Minus 98,6 Grad Celsius Hier «friert» sogar die Lunge ein: Forscher finden kältesten Ort der Welt

uri

29.6.2018

Eislandschaft in der Antarktis. (Archiv)
Eislandschaft in der Antarktis. (Archiv)
Keystone

An dieser Stelle atmen zu wollen, kann einen das Leben kosten: Wissenschaftler haben in der Antarktis mittels Satelliten eine Temperatur von minus 98,6 Grad Celsius gemessen – das ist ein neuer irdischer Kälterekord.

Das Team um Ted Scambos vom «National Snow and Ice Data Center» in Boulder, USA, geht schon länger der Frage nach, wie kalt es auf der Erde werden kann. Die Wissenschaftler analysieren dazu Satellitendaten aus vergangenen Jahrzehnten.

Bereits im Jahr 2013 entdeckten sie auf einer Hochebene in der Antarktis einen Ort an dem eine Temperatur von minus 93,2 Grad herrschte. Bis dahin galt die ebenfalls in der Antarktis liegende russische Wostok-Station mit gemessenen minus 89,2 Grad Celsius als kältester Ort der Welt.

100 Stellen mit Temperaturen von minus 98 Grad Celsius

Die Auswertung von Satellitendaten, die zwischen 2004 und 2016 erhoben wurden, zeigte nun, dass es im Winter an der Erdoberfläche in der Antarktis noch bedeutend kälter geht. In kleinen Tälern der Hochebene im Osten der Antarktis wurden an rund 100 Stellen Temperaturen von unter minus 98 Grad und kälter gemessen. Zum absoluten Kälterekord kam es dabei am 23. Juli 2004. In einer der Senken ging das Thermometer bis auf minus 98,6 Grad hinunter, wie Scambos und seine Kollegen in den Geophysical Research Letters berichten.

Die Forscher meinen, dass diese Werte wohl nahe des absolut möglichen Temperaturminimums für die Erde liegen dürften und in Zukunft wohl eher keine neuen Kälterekorde zu verzeichnen sein werden – das nicht zuletzt wegen der Erderwärmung.

Dass es gerade in den Schneesenken in der Antarktis so kalt wird, liegt laut den Forschern übrigens daran, dass die hier herrschende trockene Luft und der klare Himmel dafür sorgen, dass besonders viel Wärme abgestrahlt wird. Zugleich strömt dafür kalte Luft die Gebirgshänge hinunter in die Schneesenken, wo sie weiter abkühlt.

Den offiziellen Kälterekord hält aber ein anderer Ort

Bereits ab Temperaturen von minus 15 Grad Celsius erleben Menschen Schmerzen beim Einatmen, weil der Körper die in die Lunge strömende kalte Luft nicht mehr rasch ausreichend erwärmen kann. Bei minus 98 Grad Celsius ist Atmung hingegen nicht mehr möglich, weil sich die Bronchien und die Lungengefässe reflexartig zusammenziehen und verkrampfen. «Schon das Atmen wäre gefährlich», erklärte Wissenschaftler Scambos bereits 2013 bei der Entdeckung des damals kältesten Ortes. Scherzhaft sagte er: «Machen Sie ein Foto, und dann hauen Sie verdammt noch mal ab.»

Der neue Kälterekord wird von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) offiziell übrigens nicht anerkannt, weil die Temperatur vom Satelliten und nicht direkt auf dem Eis gemessen wurde. Als Rekord gelten deshalb bis heute die am 21. Juli 1983 gemessenen minus 89,2 Grad Celsius bei der Wostok-Station.

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