Halbinsel KamtschatkaIn russischem Vulkan schlummert eine immense Gefahr
SDA
14.6.2019
Ein Vulkan auf der russischen Pazifik-Halbinsel Kamtschatka galt lange als erloschen. Doch nun rumort es wieder in seinem Inneren. Ein Ausbruch könnte gravierende Folgen haben – auch in weit entfernten Gegenden.
Wie aus einem Werbeprospekt für Skiferien wirken die Berge auf der Pazifik-Halbinsel Kamtschatka im Osten Russlands. Doch unter den Schneemassen lauert Gefahr: Ein als erloschen geglaubter Vulkan ist vor einiger Zeit wieder erwacht.
«Es kann jederzeit zu einem Ausbruch kommen», sagt der Vulkanologe Iwan Kulakow. Seit gut zwei Jahren stellen Wissenschaftler fest, dass die seismische Aktivität des Vulkans Bolschaja Udina in der Vulkan-Gruppe Kljutschewskaja zunimmt. Sollte er ausbrechen, könnte das verheerende Folgen haben – und zwar nicht nur in Russland.
Gefährliche Aschewolken
Vulkane, in denen es lange nicht rumort habe, seien besonders gefährlich, erklärt Iwan Kulakow. «Die erste Eruption kann sehr stark und explosiv sein.» Bei aktiven Vulkanen könne sich die Energie nicht im Inneren ansammeln, bei inaktiven dagegen schon.
Besonders folgenreich sind die ausgestossenenAschewolken. «Wenn sie in die Stratosphäre gelangen, können die Partikel sehr schnell in einen anderen Teil der Welt gelangen und das Klima verändern.» Auswirkungen werde es dann auch auf den Flugverkehr geben. «Aschewolken sind selbst in geringer Konzentration sehr gefährlich für Flugzeuge.» Denn die Asche kann die Turbine der Maschinen verstopfen.
2010 war der Vulkan Eyjafjallajökull in Island ausgebrochen. Er hatte grosse Mengen Asche mehrere Kilometer in die Höhe gejagt und dadurch den Flugverkehr in Nord- und Mitteleuropa zeitweise zum Erliegen gebracht.
Es kann schnell gehen
Kulakow hat zusammen mit Kollegen aus Ägypten und Saudi-Arabien eine Studie zu dem Vulkan auf Kamtschatka erstellt und jüngst in der Fachzeitschrift für Vulkanologie und Geothermie veröffentlicht. Panik will er nicht verbreiten. «Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Vulkan ausbricht, liegt bei 30 Prozent», sagt der Vizechef des Instituts für Petroleum-Geologie und Geophysik in Nowosibirsk.
Wann das – falls überhaupt – passiert, lasse sich frühestens eine Woche im Voraus vorhersagen. Von Mai bis Juli vergangenen Jahres wurden 559 Erdbeben unter Bolschaja Udina gezählt. Im Februar dieses Jahr wurde unter dem Vulkan ein Erdbeben der Stärke 4,3 registriert – die stärkste seismische Aktivität in dieser Region, heisst es in der Studie.
Der Vulkan auf der Halbinsel im Nordosten Asiens ist nicht der einzige, in dem es rumort. Um ihn herum in einer Entfernung von 20 Kilometern gebe es mehr als zehn Vulkane. «Drei von ihnen sind sehr aktiv», sagt der Vulkanologe. Auf der 1'200 Kilometer langen und bis zu 450 Kilometer breiten Halbinsel hat es rund 160 Vulkane. Sie zählen zum Weltnaturerbe.
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