Zwei Landwirte versprühen Pestizide auf einem Gemüsefeld in China.
Ein Landwirt düngt ein Feld in Niedersachsen.
Eine Frau geht an einem Strand in Malaysia an Plastikmüll vorbei.
Neue Strategie gegen alarmierenden Verlust der Artenvielfalt - Gallery
Zwei Landwirte versprühen Pestizide auf einem Gemüsefeld in China.
Ein Landwirt düngt ein Feld in Niedersachsen.
Eine Frau geht an einem Strand in Malaysia an Plastikmüll vorbei.
Der Verlust der Biodiversität bedroht die Lebensgrundlagen. Die Weltnaturschutzkonferenz im Oktober in Kunming in China soll eine neue Strategie beschliessen. Können die Ziele diesmal erfüllt werden?
Ein neues internationales Abkommen soll den dramatischen Verlust von Arten und ihrem Lebensraum bremsen oder möglichst sogar stoppen. Der erste Entwurf dazu wurde am Montag veröffentlicht.
Er sieht unter anderem vor, ansteigend bis 2030 mindestens 30 Prozent der für die Biodiversität besonders wichtigen Landflächen und Meere zu bewahren und zu schützen. Ziel sei, dass die Welt 2050 wieder im Einklang mit der Natur lebe, sagte die Leiterin des Sekretariats der UN-Konvention über die biologische Vielfalt (CBD), Elizabeth Maruma Mrema. «Ohne Biodiversität gibt es kein Leben», sagte sie.
Die knapp 200 Vertragsstaaten der UN-Konvention sollen das Abkommen im Oktober im chinesischen Kunming beschliessen. Dort findet die 15. UN-Biodiversitätskonferenz (Cop15) statt. Allerdings haben die Vertragsstaaten schon öfter ehrgeizige Ziele nicht eingehalten. So wurden die bis 2020 festgelegten Vorgaben verfehlt, wie ein Bericht zum Zustand der Biodiversität feststellte.
«Dies ist unsere letzte Chance, der Verlust der Biodiversität ist schlimmer als je zuvor in der Menschheitsgeschichte», sagte Mrema. Die Corona-Pandemie habe die Welt wachgerüttelt, nun sei eine Besserung der Lage möglich.
Die Umweltstiftung WWF kritisierte die Pläne als unzureichend. Der Entwurf für eine neue Strategie im Kampf gegen den Verlust von Arten und Lebensraum sei nicht ambitioniert genug, sagte Biodiversitäts-Experte Florian Titze der Deutschen Presse-Agentur in Peking. «Die enthaltenen Ziele würden nicht ausreichen, um das Artensterben weltweit bis 2030 zu stoppen.»
Der ökologische Fussabdruck des Konsums und der Produktion werde damit nicht weit genug reduziert. «Mindestens eine Halbierung wäre bis 2030 notwendig.» Dazu gehöre auch die Nahrungsmittelproduktion, wo der Entwurf «deutlich zu schwach» sei. «Die Transformation zu nachhaltigen Wirtschafts- und Finanzsystemen ist grundsätzlich viel zu wenig im Fokus», sagte Titze. «Klar ist: Wenn weiter im grossen Stil in die Zerstörung der Natur investiert wird, dann helfen auch ambitionierte Flächenschutzziele nichts.»
Wegen des Ausbruchs des Coronavirus war die ursprünglich im Herbst 2020 geplante Biodiversitätskonferenz in Kunming verschoben worden und soll jetzt vom 11. bis 24. Oktober stattfinden. Im Mittelpunkt steht der alarmierende Rückgang der biologischen Vielfalt weltweit. Durch den Verlust an Lebensräumen, Arten und auch genetischer Vielfalt verarmt nicht nur die Natur, sondern ist auch die Lebensgrundlage der Menschheit bedroht. Wie das Risiko von Pandemien auch über Naturschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt verringert werden kann, ist als zusätzliches Thema hinzugekommen.
Das angestrebte Rahmenabkommen soll dazu führen, dass die 196 Vertragsstaaten ihre nationalen und regionalen Aktionspläne entwickeln sowie ihre Strategien auf den neuesten Stand bringen. Die Entwicklung solle ständig beobachtet und der Fortschritt auf globaler Ebene überprüft werden, fordert das CBD-Sekretariat.
Eine wirksame Umsetzung des Rahmenabkommens erfordere auch neue finanzielle Mittel. Mindestens zehn Milliarden US-Dollar (8,4 Mrd Euro) sollten Entwicklungsländern pro Jahr zusätzlich bereitgestellt werden. Der stellvertretende Leiter des CBD-Sekretariats, David Cooper, betonte, dass viel Geld auch aus Einsparungen beim Abbau schädlicher Subventionen kommen könne. Diese können nach dem Entwurf um mindestens 500 Milliarden US-Dollar im Jahr reduziert werden. Bei der Welthandelsorganisation (WTO) in Genf soll noch dieses Jahr ein Abkommen über den Abbau schädlicher Subventionen in der Fischerei verabschiedet werden. Ein wichtiges Ministertreffen dazu findet an diesem Donnerstag online statt.
Zu den 21 Zielen der geplanten globalen Strategie bis 2030 gehört auch eine Verringerung des Einsatzes von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und eine Verringerung von Plastikmüll. Die Umweltverschmutzung müsse auf ein Niveau vermindert werden, dass der Biodiversität, der Funktion der Ökosysteme und der menschlichen Gesundheit nicht abträglich sei, heisst es weiter.
Der Anstieg beim Artensterben solle gestoppt und möglichst umgekehrt werden, sehen die konkreten Ziele in dem Entwurf vor. Das Risiko des Aussterbens soll bis 2030 um mindestens zehn Prozent herabgesetzt werden, während die Zahl der bedrohten Arten abnehmen müsse. Zu den langfristigen Zielen bis 2050 zählt, die Geschwindigkeit des Artentodes sehr deutlich zu reduzieren. Das Risiko des Aussterbens müsse bis dahin halbiert werden, wird gefordert.
Die 1993 in Kraft getretene und völkerrechtlich bindende Konvention ist das wichtigste multilaterale Vertragswerk zum Schutz der Artenvielfalt. Es wurde von den meisten der 196 Vertragsstaaten auch ratifiziert, allerdings von den USA noch nicht.