Gedämpfte Hoffnung Corona-Impfstoff wird wohl bis Ende 2021 auf sich warten lassen

SDA/tjb

5.6.2020

Bis ein allfälliger Impfstoff gegen SARS-CoV-2 im grossen Stil zum Einsatz kommt, muss er etliche Hürden meistern.
Bis ein allfälliger Impfstoff gegen SARS-CoV-2 im grossen Stil zum Einsatz kommt, muss er etliche Hürden meistern.
Symbolbild: Keystone/Gaetan Bally

Die Einschränkungen wegen des Coronavirus könnten noch lange andauern. Lauf einem Experten dürfte ein Impfstoff erst Ende 2021 verfügbar sein – strenge Regulierung ist dafür aber nur ein Grund.

Ein Impfstoff gegen das Coronavirus wird nach Einschätzung des Impfexperten Giuseppe Pantaleo erst gegen Ende 2021 vorliegen. Grund dafür sind unter anderem aufwendige Tests für eine Zulassung und der nötige Ausbau von Produktionskapazitäten.

«Selbst wenn wir sehr optimistisch sind, glaube ich nicht an Zulassung vor der zweiten Hälfte des nächsten Jahres, realistisch ist wohl eher Ende 2021», sagte Pantaleo, Chef des Schweizerischen Impfstoff-Forschungsinstituts am Lausanner Universitätsspital Chuv, in einem Interview, das in den Zeitungen der CH Media erschien.

Denn es sei nicht das Gleiche, ob ein Impfstoff fertig entwickelt sei oder dann tatsächlich von den Gesundheitsbehörden zugelassen und in grossem Massstab eingesetzt werde. Am weitesten fortgeschritten sei zurzeit der Impfstoff des Jenner-Instituts der Universität Oxford, der zusammen mit dem Pharmakonzern Astrazeneca entwickelt werde.

10'000 Personen für klinische Tests nötig

Hersteller müssen die Sicherheit eines Impfstoffs mit klinischen Studien beweisen. Dafür werden laut Pantaleo bis zu 10'000 Personen benötigt. Und es brauche Zeit, die Personen zu rekrutieren und die Daten auszuwerten.

Zudem hat die Pandemie in Europa stark nachgelassen. Mit den wenigen Neuinfektionen pro Tag in der Schweiz «kann man hier keine Studien mehr durchführen», sagte der Mediziner. Das gelte mittlerweile auch für Italien, Frankreich und Deutschland. In den USA seien die Chancen für Tests höher, da es dort immer noch Hotspots gebe.

Gleichzeitig müsse vor allem auch die Wirksamkeit der Impfstoffe für ältere Menschen belegt werden, für die sich das Virus am verheerendsten auswirkt. Es mache keinen Sinn, klinische Studien mit jüngeren Menschen zu machen, deren Immunsystem viel besser mit dem Virus umgehen könne.

Validierung des Produktionsprozesses

Impfstoffhersteller gehen davon aus, dass fünf bis zehn Milliarden Impfstoffdosen benötigt werden. Pantaleo sieht darin eine weitere Herausforderung. Einige Impfstoffe, etwa proteinbasierte, könnten zwar einfacher in grossen Mengen hergestellt werden als andere. Der Produktionsprozess für grosse Impfstoffmengen müsse jedoch erst validiert werden, was einige Monate dauern könne.

«Schliesslich wissen wir noch nicht, ob eine einzelne Impfdosis ausreicht, oder mehrere Dosen verabreicht werden müssen.» Um dazu Daten zu bekommen, müssten die Patienten in den klinischen Studien nach sechs Monaten untersucht werden, um zu sehen, ob die Immunantwort anhalte.

Ausserdem dauere es mindestens zwei Jahre, bis eine neue Produktionsanlage mit Genehmigung der Behörden Impfstoffe herstellen könne. «Die Kapazität kann also nicht innerhalb von zwölf Monaten hochgefahren werden», sagte Pantaleo.

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