Subvariante BA.2.75 Die Verunsicherung ist gross – die Wissenslücken sind es auch

SDA, gbi

6.7.2022 - 16:34

Forschende müssen mehr Proben des Virustypen sequenzieren, um mehr Erkenntnisse zu erhalten (Symbolbild).
Forschende müssen mehr Proben des Virustypen sequenzieren, um mehr Erkenntnisse zu erhalten (Symbolbild).
Bild: Keystone

Mit BA.2.75 tritt eine neue Untervariante des Coronavirus auf den Plan. Sie dürfte eine Reihe besorgniserregender Mutationen aufweisen – wie gefährlich sie das macht, wird sich zeigen.

6.7.2022 - 16:34

«Es ist durchaus möglich, dass BA.2.75 eine global erfolgreiche Variante wird, es ist aber zu früh, dies mit Sicherheit zu sagen»: So stellt Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel den Wissensstand zur in Indien beobachteten neuen Coronavirus-Variante zusammen.

Bei BA.2.75 handelt es sich um eine Omikron-Subvariante des Coronavirus. In den vergangenen Tagen hatten mehrere Wissenschaftler auf Twitter ihre Gedanken über mögliche Folgen dessen Erbgut-Veränderungen geäussert.

So schrieb zum Beispiel der britische Virologe Tom Peacock, dass der Erreger mehrere Mutationen am sogenannten Spike-Protein aufweise, mit dem das Virus an menschlichen Zellen andockt. Einzeln betrachtet lasse keine der Veränderungen wirklich aufhorchen, aber wenn alle zusammen auftauchten, sei es eine andere Sache.

Es gebe erst wenige Informationen aus Sequenzierungen dieser Virusvariante, betont auch Soumya Swaminathan, Chef-Forscherin der Weltgesundheitsorganisation WHO, in einem am Dienstag veröffentlichten Video. Laut ihr wurde dieser Typ zuerst in Indien registriert und danach in rund zehn weiteren Ländern – darunter ist mit Deutschland auch ein Nachbarland der Schweiz. In Indien gilt diese Virusvariante als mitverantwortlich für einen kürzlich beobachteten Anstieg der Fallzahlen.

Auch Swaminathan kann lediglich bestätigen, dass die Subvariante «mehrere Mutationen» am Spike-Protein aufzuweisen scheine. Ob sich das auf die Fähigkeiten des Virus, den Immunschutz zu umgehen, auswirkt oder zu schwereren Krankheitsverläufen führt, sei aber noch unklar. Man müsse weiter forschen und beobachten. 

Der österreichische Molekularbiologe Ulrich Elling zeigt sich zumindest besorgt über das Auftauchen der neuen Variante. «Bevor wir mit der BA.5-Welle fertig sind, müssen wir uns schon für die nächste wappnen», schreibt er auf Twitter. Ihn beunruhige, dass BA.2.75 acht weitere Mutationen gegenüber der Variante BA.2 aufweise, was «bemerkenswert» sei. Er hoffe aber, dass er schlussendlich unbegründet Alarm schlage. 

Mit Labortests (PCR) müsste laut Experten auch BA.2.75 nachweisbar sein. Es gebe keinen Hinweis, dass BA.2.75 nicht per PCR detektiert werden könne, schrieb die Genfer Virologin Isabella Eckerle auf Twitter, um eine anderslautende Behauptung zu widerlegen.

Auch Neher erklärte, bei PCR-Tests schienen ihm Nachweisprobleme unwahrscheinlich zu sein, da diese Tests typischerweise mehrere Zielgene hätten.

SDA/gbi

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