Neue Studie Klimawandel kann zu kürzeren Schwangerschaften führen

dpa/tsha

2.12.2019

Hitze kann für kürzere Schwangerschaften sorgen. Verstärkt der Klimawandel diesen Effekt? (Symbolbild)
Hitze kann für kürzere Schwangerschaften sorgen. Verstärkt der Klimawandel diesen Effekt? (Symbolbild)
Bild: Keystone

Gerade zum Ende einer Schwangerschaft können heisse Tage für Frauen sehr belastend sein. Forscher haben errechnet, dass Hitze zudem für frühere Geburten sorgt. Drohen mit dem Klimawandel mehr gesundheitliche Probleme bei Kindern?

Hitze kann zu kürzeren Schwangerschaften führen. Das bestätigt eine neue Analyse aus den USA. Es sei davon auszugehen, dass im Zuge des Klimawandels zunehmend mehr Schwangerschaften betroffen sein werden, schliessen die Wissenschaftler. «Die Gesundheit von Säuglingen wird vielfältig beeinflusst, aber eine frühere Entbindung ist eine wichtige Messgrösse, die nachweislich stark mit der Gesundheit von Neugeborenen und den geistigen Ergebnissen im späteren Kindesalter zusammenhängt», schreiben sie im Fachmagazin «Nature Climate Change».

Frühere Studien hätten bereits einen Zusammenhang zwischen Hitze und kürzeren Schwangerschaften nachgewiesen, doch sei der Effekt nicht genau beziffert worden, erläutert das Team um Alan Barreca von der University of California in Los Angeles (Kalifornien, USA) und Jessamyn Schaller vom Claremont McKenna College in Claremont (Kalifornien, USA). Die Forscher werteten für ihre aktuelle Analyse rund 56 Millionen Geburten im Zeitraum 1969 bis 1988 aus. Heisse Tage verkürzten Schwangerschaften demnach um durchschnittlich sechs Tage.

Den Basiswert für die Rechnung bildete die tägliche Geburtenrate. Die Forscher verglichen die Geburtenrate an einem Tag mit einer Höchsttemperatur von mehr als 32,2 Grad mit demselben Kalendertag in anderen Jahren. Bezugspunkt waren Tage mit einer Höchsttemperatur von 15,6 bis 21,1 Grad. Im Vergleich dazu stieg die Geburtenrate am heissen Tag und am folgenden Tag um zusammengenommen 1,63 pro 100'000 Geburten an. Erst 15 Tage nach dem heissen Tag hatte sich die Geburtenrate wieder normalisiert.

«Der Mensch ist sehr anpassungsfähig»

Bei jährlich etwa 30 heissen Tagen im Untersuchungszeitraum betraf die Verkürzung der Schwangerschaft rund 25'000 Geburten und bedeutete einen Verlust von mehr als 150'000 Schwangerschaftstagen. Unter der Verwendung von 22 Klimamodellen errechneten die Forscher, dass durch den Klimawandel im Zeitraum von 2080 bis 2099 weitere 250'000 verlorene Schwangerschaftstage wegen heisser Tage hinzukommen könnten. Allerdings zeigten sie in Bezug auf den Zeitraum 1969 bis 1988 auch, dass Klimaanlagen den Effekt um drei Viertel vermindern können.

Christian Albring, Präsident des deutschen Berufsverbandes der Frauenärzte, geht nicht davon aus, dass sich die Dauer der Schwangerschaften durch den Klimawandel allgemein verkürzen wird. Die Menschen passten sich an dauerhaft höhere Temperaturen an, sagte der in Hannover (D) niedergelassene Frauenarzt. Der Einfluss von Wärme auf das Ende der Schwangerschaft sei schon lange bekannt: «Ist der errechnete Geburtstermin bereits überschritten, nutzen manche Schwangere auch die heisse Badewanne, um den Wehenbeginn und den Geburtseintritt zu beschleunigen.»

Für Michael Abou-Dakn von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) in Berlin sind die Ergebnisse der umfangreichen Studie nicht erstaunlich. Der Chefarzt der Klinik für Gynäkologie am Berliner St. Joseph Krankenhaus betonte, dass Hitze Schwangere sehr belaste. Dennoch erwartet auch er nicht, dass der Klimawandel Schwangerschaften dauerhaft negativ beeinflusst: «Der Mensch ist sehr anpassungsfähig.»

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