Algenreste statt Fischmehl Futteralternative für Aquakultur-Fische

22.8.2018

Rund die Hälfte des weltweit verzehrten Fisches stammt inzwischen aus Aquakulturen. Foto: Devin S. Fitzgerald/Dartmouth College
Rund die Hälfte des weltweit verzehrten Fisches stammt inzwischen aus Aquakulturen. Foto: Devin S. Fitzgerald/Dartmouth College
Source: Devin S. Fitzgerald

Immer mehr Fische werden in Fischfarmen, sogenannten Aquakulturen, gezüchtet. Die dortige Fütterung mit Fisch aus Wildfang ist jedoch teuer und umweltbelastend. Forscher suchen nach Alternativen. Für Buntbarsche sind sie fündig geworden.

Auf der Suche nach günstigeren und umweltfreundlicheren Fütterungsalternativen für Aquakulturen sind Wissenschaftler einen Schritt weiter gekommen.

Bei einer beliebten Speisefischart lasse sich ein Teil des verfütterten Fischmehls durch in grossen Mengen verfügbare Algenprodukte ersetzen, ohne dass es Wachstumseinbussen gebe, berichten sie im Fachjournal «PLOS ONE».

Rund die Hälfte des weltweit verzehrten Fisches stammt inzwischen aus Aquakulturen. Doch auch die Fischfarmen tragen zur Überfischung der Meere bei, weil viele Speisefische mit Fischmehl und -öl aus Wildbeständen gefüttert werden. Rund 70 Prozent des erzeugten Mehls und Öls gingen inzwischen in die Aquakultur, erläutern die Forscher. Häufig würden dafür kleine Meeresfische wie Sardinen, Heringe und Makrelen gefangen, die dann in der Nahrungskette der Ozeane fehlten.

Das Team um Pallab Sarker vom Dartmouth College in Hanover (US-Staat New Hampshire) nutzte Nebenerzeugnisse der Algenart Nannochloropsis oculata, die unter anderem für die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln verwendet wird. Die dabei entstehenden Reststoffe wurden zu unterschiedlichen Anteilen unter das Futter für Nil-Tilapias (Oreochromis niloticus) gemischt. Die aus Afrika stammenden Buntbarsche gehören zu den in Aquakulturen am häufigsten gezüchteten Nutzfischen.

Die Fische entwickelten sich bei einem Austausch von einem Drittel des Fischmehlanteils im Futter mit dem algenbasierten Ersatzstoff ebenso gut und schnell wie herkömmlich aufgezogene Exemplare, wie die Forscher berichten. Für eine optimale Nährstoffnutzung müssten dem Mix wohl noch spezielle Enzyme zugefügt werden.

Angesichts des hohen Verbrauchs von Fischmehl und Fischöl in Aquakulturen tüfteln Wissenschaftler schon länger an günstigeren und umweltverträglicheren Ersatzfuttermitteln. Für ihr Wachstum brauchen Fische ungesättigte Fettsäuren. «Diese müssen in der Nahrung enthalten sein, da sie sie selbst nicht aufbauen können», erklärt Reinhold Hanel, Leiter des Thünen-Institus für Fischereiökologie in Bremerhaven.

Einige Mikroalgen verfügen demnach über einen besonders hohen Anteil an solchen Fettsäuren. «Die Fütterung damit schadet dem Fisch also nicht», so Hanel. Raubfische allerdings könne man nicht vollständig zu Vegetariern umerziehen: «Ein gewisser Futteranteil an Fischerzeugnissen kann schon dabei sein. Dieser sollte jedoch unbedingt aus nachhaltiger Fischerei stammen.»

Die im Versuch verwendete Buntbarschart komme generell mit besonders geringen Fischmehlanteilen im Futter zurecht, erklärt Harry Palm von der Universität Rostock. «Andere Fischarten wie der Lachs oder der Zander benötigen wesentlich höhere Anteile.»

Auch Palm findet die Nutzung von Algenerzeugnissen als Futterersatz sinnvoll. «Ich sehe das positiv», so der Aquakultur-Experte. Es bleibe aber offen, ob der teilweise Ersatz des Fischfutters mit Algen insgesamt kostengünstiger ist als herkömmliches Fischmehl.

«Bisher war es zumindest so, dass algenbasierte Futtermittel teurer waren als Fischmehl», sagt Hanel. «Das kann sich aber jederzeit ändern.» Die Industrie suche derzeit intensiv nach Rohstoffen als Alternativen für Fischmehl und Fischöl, um eine weiter steigende Aquakultur-Produktion zu ermöglichen.

So gebe es auch Versuche unter anderem mit Proteinextrakten aus Soja, Raps, Purgiernüssen oder Insektenmehlen. «Wenn es dabei, wie in dem Experiment von Dartmouth, keine Auswirkungen auf die Fischgesundheit gibt, ist das der richtige Weg», sagt Hanel. «Das hilft, von der Nutzung von Wildbeständen wegzukommen.»

Zurück zur Startseite