Gegen Medikamente resistentNeuartiger tödlicher Pilz befällt plötzlich Menschen
Carsten Dörges
26.7.2024
Steigende Temperaturen auf der Erde können Pilzinfektionen für den Menschen gefährlicher machen. Jetzt scheinen Forscher in China auf Beweise gestossen zu sein.
Carsten Dörges
26.07.2024, 04:30
26.07.2024, 12:40
Carsten Dörges
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Pilzinfektionen sind für Patienten auf Intensivstationen sehr gefährlich.
Der Klimawandel mit steigenden Temperaturen scheint jetzt die Pilze für den Menschen gefährlicher zu machen.
In China sind Forscher wohl auf Beweise gestossen, die diese Annahme stützen.
Pilzinfektionen können für viele Menschen tödlich enden, besonders die Aufnahme von Patienten in Intensivstationen ist ein Hauptrisikofaktor. «Trotz Fortschritten in der Behandlung hat eine im Blut nachweisbare Candida-Pilzinfektion noch immer eine hohe Sterblichkeitsrate von bis zu 40 Prozent», schreibt Jon Salmanton-Garcia von der Kölner Universitätsklinik in einer Studie im «Journal of Infection».
Der Grund für die hohe Sterblichkeit ist, dass zum Beispiel Candida auris auf manche Anti-Pilz-Medikamente, sogenannte Antimykotika, gar nicht anspricht.
Candida Pilzinfektionen nach Breitspektrum-Antibiotika werden intensiv für über Monate systemisch und lokal mit Antimykotika Nystatin und Itraconazole behandelt. pic.twitter.com/kioDhWFHGU
— Alexander Sibert (@alexandersibert) July 6, 2024
Dies scheint nur der Anfang zu sein, denn Wissenschaftler befürchten seit Langem, dass der Klimawandel mit steigenden Temperaturen die Pilze für den Menschen gefährlicher machen könnte. In China sind Forscher wohl auf Beweise gestossen, die diese Annahme stützen.
Wie das wissenschaftliche Medizin-Magazin «Science» berichtet, entdeckten Forscher bei einer Untersuchung von Pilzinfektionen in chinesischen Spitälern bei zwei Patienten einen Pilz, der bisher noch nicht beim Menschen aufgetreten war, Rhodosporidiobolus fluvialis (R. fluvialis).
Resistent gegen Medikamente
Der Erreger war bereits gegen die beiden gebräuchlichsten Antimykotika resistent – und als sie ihn höheren Temperaturen aussetzten, entwickelte er schnell eine Resistenz gegen ein drittes. Dadurch war er mit den derzeitigen Medikamenten so gut wie nicht mehr behandelbar.
Das Ergebnis «unterstützt die Idee, dass die globale Erwärmung zur Evolution dieses Pilzerregers oder anderer neuer Pilzerreger beitragen könnte», sagt Linqi Wang, Mikrobiologe am Institut für Mikrobiologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften.
Nichts Gutes für die Zukunft
Beide Patienten starben auf Intensivstationen in verschiedenen Spitälern. Zwar ist unklar, ob ihr Tod mit der Pilzerkrankung in konkretem Zusammenhang steht, doch David Denning, ein Forscher für Infektionskrankheiten an der Universität Manchester, erklärt im «Science»: «Das ist ein bemerkenswerter und unerwarteter Befund, der nichts Gutes für die Zukunft bedeutet.»
Etwas entspannter sieht der Forscher Matthew Fischer vom Imperial College London die Ergebnisse der chinesischen Studie. Sie spiegelt seiner Meinung nach «eher gute klinische Mikrobiologie in einem wenig untersuchten Teil der Welt wider als eine Pilzerkrankung, die in Last of Us auftaucht», sagt Fischer und bezieht sich dabei auf die Dramaserie, in der eine Pilzpandemie fast die gesamte Menschheit dahinrafft.