Stoffwechsel Machen Süssstoffe dick?

dpa

23.4.2018

Obwohl es viele Alternativen zu Zucker gibt, haben Fettleibigkeit und Diabetes zugenommen. Foto: Jens Kalaene
Obwohl es viele Alternativen zu Zucker gibt, haben Fettleibigkeit und Diabetes zugenommen. Foto: Jens Kalaene
Source: Jens Kalaene

US-Präsident Donald Trump trinkt viele Dosen Diät-Cola am Tag. Abzunehmen scheint er davon nicht. Forscher haben jetzt weitere Hinweise gefunden, woran das liegen könnte.

US-Forscher haben in Tierversuchen neue Hinweise darauf erhalten, warum kalorienfreie Süssstoffe nicht zwingend schlank machen und sogar schädlich sein können.

Bei Ratten und in Zellversuchen fanden sie heraus, dass sich nach dem Genuss bestimmter Süssstoffe der Stoffwechsel ungünstig verändert und ebenfalls die Auskleidung der Blutgefässe. Allerdings untersuchten Brian Hoffmann (Medical College of Wisconsin) und Kollegen nur Aspartam und Acesulfam.

Die Forscher präsentierten ihre Ergebnisse am Sonntag auf einer Fachkonferenz in San Diego. «Obwohl wir diese kalorienfreien Süssstoffe jeden Tag verwenden, haben Fettleibigkeit und Diabetes drastisch zugenommen», beschreibt Hoffmann die Situation in den USA.

Veränderungen im Fett- und Energiestoffwechsel

In einem Teil der Studie fütterten die Forscher eine Gruppe Ratten mit Zucker, eine andere mit Süssstoffen. Nach drei Wochen sahen sie im Blut der zwei Gruppen bedeutende Unterschiede bei bestimmten Typen von Fetten und Aminosäuren - Hinweise darauf, dass die Tiere Fette unterschiedlich verarbeiteten. Auch sammelte sich Acesulfam im Blut an. Dies könne die Zellen schädigen, die die Blutgefässe auskleiden, berichten die Forscher allerdings nur mit Verweis auf Laborversuche mit Zellen.

Der Körper habe die Fähigkeit, Zucker im moderaten Ausmass zu verarbeiten, folgert Hoffmann. Jedoch: «Wenn diese Maschine auf lange Zeit überbelastet wird, bricht sie zusammen.» Wer stattdessen auf Kalorien-freie Süssstoffe setze, nehme wiederum Veränderungen im Fett- und Energiestoffwechsel in Kauf.

Der Mediziner Stefan Kabisch (Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Potsdam) betont jedoch, dass die Tierstudie noch viele Fragen offen lasse - und ihre Ergebnisse keineswegs direkt auf Menschen zu übertragen seien. Auch dass nur zwei Süssstoffe getestet wurden, schränke die Aussagekraft ein. So seien Sucralose, Stevia, Saccharin ebenfalls weit gebräuchlich «und unterscheiden sich von den zwei untersuchten Substanzen in vielerlei Hinsicht».

Ernährung grundsätzlich auf «weniger süss» umstellen

Hinweise, dass Süssstoffe nicht automatisch beim Abnehmen helfen oder sogar schädlich sein können, hätten bereits andere Studien erbracht. Die neue Arbeit erweitere dieses immer noch nicht vollständige Bild jedoch. «Einheitlich ist der bisherige Wissensstand nicht.» Neben Stoffwechselmechanismen könnte auch das Essverhalten bewirken, dass man trotz Zuckerverzicht zunimmt: «Was man an Kalorien mit Süssstoffen spart, legt man - bewusst oder unbewusst - mit anderen Nahrungsmitteln wieder zu.» Gegenwärtig könnten Süssstoffe weiterhin verwendet werden, die Empfehlungen zur jeweiligen täglichen Höchstdosis sollten aber beachtet werden.

Bisher warnen auch die Forscher in den USA nicht vor moderaten Süssstoffkonsum. Es gibt aber auch keine offizielle Empfehlung, sie zum Abnehmen oder zum Zuckersparen auf Dauer einzusetzen. Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ergänzt: «Statt Zucker durch Süssstoffe zu ersetzen, rät die DGE die Ernährung grundsätzlich auf "weniger süss" umzustellen.»

Nach Angaben der Europäischen Lebensmittelbehörde (Efsa) werden die Auswirkungen von Aspartam seit mehr als 30 Jahren in Versuchen mit Tieren und Menschen untersucht. Aspartam und seine Abbauprodukte seien demnach in den derzeitigen aufgenommenen Mengen für den menschlichen Verzehr unbedenklich. Auch Acesulfam ist seit Jahren in der EU zugelassen.

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