Frühkindliche Schlaganfälle bergen hohes Risiko für Langzeitfolgen

stsc, sda

17.2.2022 - 09:15

Ein Schlaganfall in der frühen Kindheit verursacht deutlich gravierendere Hirnschäden als im Babyalter oder bei über 6-Jährigen. Das schlägt sich auf die kognitiven Fähigkeiten nieder: Ein Mädchen liest ein Buch. (Themenbild)
Ein Schlaganfall in der frühen Kindheit verursacht deutlich gravierendere Hirnschäden als im Babyalter oder bei über 6-Jährigen. Das schlägt sich auf die kognitiven Fähigkeiten nieder: Ein Mädchen liest ein Buch. (Themenbild)
Keystone

Erleidet ein Kind in jungem Alter einen Schlaganfall, ist das Risiko für kognitive Langzeitfolgen besonders hoch. Anders als bei Babys und älteren Kindern erholt sich ihr Gehirn schlechter von der Verletzung.

Keystone-SDA, stsc, sda

Schlaganfälle treten bei Kindern nur selten auf, doch sie führen in etwa vier von fünf Fällen zu kognitiven und neurologischen Langzeitfolgen. Ein Forschungsteam um Regula Everts, Neuropsychologin am Inselspital Bern, zeigt nun, dass das Alter, in dem ein Schlaganfall auftritt, eine entscheidende Rolle für den Verlauf der Erholung spielt.

In der medizinischen Fachzeitschrift «Neurology» berichten die Forschenden, dass Kinder, die im Alter zwischen einem Monat und sechs Jahren einen Schlaganfall erlitten, signifikant schlechtere kognitive Ergebnisse aufwiesen als Kinder, die als Babys oder in der späteren Kindheit von einem Schlaganfall betroffen waren. Die Effekte waren unabhängig von der Grösse und der Lage der Hirnverletzung zu beobachten.

Aufgrund der Ergebnisse sei es nun wichtig, geeignete Therapien zur Akutbehandlung und kognitive Interventionen zur Vermeidung von Langzeitfolgen zu finden und zu verbessern, sagte Everts gemäss einer Mitteilung des Inselspitals vom Donnerstag.

Neuropsychologische Tests

In die Untersuchung eingeschlossen wurden 52 Kinder, die im Neugeborenen- oder Kindesalter einen Schlaganfall erlitten hatten sowie eine Kontrollgruppe von 49 gesunden Kindern. Um die kognitive Leistungsfähigkeit der Kinder zu erfassen, absolvierten sie neuropsychologische Tests unter anderem zum Arbeitsgedächtnis, zu visuell-motorischen Fähigkeiten und zur kognitiven Flexibilität. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kinder mindestens sechs Jahre alt.

In der Fachwelt gibt es eine laufende Debatte über die Formbarkeit und Anfälligkeit des Gehirns nach einer frühen Verletzung. Eine These besagt, dass sich das frühkindliche Gehirn besser erholen kann als das eines Erwachsenen. Die andere These postuliert hingegen, dass das sich entwickelnde Gehirn besonders anfällig für Schlaganfälle ist.

«Unsere Ergebnisse sprechen weder für die eine noch für die andere Sichtweise», kommentieren die Forschenden. Vielmehr würden diese jüngsten Erkenntnisse dafür sprechen, dass die kognitiven Auswirkungen eines Schlaganfalls von mehreren Punkten abhänge – wie dem Alter, Verletzungsmerkmalen und soziodemografischen Faktoren.

https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000013207