Tierische Technik Nichts für Arachnophobiker – diese Spinne katapultiert sich auf ihr Opfer

SDA/uri

14.5.2019

Es gibt Spinnen, die sitzen in ihrem Netz und warten darauf, dass sich ihre Beute darin verfängt – und es gibt Spinnen, die ihr Netz aktiv als Waffe einsetzen, um sich in rasender Geschwindigkeit zu ihrer Beute zu katapultieren.

US-Wissenschaftlern ist es nun gelungen, mit Hilfe einer hochauflösenden Kamera die Technik dieser Spinnenart, Hyptiotes cavatus, unter Laborbedingungen zu untersuchen. Ausser dieser Spinnenart ist nur noch der Mensch in der Lage, seine Muskelkraft mit Hilfe eines externen Mechanismus zu vervielfachen, wie die Forscher im Fachmagazin PNAS schreiben.

«Die Spinne nutzt ihre Muskeln, um einen Faden ihres dreieckigen Netzes immer weiter zu spannen – so wie wir unseren Arm nutzen, um eine Bogensehne zu spannen», sagte die Co-Autorin des Artikels, Sarah Han.



Eigenes Verletzungsrisiko minimiert

Dann verharre sie in dieser Position, bis eine Beute mit dem Netz in Berührung komme – manchmal über mehrere Stunden lang. Spürt die Spinne die Beute, lässt sie die Spannung frei, Netz und Spinne rasen mit grosser Geschwindigkeit auf die Beute zu. Diese verheddert sich zunächst in den Fäden und die Spinne wird zu ihrer Beute katapultiert.

Mit dem Beutezug aus der Distanz vermindert die Spinne laut Han ihr eigenes Verletzungsrisiko – vergleichbar mit den Menschen, die zu diesem Zweck Katapulte erfunden haben. Die Beschleunigung, die die Spinne auf diese Weise erreicht, entspricht nach Angaben der Forscher 400 Mal ihrer Körperlänge pro Sekunde oder 772,85 Meter pro Quadratsekunde.

Die Katapult-Spinne hat eine raffinierte Beute-Technik. 
Die Katapult-Spinne hat eine raffinierte Beute-Technik. 
Bild: Judy Gallagher/CC BY 2.0

Nach Angaben der Forscher könnte die Spinne diese Beschleunigung allein mit ihrer Muskelkraft niemals erreichen. Nach den Worten von Forscherin Han ist es das erste Mal, dass diese Technik Gegenstand einer wissenschaftlichen Studie ist.

Ein Rätsel konnten die Forscher nicht lösen

«Bisher war uns nur wenig darüber bekannt», sagte die Doktorandin an der Universität von Akron (US-Bundesstaat Ohio). «Auch anderen Leuten war es schon aufgefallen und sie haben von ihren Beobachtungen berichtet, aber bisher hat noch niemand dies quantifiziert».



Ein Rätsel aber konnten auch Han und ihre Kollegen nicht klären: Wie es der Spinne gelingt, die Spannung im Netz über Stunden aufrechtzuerhalten, ohne dabei zu ermüden. Die Forscher konnten den «Fang-Mechanismus» bisher noch nicht entschlüsseln, sagt Han. Sie vermutet eine neue Technik, die eines Tages für die Menschen nutzbar gemacht werden könnte: «Vielleicht hat die Spinne etwas erfunden, das auch wir nutzen können».

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