Parker Solar ProbeErster Flug zur Sonne – Diese Nasa-Sonde soll nach den Sternen greifen
sda/phi
8.8.2018
Die Sonde ist sieben Jahre unterwegs, erreicht bis zu 692'000 km/h und hält 1370 Grad aus: Am Samstag beginnt eine neue Nasa-Mission.
Samstag geht die Nasa in die Luft: Die US-Weltraumbehörde schickt erstmals ein Forschungsraumschiff zur Sonne, das durch die Atmosphäre unseres Zentralgestirns fliegen wird. Die unbemannte «Parker Solar Probe» soll sich dabei der Sonnenoberfläche auf nur knapp 6,2 Millionen Kilometer nähern und Temperaturen von rund 1370 Grad Celsius standhalten, wie die Nasa mitteilte.
Das Raumfahrzeug von der Grösse eines Autos wird während seiner auf sieben Jahre ausgelegten Sonnenexpedition insgesamt 24 Mal durch die sogenannte Corona fliegen, wie Astronomen die Atmosphäre unseres Zentralgestirns nennen. Dabei soll die Sonde unter anderem die Frage beantworten, warum in der Corona Temperaturen von bis zu 5,6 Millionen Grad Celsius herrschen, während die Sonnenoberfläche nur 5500 Grad heiss ist.
60 Jahre Nasa: Meilensteine der US-Raumfahrtbehörde
Die «National Aeronautics and Space Administration» wurde 1958 als zivile US-Bundesbehörde für Raumfahrt und Flugwissenschaft gegründet. Die NASA fungiert mit rund 17'000 Beschäftigten auch als wichtige geo- und klimawissenschaftliche Forschungsstation, doch ins kollektive Gedächtnis der Menschheit ist sie durch ihre Gehversuche im Weltall gerückt. Wir zeigen in dieser Galerie Schlüsselmomente der US-Raumfahrtbehörde.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Ein erklärtes Fernziel der NASA mit Hauptsitz in Washington D.C. ist ein bemannter Flug zum Mars, möglicherweise mit dem in Entwicklung befindlichen Raumschiff Orion. Ob möglicherweise private Investoren der staatlichen Institution zuvorkommen, ist derzeit ungewiss. Diese Grafik spielt in jedem Falle noch Zukunftsmusik.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Im Rahmen des New-Frontiers-Programms erforscht die NASA unser Sonnensystems mit Raumsonden. Die «New Horizons» hob im Januar 2006 ab, um den Pluto und seinen Mond Charon sowie den Kuipoergürtel zu erkunden. Im Januar 2019 sollte die Sonde den transneptunischen Himmelskörper 2014 MU69 erreichen.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Ein «Selfie» des Marsrovers Curiosity am Aeolis Mons auf dem erdnächsten Planeten vom August 2015. Drei Jahre zuvor war die Sonde auf dem Mars gelandet. Seitdem hat die Curiosity gut 12 Kilometer zurückgelegt und gestochen scharfe Bilder von der leblosen Oberfläche des Roten Planeten geliefert.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Die solargetriebene Sonde Juno wurde im August 2011 gestartet und schwenkte im Juli 2016 in eine Umlaufbahn um den Jupiter ein. Sie erforscht den Gasplaneten aus einer polaren Umlaufbahn.
Bild: Keystone
Was mit Sonden (noch) nicht erreichbar ist, wird für uns durch das Hubble-Weltraumteleskop sichtbar wie hier das Paar der etwa 70 Millionen Lichtjahre entfernten Antennen-Galaxien im Sternbild Rabe. Der um die Erde kreisende Satellit ist für das blosse Auge sichtbar, allerdings nicht von der Schweiz aus, da er nicht über den Horizont steigt
Bild: Gemeinfrei/NASA
Im Jahr 2021 könnte das in Entwicklung befindliche James-Webb-Weltraumteleskop die Nachfolge von Hubble antreten. Das wesentlich leistungsstärkere Teleskop ist ein Gemeinschaftsprojekt der NASA, der ESA und der kanadischen Weltraumagentur CSA.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Die NASA liefert auch Daten über umweltrelevante Vorgänge auf der Erde und misst zum Beispiel die Grösse des Ozonlochs über der Antarktis ...
Bild: Gemeinfrei/NASA
... oder die weltweite Lichtverschmutzung.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Gemeinsam mit anderen Raumfahrtbehörden begann die NASA 1998 mit dem Bau an der Internationalen Raumstation (ISS). Seit November 2000 ist die ISS dauerhaft von Astronauten bewohnt. Die in einer Höhe zwischen 370 bis 460 Kilometern um die Erde kreisende Station wird laufend erweitert und verbessert.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Durch tödliche Unfälle erlebte die NASA im Laufe ihrer Geschichte auch schwere Rückschläge. So kam die gesamte siebenköpfige Besatzung der Raumfähre Columbia ums Leben ...
Bild: Keystone
... als das Space Shuttle am 1. Februar 2003 nach einer zweiwöchigen Mission beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre auseinanderbrach.
Bild: Keystone
Tief ins Gedächtnis der Menschheit brannte sich die Mission «Apollo 11» der NASA ein. Am 16. Juli 1969 startete die Raumkapsel an der Spitze der Trägerrakete Saturn V von Cape Canaveral in Florida ...
Bild: Gemeinfrei/NASA
... und brachte drei US-amerikanische Astronauten zum Mond. Der erste Mensch auf dem Erdtrabanten war am 21. Juli Neil Armstrong, der hier seinen Kollegen Buzz Aldrin fotografiert.
Bild: Gemeinfrei/NASA
Der erste Mensch, den die NASA in den Weltraum bringen konnte, war Alan Shepard. Nach einem 15-minütigen suborbitalen Flug erreichte er am 5. Mai 1961 wohlbehalten die Erdoberfläche. Der sowjetrussische Kosmonaut Juri Gagarin war der NASA allerdings mit seiner Erdumrundung am 12. April 1961 als erster Mensch im All zuvorgekommen.
Bild: Gemeinfrei/NASA
So nahe wie niemand zuvor
Ausserdem könnte die nach dem 91-jährigen Astrophysiker Eugene Parker benannte Raumsonde künftig bei der Vorhersage sogenannter Sonnenstürme helfen. Bei solchen kosmischen Wetterereignissen werden geladene Teilchen von der Sonne ins All geschleudert, die auf der 150 Millionen Kilometer entfernten Erde geomagnetische Stürme auslösen können. Je nach ihrer Stärke verursachen diese Magnetstürme beträchtliche Störungen in der Stromversorgung.
Gegen Hitze und Strahlung in Sonnennähe ist die «Parker Solar Probe» durch einen gut 11,4 Zentimeter dicken Karbonschild geschützt. Eine Reihe von Instrumenten an Bord soll während der Mission magnetische und elektrische Felder, Plasmawellen und hochenergetische Teilchen messen. Dabei wird die Sonde der Sonne so nahe kommen wie keine andere zuvor.
Raumsonde beobachtet Sturm-Karussells an Jupiter-Polen
Bilder der Raumsonde Juno zeigen: Am Nordpol des Planeten Jupiter umkreisen gleich acht Wirbelstürme einen zentralen Zyklon.
Bild: NASA/JPL-Caltech/SwRI/ASI/INAF/JIRAM
Am Südpol des Gasriesen sind es fünf Wirbelstürme.
Bild: NASA/JPL-Caltech/SwRI/ASI/INAF/JIRAM
Die Jupitersonde «Juno» der US-Raumfahrtbehörde Nasa ist die erste Raumsonde, die gezielt die Jupiterpole überfliegt.
Bild: NASA/JPL-Caltech
Die Polarregionen des grössten Planeten unseres Sonnensystems sind wenig erforscht, weil Jupiters Rotationsachse keine grosse Neigung besitzt und seine Pole daher von der Erde kaum zu sehen sind.
Bild: NASA/JPL-Caltech/SwRI/MSSS/Gerald Eichstädt
Raumsonde «Juno» startete am 5. August 2011 in Cape Canaveral.
Am 4. Juli 2016 schwenkte sie in eine Umlaufbahn um den Jupiter ein.
Im Juli 2018 oder später soll die Sonde gezielt auf die Oberfläche des Jupiter abstürzen.
Bild: NASA/JPL-Caltech
Geschwindigkeitsrekord angepeilt
Und noch einen zweiten Rekord soll die die Maschine aufstellen: Bei ihren Vorbeiflügen am riesigen Sonnenball wird die Sonde auf bis zu 692'000 Stundenkilometer beschleunigen. Dies macht sie zum bisher schnellsten von Menschen geschaffenen Objekt.
Die Sonne schwächelt - droht uns eine «kleine Eiszeit»?
Das Magnetfeld der Sonne. Unser Tagesgestirn wird in ein grosses Aktivitätsminimum rutschen und das dürfte sich auch auf das Klima auf der Erde auswirken.
Bild: NASA
Wie aktiv die Sonne ist, zeigt diese Aufnahme der NASA.
Bild: Keystone
Ob sich ein grosses Aktivitätsminimum anbahnt, ist jedoch alles andere als klar. «Das nächste grosse Minimum kommt bestimmt, aber wir können überhaupt nicht vorhersehen, wann», sagt der Sonnenphysiker Sami Solanki, Direktor am Göttinger Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung im Vorfeld des Tags der Sonne am 3. Mai.
Bild: dpa
Während des sogenannten Maunder-Minimums, einer ausgedehnten Phase niedriger Sonnenaktivität in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, sanken in Europa die Temperaturen, so dass die Londoner, bei denen heutzutage nur ausnahmsweise mal Schnee fällt, im Winter sogar regelmässig auf der Themse Schlittschuh laufen konnten. (Gefrorene Themse, 1677, von Abraham Hondius)
Bild: Public Domain
Die Sonne durchläuft regelmässig einen etwa elfjährigen Aktivitätszyklus, in dem sich Zeiten hoher Sonnenaktivität mit Phasen geringer Aktivität abwechseln. In ausgedehnten Aktivitätsminima wie dem Maunder-Minimum verharrte die Sonnenaktivität Jahrzehnte auf niedrigem Niveau. «Der aktuelle Sonnenzyklus ist ein sehr schwacher, man muss fast 100 Jahre zurückblicken, um so einen schwachen Zyklus zu finden», berichtet Solanki.
Bild: Keystone
Wie stark das Maunder-Minimums - benannt nach dem britischen Astronomenpaar Annie und Edward Walter Maunder - im 17. Jahrhundert zur ohnehin bereits herrschenden «kleinen Eiszeit» beigetragen hat, ist unter Forschern umstritten. Und die Eingriffe des Menschen ins Klimasystem sind heute noch deutlich stärker. «Der Einfluss der Sonne aufs Klima wird immer kleiner und unbedeutender gegenüber dem des Menschen», meint Solanki. (Jäger im Schnee, 1565, von Pieter Brueghel dem Älteren)
Bild: Public Domain
Der Start der Sonnensonde ist am Samstag vom Weltraumbahnhof Cape Caneveral im US-Bundesstaat Florida geplant. Um 09.48 Uhr Schweizer Zeit soll eine Delta-IV-Heavy-Rakete die «Parker Solar Probe» auf den Weg zu unserem heissen Zentralgestirn bringen.
Hier erklärt die Nasa, warum die Sonde nicht verglüht:
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