Schon 59 Patienten Mysteriöse Lungenkrankheit bricht in China aus – WHO ist alarmiert

dpa/tafi

7.1.2020

In Zentralchina häufen sich Fälle einer mysteriösen Lungenkrankheit: Die Viruserkrankung erinnert an die SARS-Pandemie 2002. Gesundheitsxperten sind alarmiert. (Symbolbild)
In Zentralchina häufen sich Fälle einer mysteriösen Lungenkrankheit: Die Viruserkrankung erinnert an die SARS-Pandemie 2002. Gesundheitsxperten sind alarmiert. (Symbolbild)

KEYSTONE/EPA/TOM XIONG

Ist wieder ein Virus vom Tier auf den Menschen übergesprungen? Eine Häufung mysteriöser Krankheitsfälle in China beunruhigt Experten: 59 Menschen werden mit einer Lungenkrankheit diagnostiziert, die an das Sars-Virus erinnert. Jetzt schaltet sich die WHO ein.

Nach immer mehr Fällen einer rätselhaften Lungenkrankheit in der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan hat sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeschaltet. «Die WHO verfolgt die Situation aufmerksam und steht im engen Kontakt mit den nationalen Behörden in China», hiess es am Montag von der UN-Behörde in Genf.

Die Zahl erfasster Infektionen ist nach Angaben der chinesischen Behörden inzwischen auf 59 gestiegen. Sieben der Patienten seien in einem kritischen Zustand.

Wie gefährlich die Krankheit ist, war zunächst noch unklar: «Es gibt begrenzte Informationen, um das Gesamtrisiko dieser Häufung von Lungenerkrankungen unbekannter Ursache einzuschätzen», hiess es von der WHO, die bisher für Reisende «keine besonderen Vorkehrungen» empfiehlt. Gut 120 Menschen stünden derzeit unter Beobachtung.

Hongkong ergreift erste Massnahmen

Hongkong hat unterdessen erste Vorsichtsmassnamen ergriffen. Am Flughafen wurde ein zusätzliches System installiert, das die Körpertemperatur ankommender Passagiere prüfen soll. Am Schnellbahnhof West-Kowloon wurde extra Personal zur Messung der Körpertemperatur eingesetzt. Auf dem Bahnhof kommen Schnellzüge aus Festlandschina an. In der chinesischen Sonderverwaltungsregion sind bisher 16 Verdachtsfälle gemeldet.



Auch in Singapur gibt es nach Presseberichten einen ersten Verdachtsfall. Ein dreijähriges Mädchen, das Wuhan besucht habe, sei in einem stabilen Zustand im Krankenhaus, hiess es.

Ihren Anfang nahm die mysteriöse Lungenkrankheit wohl auf einem Fischmarkt in der 19-Millionen-Metropole, auf dem auch andere Tiere verkauft werden. Sie gelten als mögliche Virusquelle.  Der Huanan-Markt ist inzwischen geschlossen worden und soll gründlich gereinigt werden. Das infizierte Mädchen in Singapur war nach den Presseberichten allerdings nicht auf dem Markt.

Ausbruch erinnert an Sars-Pandemie

Die Gesundheitskommission von Wuhan berichtete, nach bisherigen Analysen gebe es «keine klaren Beweise» für eine Übertragung von Mensch zu Mensch. Auch sei kein medizinisches Personal infiziert.

Bei der Virus-Erkrankung handele es sich nicht um Grippe, Mers, Vogelgrippe oder Sars, hiess es weiter. Die Untersuchungen, ob es sich um ein neuartiges Virus handelt, dauerten zunächst noch an. Die Fälle werden derzeit als virale Lungenentzündung unbekannter Ursache behandelt.



Die Nachrichten aus Wuhan weckten die Erinnerung an die Sars-Pandemie, die 2002 in der südchinesischen Provinz Guangdong begann und anfangs vertuscht wurde. Das Severe Acute Respiratory Syndrome (Sars) zählte zu den gefährlichsten Infektionswellen der jüngeren Zeit. Der Ausbruch 2003 war im Sommer beendet, ab und an wurden auch danach noch neue Infektionen erfasst. Insgesamt registrierte die WHO weltweit rund 8000 Sars-Fälle, mehr als 800 Menschen starben.

Gefahr durch Wirtswechsel

Glücklicherweise sei das Virus nicht so leicht übertragbar gewesen wie etwa Influenza, sagten Experten später. Ob Fledermäuse oder Schleichkatzen der ursprüngliche Reservoirwirt des Virus waren, liess sich bis heute nicht sicher klären. Das Überspringen von Krankheiten aus dem Tierreich auf den Menschen ist generell nicht ungewöhnlich. Weitere Beispiele für solche sogenannten Zoonosen sind Influenza, HIV, Ebola, Mers und Tollwut.

Bei spontanen Wirtswechseln eines Erregers ist die Gefahr einer verheerenden Epidemie oft grösser als bei schon lange kursierenden, weil der Mensch keine Antikörper gegen den neuen Erreger hat. Das ist das typische Szenario, das beispielsweise auch bei einer Grippepandemie etwa mit Vogelgrippeviren befürchtet wird

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