Erdrutsch im Dickson-Fjord Mega-Tsunami in Grönland war bis zu 200 Meter hoch

toko

27.8.2024

Eisberge brechen von einem Gletscher in einen Fjord in Grönland. Zwischen 2011 und 2020 verlor Grönland jährlich etwa 251 Gigatonnen an Eis.
Eisberge brechen von einem Gletscher in einen Fjord in Grönland. Zwischen 2011 und 2020 verlor Grönland jährlich etwa 251 Gigatonnen an Eis.
David Goldman/AP/dpa (Archivbild)

Vor knapp einem Jahr registrierten Forscher eine auffällige seismische Aktivität in Ostgrönland – und vermuten einen Tsunami. Doch welche Ausmasse diese Monster-Welle tatsächlich hatte, wird erst jetzt klar.

toko

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Vor knapp einem Jahr ereignete sich im Dickson-Fjord in Ostgrönland ein Mega-Tsunami.
  • Er wurde von einem Erdrutsch verursacht und war stellenweise bis zu 200 Meter hoch. Dies legen die Ergebnisse von seismischen Daten und Satellitenbildern nahe.
  • Durch die menschengemachte Erderwärmung und folglich das Abschmelzen der Gletscher sowie des Permafrosts werden Ereignisse dieser Art in Zukunft immer häufiger, warnt das Forscherteam.

Im September 2023 suchte ein Mega-Tsunami von bis zu 200 Metern Höhe den Dickson-Fjord in Ostgrönland heim. Darauf deuten die Ergebnisse einer Analyse hin, die nun in der Fachzeitschrift «The Seismic Record» veröffentlicht wurde.

Auslöser war demnach eine grosse Hangrutschung im südlichen hinteren Teil des Fjords, wie ein Forscherteam anhand der seismischen Daten sowie von Satellitenbildern feststellte.

Bei dem Ereignis vor knapp einem Jahr im unbewohnten Dickson-Fjord kam niemand zu Schaden, zerstört wurde lediglich der für die Saison verlassene Militärstützpunkt Sirius auf der kleinen Insel Ella Ø am Ende des Fjords.

Luftbild der verwüsteten Militärstation.
Luftbild der verwüsteten Militärstation.
SIRIUS/Arktisk Kommando

Seismische Signale in 5000 km Entfernung

Mit dieser verwüsteten Basis geriet der Stein auch ins Rollen. Der Wissenschaftskrimi begann, als eine Person an Bord des Kreuzfahrtschiffes «Ocean Albatros» das Arktische Kommando der Dänischen Streitkräfte kontaktiert. Das Schiff passierte das Dickson-Fjord, als der Person auffiel, dass mit der Station etwas nicht stimmte. 

Auch Erdbebenstationen registrierten bis zu 5000 Kilometer entfernt seismische Aktivitäten - Ursprung: Der Osten Grönlands. Dass rund eine Woche später noch immer Signale resistriert wurden, machte die Forscher noch stutziger.

Das Arktische Kommando begab sich also auf Spurensuche. Was genau war auf der Insel Ella Ø passiert? Alles deutete darauf hin, dass ein Tsunami zugeschlagen und viel Material ins Meer gespült hatte.

Ein Container der Militärbasis treibt im Dickson-Fjord.
Ein Container der Militärbasis treibt im Dickson-Fjord.
SIRIUS/Arktisk Kommando

Welle schwappte eine Woche hin und her

Zunächst traf das Inspektionsschiff Knud Radmussen bei Ella Ø ein. Das Schiff befand sich ohnehin in der Nähe, nachdem es in der Woche zuvor mit dem auf Grund gelaufenen Kreuzfahrtschiff in Alpefjord zu tun hatte. Kurz darauf traf auch das Personal der Sirius ein.

Ausserdem startete das Arctic Command einen Überflug mit einem Challenger-Flugzeug, das am 19. September Bilder von dem Gebiet machte. Schon damals deutete viel auf einen grossen Erdrutsch hin, der schliesslich den Tsunami verursachte.

Nun haben Forschende die seismischen Daten vollständig analysiert und ihre Ergebnisse präsentiert. Demnach folgte auf den Tsunami eine sogenannte stehende Welle, die noch viele Tage lang in dem engen Fjord hin und her schwappte.

Mega-Tsunamis durch Klimawandel häufiger

Angela Carrillo Ponce vom Deutschen Geoforschungszentrum in Potsdam analysierte die seismischen Daten. Sie und ihr Team stellten fest, dass die Signale noch lange nach dem Erdrutsch vom 16. September 2023 anhielten.

Mithilfe von Satellitenbildern und Computermodellen konnten die Forscher eine sogenannte stehende Welle von etwa einem Meter Höhe bestätigen. Sie hielt mehr als eine Woche lang an.

Neben den Ergebnissen der Analyse hatte das Team um Ponce auch gleich noch eine Warnung parat: Ereignisse dieser Art könnten bald häufiger vorkommen. 

So beschleunige der menschengemachte Klimawandel das Abschmelzen der grönländischen Gletscher und des Permafrosts und erhöht damit das Risiko von Erdrutschen und anschliessenden Mega-Tsunamis.

Kleinere Ereignisse wurden in den letzten Jahren mehrfach beobachtet, wie etwa die Felslawine im westgrönländischen Karrat-Fjord im Jahr 2017, die einen Tsunami auslöste, der das Dorf Nuugaatsiaq überflutete, elf Häuser zerstörte und vier Menschen tötete.

Riesiger Eisberg taucht vor Neufundland auf

Riesiger Eisberg taucht vor Neufundland auf

Ein riesiger Eisberg aus Grönland treibt aktuell an der Küste Neufundlands vorbei, wie in mehreren Videos von diesem Mittwoch zu sehen ist. Ein faszinierender und leider auch erschreckender Anblick, im Kontext der Erderwärmung.

03.08.2023